Heldenmut in der KriseNürnberger U-Bahn-Fahrer verlängert Urlaub, um nach Jahrhundertflut in Spanien zu helfen

von Yannick Seeber und Konrad Rampelt

Was für ein Vorbild!
Inmitten der verheerenden Flutkatastrophe in Spanien ist Antonio Garrido Hidalgo (56) ein Lichtblick der Solidarität. Der deutsch-spanische U-Bahn-Fahrer aus Nürnberg hat seinen Urlaub spontan verlängert, um vor Ort im Katastrophengebiet in Valencia zu helfen – und insbesondere seinen Vater, der auf einen Rollator angewiesen ist, zu unterstützen.

Antonio hat Flutkatastrophe direkt miterlebt

U-Bahn-Fahrer Antonio Garrido Hidalgo lebt mittlerweile in Nürnberg.
U-Bahn-Fahrer Antonio Garrido Hidalgo lebt mittlerweile in Nürnberg.
RTL

Die Zahl der Todesopfer durch die schweren Unwetter ist mittlerweile auf über 200 gestiegen. Besonders betroffen ist die Region um Valencia, wo meterhohe Wellen und Wassermassen ganze Straßenzüge zerstörten und zahlreiche Menschen in ihren Häusern einschlossen. „Das ist alles kaputt. Die Leute hier haben alles verloren. Ihr ganzes Leben ist den Bach runtergegangen“, erzählt Antonio, sichtlich betroffen im Gespräch mit RTL. Während die spanische Regierung noch mehr Soldaten in die betroffenen Gebiete schickt, wächst hier die Zahl der Freiwilligen täglich.

Eigentlich war Antonio mit seiner Familie im Süden Spaniens im Urlaub, als das Unwetter in Valencia zuschlug. Er erlebte die Katastrophe hautnah mit: „Da haben wir dann am Dienstag um 17, 18 Uhr gesehen, dass die Flut von der Autobahn runterkam. Es waren Wellen von zwei Metern und das war Theater.” Die Autos seien einfach davon geschwemmt worden. „Mein Auto ist auch beschädigt worden”, erinnert sich Antonio.

Der erfahrene U-Bahn-Fahrer kennt Verantwortung – nicht nur in seinem Beruf, in welchem er täglich tausende Nürnberger sicher befördert. Seine Sorge um die Familie war groß, als er die Zerstörung in seiner Heimat sah. Besonders sein Vater, der allein und auf Hilfe angewiesen ist, bereitete ihm schlaflose Nächte. „Wenn ich dann nach Nürnberg gehen würde, dann gehe ich mit gemischten Gefühle und ich kann mich nicht konzentrieren auf die Arbeit”, sagt er.

Kritik an Regierung – „Ältere Leute konnten sich nicht mehr retten”

Antonio fragt sich, ob die Katastrophe eingedämmt hätte werden können. Er übt harsche Kritik an den spanischen Behörden: „Die Meteorologen, die haben das schon in der Früh gewusst, dass eine Katastrophe kommt. Aber die weitere Leute, die damit beschäftigt sind, die haben es ja erst um 15, 16 Uhr rausgegeben. Da konnte sich keiner mehr retten. Oder die älteren Leute, die konnten sich nicht mehr retten.”

Im Chaos der Katastrophe organisieren sich die Menschen selbst. Antonio nehme einen großen Zusammenhalt unter den Anwohnern wahr. Die staatliche Hilfe kam laut ihm erst einen Tag später. Die Verzögerungen haben ihn anfangs wütend gemacht – doch der Wille, seine Heimat zu unterstützen, sei stärker, erklärt der U-Bahn-Fahrer.

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Die Flut hat die keine Gemeinde Alfafar südlich von Valencia zum Schrottplatz gemacht.
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RTL

Mit Unterstützung seiner Kollegen in Nürnberg konnte er seinen Urlaub bis zum 19. November verlängern und bleibt nun in Valencia, um bei den Aufräumarbeiten und der Versorgung seiner Familie zu helfen. „Ich bin traurig, weil so viele Leute ihr Leben verloren haben”, sagt er.

Inmitten der Verwüstung zeigt uns Antonio, dass Mitgefühl keine Grenzen kennt – und dass manchmal eine mutige Entscheidung ausreicht, um für andere in größter Not da zu sein.