„Der Körper sendet uns zu bestimmten Uhrzeiten Signale“Nachts immer zur gleichen Zeit wach? Wie ihr eure innere Uhr umprogrammiert

Frau liegt nachts wach.
Wenn wir nachts fast täglich zur gleichen Uhrzeit wach werden, ist das nicht nur schlafraubend, sondern auch ziemlich frustrierend.
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Tagsüber müde und zerschlagen, weil ihr nachts immer wieder wach werdet?
Unruhiger Schlaf und regelmäßiges Aufwachen können uns zermürben. Besonders zehrt es an den Nerven, wenn wir immer wieder zur gleichen Zeit aus dem Schlaf schrecken, um auf die Toilette zu gehen oder zur Wasserflasche zu greifen. Können wir unsere innere Uhr umprogrammieren, wenn sie zu unseren Ungunsten tickt? Wie wir wieder zu erholsamem Schlaf finden, erklärt der Schlafmediziner Dr. Michael Feld im RTL-Interview.

„Körper sendet uns zu bestimmten Uhrzeiten Signale“

Die Kirchenuhr schlägt drei Uhr und ihr seid plötzlich hellwach? Das Problem: Wenn sich unsere innere Uhr erst einmal eingependelt hat und der nächtliche Gang zur Toilette oder zum Kühlschrank zur Gewohnheit wird, kann das unsere Schlafgesundheit stören. Doch woher kommt dieser Drang und warum wachen wir immer wieder zum gleichen Zeitpunkt auf?

„Der Organismus und der innere Biorhythmus können so ein Verhalten schnell antizipieren. Dann drückt plötzlich jede Nacht um drei Uhr die Blase“, erklärt Dr. Michael Feld. Doch das sei nicht der einzige Grund dafür, dass Menschen nachts wach werden. „Laut der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) gibt es eine Organuhr, und der Körper sendet uns zu bestimmten Uhrzeiten Signale, von denen wir aufwachen, weil die Organe stärker arbeiten. Da ist in der Theorie etwas dran“, erklärt der Schlafmediziner.

Dr. med. Michael Feld, Facharzt für Allgemeinmedizin, Somnologe (DGSM), Schlafmediziner
Der Kölner Schlafmediziner Dr. Michael Feld erklärt, wie ihr eure innere Uhr umstellen könnt.

Er sehe diese Organuhr jedoch nicht ganz so streng wie in der TCM-Lehre festgehalten, erklärt der Experte. Sie sei über Jahrtausende durch das genaue Beobachten und Dokumentieren gesundheitlicher Beschwerden innerhalb der menschlichen Zyklen entwickelt worden.

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Wach, zwischen ein und drei Uhr morgens?

„Nach dieser Theorie sollen bestimmte Organe immer zu festen Uhrzeiten aktiv sein. Doch das lässt sich aus unserer westlichen Medizin so nicht komplett halten. Für Organe wie die Leber trifft allerdings zu, dass sie nachts mehr durchblutet und versorgt wird“, weiß der Schlafmediziner. Wer also verstärkt zwischen ein und drei Uhr morgens wach wird, könnte das darauf zurückführen, dass die Leber gerade entgiftet. Darauf folgt die Lunge, die sich laut der TCM-Lehre zwischen drei und fünf Uhr morgens reinigt.

„Ich glaube in den meisten Fällen an eine Kombination aus beidem: Also bestimmte Organ-Rhythmen und ein antizipiertes Verhalten, weil der Körper sich zum Beispiel daran gewöhnt hat, dass die Blase drückt”, sagt Dr. Feld.

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Stress am Tag beeinflusst unseren Schlaf in der Nacht

„Der Körper merkt sich, dass er beispielsweise immer um drei Uhr wach wird, weil er dieses Verhalten antizipiert hat. Ganz ohne, dass es eine konkrete Ursache dafür gibt“, erklärt der Experte. Organische Gründe sollten dennoch nicht ausgeschlossen werden. Laut dem Mediziner könnten dies zum Beispiel folgende sein:

  • eigenes Schnarchen oder Schnarchen des Partners

  • Schwierigkeiten, Luft zu bekommen, weil sich die Bronchien verengen

  • aufsteigende Magensäure – Sodbrennen in den frühen Morgenstunden

Doch es gibt auch weitere Gründe, warum man immer zu einer bestimmten Zeit wach wird. Dr. Feld geht dabei vor allem von Stress im Alltag als Ursache für gestörten Nachtschlaf aus.

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Nach vier bis sechs Wochen solltet ihr einen Arzt aufsuchen

„Nachts erleben wir eine übersteigerte Sensibilität des Körpers und der Seele“, sagt er. Daher sollten wir nicht zu streng mit uns selbst sein, wenn wir eine Zeit lang häufig aufwachen und schlechter schlafen. Solange man wieder einschlafen könne und es keine starke Tagesmüdigkeit gebe, sei das regelmäßige Aufwachen – auch zu bestimmten Uhrzeiten – laut Dr. Feld kein krankhaftes Verhalten.

„Wer jedoch vier bis sechs Wochen am Stück damit zu tun hat und auch tagsüber darunter leidet, dass er zu wenig Schlaf bekommen hat, sollte die genaue Ursache bei einem Schlafmediziner abklären lassen“, gibt er zu bedenken.

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Mit dieser Schlafhygiene programmiert ihr die innere Uhr um

Um selbst das Bestmögliche aus der Nachtruhe zu holen, helfen laut Dr. Feld sechs einfache Regeln für eine gute Schlafhygiene.

  • „Das Schlafzimmer sollte dunkel sein, leise, kühl und ruhig. Das sind wichtige äußere Faktoren.“

  • „Innere Faktoren sind auch wichtig – kann ich Stress reduzieren? Darauf hinarbeiten.“

  • „Eine Stunde bevor Sie ins Bett gehen, sollten Sie nichts Aufregendes mehr machen, also am besten keinen actionreichen Krimi mehr anschauen und sich nach Möglichkeit nicht mit dem Partner streiten – auch keinen Sport und keine Sauna.“

  • „Vor der Nachtruhe nicht mehr zu viel trinken, vor allem auf eine Kanne Tee unmittelbar vor dem ins Bett gehen lieber verzichten.“

  • „Am besten das Smartphone nicht mehr nutzen und zusammen mit dem Fernseher sogar raus aus dem Schlafzimmer!“ Der hohe Blauanteil der Bildschirme hemme die Produktion des Schlafhormons Melatonin. Stattdessen sollte man eine entspannte Atmosphäre mit gemütlichem und warmem Licht schaffen.

  • „Unbedingt versuchen, sich generell zu entspannen. Und nicht zu viel über das Schlafen nachdenken, das setzt nur unter Druck.“

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Schlafmediziner verrät: So sieht optimaler Schlaf aus

Und wie lautet die grobe Formel für optimales Schlafverhalten?

„Guter Schlaf ist, wenn ich im Schnitt sechs bis acht Stunden Schlaf hatte. Wenn ich ausreichend tief geschlafen habe – also 20 Prozent Tiefschlafanteil, 20 Prozent Traumschlafanteil, der Rest ist Leichtschlaf und wenn ich mich am nächsten Tag fit und ausgeruht fühle.” Nur ganz wenige Menschen würden mit vier bis sechs Stunden Schlaf auskommen, nur sehr wenige bräuchten neun bis zehn Stunden Schlaf. Hilfreich könnte außerdem sein, sich regelmäßige Schlafenszeiten anzugewöhnen.