Anstaltsleiterin suspendiert!
Schwere Misshandlungen in der JVA Gablingen? Ex-Häftlinge packen aus
Es sind unfassbare Vorwürfe!
Sind in der bayerischen JVA Augsburg-Gablingen Insassen misshandelt worden? Ex-Häftlinge sprechen jetzt offen über die Zustände, die sie am eigenen Leib erfahren haben sollen. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen zehn Beschuldigte. Das wird ihnen vorgeworfen.
Häftlingsmisshandlungen in der JVA Augsburg-Gablingen?
Hinter den grauen Gefängnismauern soll sich ein unglaublicher Folter-Skandal abgespielt haben. Szenen, die ein ehemaliger Insasse RTL schildert, lassen einen schaudern. „Als ich längst gefesselt war, haben sie immer weiter und weiter auf mich eingeschlagen und auch mit dem Knie mehrfach ins Gesicht“, beschreibt ein Ex-Häftling, der anonym bleiben möchte, sein Martyrium. Seine Identität ist RTL bekannt, doch er traut sich nicht, sein Gesicht öffentlich zu zeigen. Zu groß ist die Sorge vor möglichen Repressalien.

Es scheint kein Einzelfall zu sein, was der Mann erlebt haben soll. Immer wieder soll es zu Übergriffen von Justiz-Beamten auf Häftlinge gekommen sein. Dazu schildern die Insassen eine katastrophale medizinische Versorgung, grundlose Erniedrigungen und lange Isolationshaft, schon bei geringen Verstößen. Besonders krass: Häftlinge sollen in kompletter Dunkelheit isoliert worden sein, nackt, ohne Matratze oder Decke. „Ich war da komplett nackt drin und habe später gemerkt, dass ich auch an den Rippen Verletzungen habe. Mich hat aber auch keiner verarztet“, sagt ein Insasse.
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Stellvertretende JVA-Leiterin besonders im Fokus
Die stellvertretende Anstaltsleiterin sei bei den Grausamkeiten herausgestochen, heißt es von den Häftlingen. Sie sei es gewesen, die die Freiheiten der Insassen immer weiter eingeschränkt haben soll. „Sogar die Beamten hatten Angst vor ihr“, sagt ein Mann, der eine Zeit in der JVA abgesessen hat. Persönlich sei sie so gut wie nie vor Ort gewesen, habe ihr straffes Regiment bequem vom Homeoffice aus geführt. Angeblich würde eine Fußverletzung sie dazu zwingen.

Die beschuldigte und inzwischen suspendierte stellvertretende Gefängnisleiterin weist die Vorwürfe gegen sie zurück. Ihre Anwälte fordern von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in einem Brief, dem Justizministerium „die Befugnis zu entziehen, sich weiterhin als Aufsichtsbehörde mit der Prüfung von Vorwürfen in Zusammenhang mit der Justizvollzugsanstalt Augsburg-Gablingen zu befassen“.

Bayerns Justizminister will von nichts gewusst haben
Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) erklärt, er sei nicht über Vorwürfe zur Haftanstalt informiert worden. Von Vertuschung könne jedoch keine Rede sein, meint er. Den Fall ins Rollen brachte 2023 eine Anstaltsärztin. Sie hat sich insbesondere über die Unterbringung in den besonders gesicherten Hafträumen, in den Häftlinge isoliert werden, ausgelassen. Anschließend überprüfte die Staatsanwaltschaft die Zustände in der JVA und begann zu ermitteln. Bei einer Durchsuchung der Haftanstalt sind Unterlagen, Mobiltelefone und Datenträger sichergestellt worden.
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Die ehemaligen Insassen hoffen jetzt, dass ihnen geglaubt wird und die Beschuldigten gerecht bestraft werden. Doch wer am Ende tatsächlich für die unmenschlichen Behandlungen in der Verantwortung steht, wird noch ermittelt werden müssen. Es geht um Körperverletzungsdelikte im Amt sowie um tätliche Übergriffe von Beschäftigten auf Gefangene. „Man kann diese Leute sehr schwer anzeigen, da man sehr schnell eine Verleumdungsklage bekommt“, so ein Ex-Häftling. Als Vorbestrafter hätte man ohnehin eine geringere Glaubwürdigkeit vor Gericht, resigniert er. (xes)