Acht Stunden? Fehlanzeige! Forscher verraten, wie viel Schlaf wir wirklich brauchen

Acht Stunden Schlaf sind das Optimum?
Nicht, wenn es nach einem US-Forscherteam aus Nashville geht. Den Experten zufolge ist die optimale Schlafdauer für Erwachsene nämlich deutlich geringer als bislang gedacht. Müssen wir uns also gar nicht verrückt machen, wenn die Nachtruhe mal kürzer ausfällt als gewohnt?
Brauchen wir im Idealfall acht Stunden Schlaf?
Der Mensch braucht im Schnitt idealerweise acht Stunden Schlaf.
So lautete jedenfalls bislang die dringende Empfehlung auf Basis wissenschaftlicher Forschung. Wer über längere Zeit weniger Schlaf bekommt, schadet seiner Gesundheit, wird oft gewarnt - ein Grund dafür, warum sich viele Menschen Sorgen machen, wenn sie über Tage hinweg deutlich kürzer schlafen.
Doch nun zeigt eine groß angelegte Studie, dass es wohl doch gar nicht so viele Stunden Schlaf sein müssen. Brauchen wir uns also gar nicht so viele Gedanken machen?
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Studie: Fitnesstracker-Daten von über 7.000 Personen ausgewertet
Die Mediziner Neil Zheng und Evan Brittain vom Vanderbilt University Medical Centre in Nashville, Tennessee, in den USA haben die Daten von Fitnesstrackern von 7.000 Personen über rund fünf Jahre hinweg ausgewertet.
Das Ergebnis: Die durchschnittliche Schlafdauer der Probanden lag bei lediglich 6,7 Stunden pro Nacht – und die meisten von ihnen waren vollkommen gesund!
Diese Erkenntnisse veröffentlichte das Forschungsteam jetzt im Fachblatt „Natur Medicine“.
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Neue Zahlen: Wie viel Schlaf braucht der Mensch?
Die Forscher verglichen Schlafdauer und Schlafqualität der Probanden zudem mit deren Anfälligkeit für chronische Krankheiten.
Bei der Untersuchung zeigte sich, dass bei Menschen, die entweder sehr viel oder sehr wenig schliefen, das Risiko für Bluthochdruck, Depressionen und Angstzustände stieg. Das geringste Risiko für diese drei Erkrankungen hatten demnach die Teilnehmer mit einer Schlafdauer von knapp unter sieben Stunden pro Nacht.
Das bedeutet jedoch nicht, dass jetzt jeder nur noch knapp sieben Stunden schlafen sollte. Laut der Studie führte eine Schlafdauer von größtenteils sechs bis acht Stunden pro Nacht nämlich zu vergleichbaren Gesundheitsergebnissen, daneben spielten auch andere Faktoren eine Rolle. Dennoch gilt festzuhalten: Die Studien-Ergebnisse rütteln an der allgemeinen Annahme, dass acht Stunden Schlaf unweigerlich am förderlichsten für die Gesundheit sind.
„Unsere Ergebnisse stützen die Annahme, dass sieben Stunden Schlaf für Erwachsene eher die Mitte des gesunden Bereichs als die Untergrenze darstellen“, resümiert das Forscherteam seine Arbeit.
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Studie: Warum sind plötzlich bereits sieben Stunden Schlaf ausreichend?
Doch warum hieß es so lange, dass es immer möglichst acht Stunden Schlaf sein sollten?
Das Forscherteam sieht den Grund dafür in der Fehleranfälligkeit früherer Studien. Diese bezogen ihre Daten meist aus Fragebögen, die die freiwilligen Studienteilnehmer ausgefüllt hatten. Selbstauskünfte seien stark fehleranfällig und daher nicht zuverlässig genug, sagte Brittain gegenüber dem englischsprachigen Nachrichtenportal iNews.
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Forscher betonen: Schlafbedürfnis ist individuell
So verringere sich beispielsweise bei Fettleibigkeit und Schlafapnoe - einer Erkrankung, die dazu führt, dass Betroffene mehrmals pro Nacht aufwachen -, die Wahrscheinlichkeit für Bluthochdruck oder Depressionen, wenn die Betroffenen länger schliefen, wie die Studie ebenfalls aufzeigt. Fraglos ist also, dass auch der jeweils individuelle Gesundheitszustand eine Rolle hinsichtlich der optimalen Schlafdauer spielt.
Die Forscher weisen zudem darauf hin, dass das Schlafbedürfnis eines jeden Menschen individuell sei. Die neuen Erkenntnisse dienen also in erster Linie zur Orientierung - es müssten immer mehrere Aspekte beim Thema Schlafdauer berücksichtigt werden. (mjä)