„Das haben wir so noch nie erlebt”Feuerwehrmann erzählt von unglaublicher Rettung aus dem Maishäcksler

jj.00_00_02_20.Still001.jpg
Chris Hartmann von der Freiwilligen Feuerwehr war von Anfang an dabei.
Nordwest Media/Freiwillige Feuerwehr Osterholz-Scharmbeck

Diese Rettung ist einmalig.
Beim Gang über das Maisfeld am Rande eines Erntefests wird ein 19-Jähriger von einem Maishäcksler erfasst und in ihn hineingezogen. Er steckt bis zur Hüfte im Gebiss der Maschine. Nur dank einer außergewöhnlichen Rettungsaktion hat er seine Beine nicht verloren.

Feuerwehrmann: „ Ersthelfer berichten von einem lauten Schmerzensschrei”

Es ist mitten am Tag, als sich der Mann von einem der Festwagen entfernt und in das angrenzende Maisfeld geht. Der Mais in der kleinen Ortschaft Hülseberg (Niedersachsen) steht in voller Höhe. So hoch, dass der Landwirt, der gerade mit seinem Häcksler erntet, den 19-Jährigen offenbar übersehen hat. Der junge Erwachsene wird vom Schneidwerk erfasst, beide Beine eingeklemmt. „Das sind natürlich massive Schmerzen, die Ersthelfer berichteten auch von einem lauten Schmerzensschrei”, erzählt Chris Hartmann von der Freiwilligen Feuerwehr Osterholz-Scharmbeck im Gespräch mit RTL.

Lese-Tipp: Not-OP auf dem Acker! Feld-Chirurg: „Es gab nur eine Chance”

Beim Maisfeld angekommen, kann die Feuerwehr ihren Augen kaum trauen. „Das war schon ein besonderer Einsatz für uns. Das haben wir so noch nie erlebt”, erzählt Hartmann weiter. Doch für lange Überlegungen haben die Einsatzkräfte keine Zeit. Jetzt zählt jeder Schritt und jede Sekunde. Denn je länger der junge Man feststeckt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass seine Beine amputiert werden müssen. Kurz darauf treffen zwei Notärzte ein, einer mit dem Helikopter. Auch örtliche Landwirte und zwei Servicetechniker eilen zur Hilfe. Mit gebündelter Kompetenz beginnt eine extrem anspruchsvolle und ganz besondere Rettungsaktion.

Im Video: Landwirt: „Eigentlich kann so ein Unfall nicht passieren

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Unfallchirurg sollte möglicherweise die Beine amputieren

„Wir haben die Person erstmal mit Gurten stabilisiert. Weil der Mann in den Messern der Maschine feststeckte, musste man schauen, dass er sich so wenig wie möglich bewegt”, erklärt der Feuerwehrmann. Der 19-Jährige bekommt starke Schmerzmittel und wird narkotisiert. Zunächst versuchen die Einsatzkräfte, den Mann mit hydraulischen Geräten wie Spreizern und Scheren zu befreien. Doch mithilfe der Expertise von Landwirten und Servicetechnikern, kommt ihnen eine zündende Idee, erzählt Hartmann: „Wir haben angefangen das Maisgebiss zu demontieren und auseinander zu bauen.”

Lese-Tipp: „Du brauchst Hirn, keine Beine“ - Amputierter RTL-Reporter macht Mähdrescher-Unfallopfer Mut

Sie zerlegen das sogenannte Maisgebiss so weit in Einzelteile, dass die Feuerwehrleute den jungen Mann aus der Maschine herausziehen können. So müssen Spreizer und Schere gar nicht erst zum Einsatz kommen. „Bis zum Schluss war nicht klar, ob uns das rechtzeitig gelingt”, so der Feuerwehrsprecher. Doch das ist es. Nach dem Alarmieren dauert es insgesamt eine Stunde bis zur Befreiung und Übergabe an den Rettungshubschrauber, der den Transport in eine Spezialklinik nach Hamburg übernimmt. In der Zwischenzeit ist sogar ein Unfallchirurg für den Fall der Amputation eingeflogen. Doch das ist zum Glück nicht nötig.

Ein Mann in einem Maisfeld.
RTL-Reporter Dylan Brandes wird mit seinen rund 1,80 Meter vom Mais in Hülseberg überragt.
RTL

Der Mann liegt immer noch Krankenhaus

„Der Notarzt sprach von einer außergewöhnlichen Leistung aller Beteiligten. Aufgrund der schnellen Rettungskette bestand schon am Rettungshubschrauber keine Lebensgefahr mehr für die Person”, erzählt Hartmann im Gespräch mit RTL. Auch die Besucher und Organisatoren des Erntefestes machten den Einsatzkräften keine Probleme. Sie räumten ohne Zögern den gesamten Platz, damit der Hubschrauber dort landen kann.

Lese-Tipp: Mann gerät in Mähdrescher – Ärzte amputieren beide Beine auf dem Acker

Auf Anfrage von RTL, erzählt eine Sprecherin der Polizeiinspektion Verden/Osterholz: „Der 19-Jährige befindet sich weiterhin im Krankenhaus, ist aber nicht in Lebensgefahr.” Die Polizei ermittelt jetzt, wieso der junge Mann überhaupt in das Maisfeld gegangen ist. Bisher konnte er offenbar noch nicht befragt werden. Auch welche Folgen der Unfall für ihn hat und ob der Mann jemals wieder Laufen kann, ist noch unklar. (jjä)