Lange Haftstrafe für Freund

„Er wollte mich umbringen” – Deborah springt aus Angst vor ihrem Partner vom Balkon und stirbt

von Annalena Antzar und Samira Bonneik

Haare ausgerissen und mit dem Messer angegriffen!
Im August 2024 soll Anouar B. seine Freundin Deborah R. in ihrer Wohnung angegriffen haben. Er soll ihr unter anderem Büschelweise Haare heraus gerissen und sie mehrfach mit einem Brotmesser geschnitten haben. Die Frau springt aus Angst vor ihrem Freund vom Balkon – sie stirbt. Das Hamburger Gericht verurteilt den 33-Jährigen zu einer langen Haftstrafe.

Eskalierte ein Streit?

Die Eltern der Toten verfolgen das Urteil vor Gericht. Für sie ist es wohl einer ihrer schwersten Momente, in den Gerichtssaal zu gehen und dort den Mann zu sehen, der ihre Tochter in den Tod getrieben haben soll. Aus Angst vor ihrem Freund soll ihre Tochter Deborah 15 Meter in die Tiefe gesprungen sein. Ein Nachbar verständigt den Notarzt, doch die Hilfe kommt zu spät. Bevor die schwerverletzte Frau stirbt, sagt sie zu ihrem Nachbarn, ihr Freund habe sie verprügelt und umbringen wollen. „Wir haben von der Beziehung gar nichts gewusst”, sagt Deborahs Vater Uwe Schmidt im Gespräch mit RTL. Die Richterin beschreibt die Beziehung als „toxisch”, geprägt von vielen Streitigkeiten. Anouar B. und Deborah R. sollen außerdem eine „Of-Off”-Beziehung geführt haben.

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Schwerer Weg für Deborahs Eltern

Hilfe soll Anouar B. für seine schwerverletzte Freundin nicht geholt haben. Im Gegenteil: Er flieht, setzt sich nach Italien ab. Der Anwalt des 33-Jährigen plädiert dennoch auf Freispruch. Anouar B. habe seine Freundin nicht misshandelt, es habe lediglich einen Streit gegeben. Das Gericht verurteilt ihn wegen Körperverletzung mit Todesfolge, gefährlicher Körperverletzung und versuchten Totschlags durch Unterlassen zu sieben Jahren Gefängnis. Für Deborahs Eltern ist das Urteil eine Art Abschluss. Kurz nach der Urteilsverkündung sagt Deborahs Vater im Gespräch mit RTL: „Jetzt haben wir Zeit, das Ganze zu verarbeiten. Das wird noch eine Zeit lang dauern, aber wir spüren jetzt im Innern eine gewisse Befreitheit.”

Hinweis: Nach dem tödlichen Balkonsturz, der in Hamburg für viel Aufsehen gesorgt hatte, hatte die Polizei in der Öffentlichkeitsfahndung die Bezeichnung Ex-Freund benutzt. Auch rtl.de berichtete. Im Laufe des Prozesses stellte sich nach Angaben der Gerichtssprecherin heraus: „Es soll sich um eine On-off-Beziehung gehandelt haben. Zum Tatzeitpunkt soll sie bestanden haben”.