Gestern geklebt, heute vor Gericht

Kein Knast für Klima-Lilli – sie plant schon die nächste Flughafen-Blockade

von Samina Faizi und Patricia Kiel

„Ich bin fassungslos!”
Das sagt Klima-Lilli (24) in ihren letzten Worten, bevor ihr Urteil fällt. Das Gericht klebt ihr 180 Tagessätze zu je 10 Euro. Die Staatsanwaltschaft akzeptiert das milde Urteil jedoch nicht und kündigt Rechtsmittel an. Gestern blockierte sie noch am Kölner Flughafen das Rollfeld, heute kommt sie mit einer milden Strafe davon. Und sie kündigt direkt neue Aktionen an. RTL hat mit ihr gesprochen.

Klima-Lilli in Berlin vor Gericht: „Mir fällt gerade keine andere Protestform ein”

„Wir sind gerade in einer absoluten Ausnahmesituation, unsere Regierung scheißt auf unsere Lebensgrundlagen”, beginnt Lilli Gomez das Gespräch mit RTL. Die 24-Jährige war im Oktober 2023 mit dabei, als Klimaaktivisten die Weltzeituhr auf dem Berliner Alexanderplatz mit Farbe besprühten. Dafür muss sie sich jetzt vor Gericht verantworten.

Derzeit laufe eine internationale Klima-Kampagne, erklärt sie. Will heißen: In elf verschiedenen Ländern dürften Urlauber sich auf Einschränkungen im Flugverkehr gefasst machen. Nach Köln und Frankfurt schlagen Klima-Aktivisten heute am Flughafen Stuttgart zu, belagern Terminals. Wieder einmal sitzen Hunderte Reisende ratlos auf gepackten Koffern und warten.

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Für die Klima-Kleber gehe es nicht anders – „Öl tötet”, lautet der Name der Kampagne. Denkt Klima-Lilli dabei auch an die Passagiere? „Ja, natürlich, das tut uns mega leid, dass die Passagiere da in Mitleidenschaft gezogen werden”, gibt die Aktivistin zu. Inzwischen wird gegen zwei Frauen und drei Männer im Alter von 21 bis 55 Jahren ermittelt, so die Polizei.

Es gibt sogar Musik - Klimaaktivisten besetzen die Terminals 1 und 3 im Stuttgarter Flughafen. Die Polizei schaut erst einmal zu.
Klimaaktivisten besetzen die Terminals 1 und 3 im Stuttgarter Flughafen.
Letzte Generation

Ihr Protest würde sich aber auf gar keinen Fall gegen die Reisenden richten. Aber: „Mir fällt gerade keine andere Protestform ein”, so Klima-Lilli. Sie persönlich könne auch verstehen, dass Menschen in den Urlaub reisen möchten. Ihre Empfehlung? Weg von der Flugscham, hin zum Regierungshandeln. Viel konkreter wird sie nicht. Sie verteidigt jedoch ihr Handeln.

Im Video: Klimakleber legen Flughafen Frankfurt lahm!

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„Natürlich habe ich Angst vor Repressionen, Angst im Knast zu landen”

„Ich würde doch niemals auf die Idee kommen, mich auf ‘nen scheiß Flughafen zu setzen, wenn es nicht notwendig wäre. Wie dumm ist das denn eigentlich?”, erklärt sie heute in Berlin vor Gericht. Und weiter: „Natürlich habe ich Angst vor Repressionen, Angst, im Knast zu landen, Angst, verschuldet zu leben”, so die Studentin. Sie sei heute vor allem vor Gericht, weil „ich das nicht länger mit ansehen kann”, gibt sie an. Es würde zu wenig getan, um das Klima zu schützen, ist sie sich sicher. Menschen müssten sich der Gefahren bewusster werden.

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Wie sieht ihre klimafreundliche Art zu Reisen aus?

„Es gibt nicht wirklich eine gute Alternative, ins weite Ausland zu reisen”, schildert Klima-Lilli. Schiff, Auto, Bus? Alles zu schädlich, wenn man die Aktivistin fragt. Sie selbst sei diesen Sommer am Bodensee gewesen – mit dem Zug. Aber natürlich sei auch sie schon geflogen. „Wir wollen nicht den Menschen verbieten, in den Urlaub zu fliegen, dazu haben wir gar nicht das Recht”, so die 24-Jährige. Das Recht, Flughäfen zu stürmen und sich auf Rollbahnen anzukleben, hat sie aber auch nicht. Dennoch gibt sie sich sicher: „Ich kann jetzt direkt sagen, dass ich in den nächsten Wochen einen weiteren Flughafen blockieren werde.“