„Papawittchen” vor Gericht Mehr als 20 Jahre Missbrauch – jetzt gibt 14-facher Vater alles zu

Steffen H. muss sich vor Gericht verantworten
Steffen H. muss sich vor Gericht verantworten
FRANKVACIK APR
von Frank Vacik, Nadine Becker und Sina Schlink

War alles nur gespielt?
Steffen H. gibt jahrelang den liebevollen Familienvater, lässt sich von Kameras begleiten. Jetzt gibt er vor Gericht in Chemnitz zu: Die grausamen Missbrauchs-Vorwürfe gegen ihn sind wahr.

Steffen H. soll sich an zwölf Kindern vergangen haben

Mehr als 20 Jahre lang soll er sich an seinen eigenen Kindern und deren Freunden vergangen haben. Die Staatsanwaltschaft ist sich sicher, dass der 64-Jährige von 2001 bis 2022 insgesamt zwölf Kinder missbraucht hat. Der Vorwurf gegen den 14-fachen Vater aus Leipzig: u.a. schwerer sexueller Missbrauch.

Niemand will etwas gemerkt haben

Dr. Dominik Schulz, Präsident des Landgerichts Chemnitz zu RTL: „Tatsächlich, dass nie jemand irgendetwas gemerkt haben will. Dass die Kinder so lange auch ja, ich sag jetzt mal, zur Verfügung gestanden haben. Wirklich schreckliches Vorgehen und aus menschlicher Sicht wirklich kaum nachvollziehbar.”

Irgendwann haben sich die Betroffenen mittlerweile teilweise erwachsenen Kinder, dazu durchgerungen, die Wahrheit zu sagen. Auch Mandy K., mit der er wohl fünf Kinder hat, soll nichts von alldem gewusst haben. Sie ist in der Nebenklage. Auch die Kinder sind Nebenkläger.

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Der Angeklagte bittet um Entschuldigung

Verliebt hat sich die damals 25-Jährige vor Jahren in Steffen H., als sie ihn im Fernsehen sieht. Als „Papawittchen”. Es ist der Spitzname, den Steffen H. bekommt, weil er sich als alleinerziehender Vater um seine damals sieben Kinder kümmert, nachdem er von seiner Ex-Frau sitzen gelassen worden ist. Eine Herausforderung. Auch, weil der gelernte Graveur eine körperliche Behinderung hat. Wegen eines Rückenleidens hört der Frührentner bei 1,58 Metern auf zu wachsen. Auch RTL berichtet zum ersten Mal 2006 über den heutigen Angeklagten.

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Vor Gericht gibt der 64-jährige Steffen H. nun alles zu. Er bittet bei seinen Kindern um Entschuldigung und schäme sich. Sein Geständnis sorgt nun wenigstens dafür, dass sie vor Gericht nicht aussagen, nicht noch einmal durchmachen müssen, was er ihnen angetan hat. Das Urteil wird Ende März erwartet.