Vier Patientinnen getötet und deren Wohnungen angezündet
Zeuge trifft Berliner Todesarzt am Tatort – „Merkwürdig, dass er nicht die Feuerwehr gerufen hat!”
„Ich fand das damals schon alles eigenartig!”
Innerhalb von nur sechs Wochen soll Arzt Johannes M. vier Patientinnen getötet und ihr Zuhause in Brand gesteckt haben. Jetzt erzählt Zeuge Patrick, wie er den 39-jährigen Mediziner zufällig an einem der Tatorte in Berlin trifft – in dem Moment, als eine der schwerkranken Frauen gerade hilflos in ihrer brennenden Wohnung liegt. Er habe sich gewundert, dass der Arzt nicht die Feuerwehr ruft. Und noch weitere Sachen seien ihm äußerst merkwürdig vorgekommen.

Zeuge verwundert über Brand in Berlin: „Wie soll das Feuer vom Herd im Flur gelandet sein?“
Sein Beruf ist es zu helfen, doch er macht offenbar genau das Gegenteil: Der Fall des mutmaßlich tötenden Berliner Arztes sorgt bundesweit für Schlagzeilen. Johannes M. sitzt seit Dienstag in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: Totschlag und Brandstiftung. Die vier schwerkranken Patientinnen soll er zwischen dem 11. Juni und dem 24. Juli getötet haben.
Patrick ist am 11. Juni auf dem Weg zur Arbeit. Seinen Nachnamen möchte er nicht öffentlich nennen. Er macht an einem Kiosk im Berliner Stadtteil Neukölln Halt und raucht dort noch eine Zigarette. Plötzlich hört er das ohrenbetäubende Piepen eines Rauchmelders und sieht dichten Qualm aus der darüberliegenden Wohnung aufsteigen. Gemeinsam mit einem Begleiter sei er nach oben gerannt, erzählt er im RTL-Interview. Die Tür sei offen gewesen.
„Ich habe gesehen, dass der Herd brennt, dass da eine Flamme an war. Aber auf dem Fußboden hat es auch gebrannt. Das fand ich schon damals eigenartig. Wie soll denn das Feuer vom Herd im Flur gelandet sein?” Doch fürs Fragenstellen sei damals keine Zeit gewesen. Als die Männer den Gasherd in der brennenden Wohnung gesehen hätten, seien sie weggerannt. Der Flur habe ohnehin bereits lichterloh gebrannt und ein Betreten sei nicht mehr möglich gewesen, sagt Patrick.
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Berliner Palliativ-Arzt unter Tötungs-Verdacht: Zeuge Patrick über merkwürdiges Treffen mit „Pfleger”
Bevor die Männer nach oben gerannt seien, erinnert er sich, seien sie noch von einem Mann angesprochen worden. „Draußen stand ein Herr, der zu uns meinte, er sei der Pfleger”, sagt Patrick. Der Mann habe erzählt, in der brennenden Wohnung befinde sich noch eine Frau, die er eine halbe Stunde zuvor an ein Beatmungsgerät angeschlossen hätte. Er sei dann weggegangen und gerade erst wiedergekommen.
„Er telefonierte da draußen, aber nicht mit der Feuerwehr, sondern mit irgendwem anderen”, sagt Patrick. Komisch sei ihm das vorgekommen. Dass die Frau im Kiosk längst die Feuerwehr gerufen hatte, habe der Mann nicht ja wissen können. „Ich fand es merkwürdig, dass er nicht die Feuerwehr gerufen hat!“
Inzwischen ist klar, dass der vermeintliche Pfleger Arzt Johannes M. ist. Ein weiterer Zeuge filmt den Brand. Auf dem Handyvideo, das RTL vorliegt, ist der 39-Jährige klar zu erkennen.

Ermittlungen gegen Arzt: Was war sein Motiv?
Im Rahmen der Ermittlungen gegen den Mediziner müssen gerichtsmedizinische Untersuchungen nun klären, woran die Frauen konkret gestorben sind. Johannes M. war laut Staatsanwaltschaft seit Jahresanfang im Palliativteam eines Pflegedienstes beschäftigt. Die Feuer habe er wahrscheinlich gelegt, um die Taten zu vertuschen, hieß es.
Sein Motiv ist aber noch immer unklar. Von einem Raubdelikt geht die Behörde nicht aus, weil nach bisherigen Ermittlungen in den Wohnungen der Patientinnen keine Wertgegenstände fehlen. Auch für eine Tötung auf Verlangen sieht die Staatsanwaltschaft bislang keine Anhaltspunkte. Sie hätten sich nicht in einer akuten Sterbephase befunden.
„Er hat seine Arbeit sehr ernst genommen und ist nie negativ aufgefallen”, sagt einer seiner Kollegen zu RTL. Im Kollegenkreis sei man „fassungslos”. Es herrsche eine „große Betroffenheit”. Johannes M. hätten sie „stets als höflich, freundlich und den Patienten zugewandt” erlebt.
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