Häftlinge in deutscher JVA schwer misshandelt?

„Keine Matratze, splitterfasernackt am Boden”

Justizangehöriger vor der JVA Augsburg-Gablingen. Hier hat es wegen eines möglichen Verdachts auf Körperverletzung im Amt einen Polizeieinsatz gegeben. (Archivbild)
In der JVA Augsburg-Gablingen hat es wegen eines möglichen Verdachts auf Körperverletzung im Amt einen Polizeieinsatz gegeben. (Archivbild)
Stefan Puchner/dpa

Schwere Vorwürfe gegen Justizbeamte in einem der größten Gefängnisse Bayerns!
Haben Beamte der Justizvollzugsanstalt (JVA) Augsburg-Gablingen Häftlinge misshandelt? Insider berichten über unhaltbare Zustände in den Hafträumen und von tätlichen Übergriffen auf Insassen.

Augsburg: Politiker fordern Aufklärung

In einem der größten Gefängnisse Bayerns sollen Häftlinge nackt in Sicherheitszellen gesperrt worden seien. Die Staatsanwaltschaft Augsburg ermittelt. Einzelne Gefangene sollen möglicherweise unbekleidet in einem „besonders gesicherten Haftraum ohne gefährdende Gegenstände“ untergebracht worden sein, ohne dass besondere Voraussetzungen für diese Maßnahme vorlagen, wie der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft mitteilt.

Zudem geht die Anklagebehörde Vorwürfen nach, wonach es zu tätlichen Übergriffen einzelner Beschäftigter auf Gefangene gekommen sein soll. Zuvor haben Augsburger Allgemeine und Bayerischer Rundfunk berichtet. Justizminister Georg Eisenreich will die Vorwürfe rückhaltlos aufklären lassen, wie der CSU-Politiker ankündigt. Anzeige erstattet hat laut BR unter anderem eine Augsburger Rechtsanwältin. Die Juristin hat über die Erfahrungen eines ihrer Mandanten in der JVA gesagt: „Loch im Boden, wo er seine Geschäfte verrichten muss”, so die Verteidigerin im BR.

„Keine Matratze, splitterfasernackt am Boden.“ Auch eine zeitweilig in dem Gefängnis tätige Ärztin hat mit dem Sender gesprochen und berichtet, sie habe in dem besonders gesicherten Haftraum 80 Prozent der Häftlinge ohne Unterhose, ohne Matratze und ohne Decke erlebt.

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Durchsungen im Gefängnis

„Die Vorwürfe müssen rückhaltlos aufgeklärt werden“, sagt Justizminister Georg Eisenreich (CSU). „Sollte es zu Straftaten durch Bedienstete gekommen sein, werden diese strafrechtlich konsequent verfolgt und auch dienstrechtlich konsequent geahndet.“ Straftaten im Justizdienst seien inakzeptabel. Der Justizminister betont aber auch, dass bis zum rechtskräftigen Abschluss der Verfahren die Unschuldsvermutung gilt. Zu den Einzelheiten des Ermittlungsverfahrens äußert sich Eisenreich nicht, da die Ermittlungen in der Hand der Augsburger Staatsanwaltschaft liegen.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Augsburg sind in dem Zusammenhang am Donnerstag Räume des Gefängnisses von Polizei und Staatsanwaltschaft durchsucht worden. Weitere Einzelheiten nennt die Ermittlungsbehörde am Wochenende nicht. So ist unbekannt, gegen wie viele JVA-Mitarbeiter sich die Vorwürfe richten. Nicht bestätigt ist auch, ob eine mögliche Beteiligung von Vorgesetzten überprüft wird.

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In der JVA Gablingen sind viele Untersuchungshäftlinge untergebracht, ein prominenter Insasse war nach seiner Inhaftierung 2020 der frühere Wirecard-Chef Markus Braun. Der Manager sitzt nach wie vor in U-Haft, allerdings mittlerweile seit fast zwei Jahren in München. (xes, dpa)