Neun Opfer missbrauchtVon „Papawittchen“ zum Kinderschänder – Familienvater Steffen H. (64) muss in den Knast

Steffen H. soll über zwei Jahrzehnte insgesamt zwölf Kinder missbraucht haben.
Steffen H. hat über zwei Jahrzehnte Kinder missbraucht.
RTL
von Frank Vacik und Gizem Schumann

Jahrelang inszenierte er sich als liebevoller Vater.
Der als „Papawittchen“ bekannte Steffen H. aus Leipzig hat über zwei Jahrzehnte hinweg Kinder missbraucht, darunter auch seine eigenen. Jetzt muss der 14-fache Vater für seine grauenhaften Taten 10,5 Jahre ins Gefängnis.

„Wir tragen die Narben deines Handelns und werden uns davon befreien“

Eine Tochter (29) des Angeklagten ergreift am Donnerstag vor Gericht in Chemnitz im Namen ihrer Geschwister das Wort: „Wir sind keine klassische Familie mehr. Wir werden einen Weg finden, die Last abzulegen. Wir tragen Narben deines Handelns und werden uns davon befreien.“ Ihre Worte sind ein eindringlicher Appell, der die Tragik und den Schmerz der betroffenen Kinder verdeutlicht.

Steffen H. spielt jahrelang den liebevollen Familienvater und lässt sich von Kameras begleiten. Steffen H., der wegen seines Rückenleidens nur 1,58 Meter groß ist, wird als „Papawittchen“ bekannt. Er kümmert sich als alleinerziehender Vater um seine damals sieben Kinder, nachdem er von seiner Ex-Frau verlassen wird. Auch RTL berichtet 2006 erstmals über ihn.

Lese-Tipp: Mehr als 20 Jahre Missbrauch – jetzt gibt 14-facher Vater alles zu

Doch in Wahrheit hat Steffen H. sich über 20 Jahre an seinen eigenen Kindern und deren Freunden vergangen. Vor Gericht gibt der 64-Jährige zu, dass die grausamen Missbrauchsvorwürfe gegen ihn wahr sind. Das Urteil am Donnerstag lautet: 10,5 Jahre Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung. Insgesamt sind es neun Opfer, acht davon sind seine eigenen.

Staatsanwaltschaft ermittelte bereits gegen Steffen H.

Dr. Dominik Schulz, Präsident des Landgerichts Chemnitz, äußerte seine Bestürzung über die Tatsache, dass niemand etwas bemerkt haben will. Die Kinder, die nun teilweise erwachsen sind, haben sich schließlich dazu durchgerungen, die Wahrheit zu sagen. Mandy K., die Mutter von fünf seiner Kinder, behauptet, nichts von alldem gewusst zu haben.

Steffen H. steht schon länger im Rampenlicht der Behörden, mit dem düsteren Verdacht, Kinder sexuell missbraucht zu haben. Zwischen 2016 und 2019 rollen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, während das Jugendamt gleichzeitig das Sorgerecht des Vaters unter die Lupe nimmt. Einige Kinder werden sogar aus der Familie geholt. Doch trotz der schweren Vorwürfe wird das Verfahren überraschend eingestellt und das Jugendamt zieht sich zurück. Tragischerweise missbraucht der Angeklagte die Kinder noch weiter bis ins Jahr 2022.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Im Video: Kita-Missbrauch ohne Konsequenzen – was sind die Aussagen von Kindern wert?

Steffen H. entschuldigt sich bei seinen Kindern vor Gericht

Vor Gericht entschuldigt er sich bei seinen Kindern und sagt, er schäme sich für seine Taten. Obwohl die Worte von Steffen H. für seine Kinder möglicherweise ihre Bedeutung verloren haben, bietet sein Geständnis ihnen zumindest einen kleinen Trost: Sie müssen nicht vor Gericht aussagen und die traumatischen Erlebnisse erneut durchleben. Mit dem Urteil können sie nun hoffentlich beginnen, einen Weg zu finden, um mit den dunklen Kapiteln ihrer Vergangenheit abzuschließen.