Gruppenvergewaltigung in Wien
Mutter des Opfers (12) entsetzt über zwei Freisprüche

Sie kann nicht glauben, dass die Angeklagten nicht verurteilt wurden.
Nach den Freisprüchen in zwei Vergewaltigungsprozessen meldet sich die Mutter des missbrauchten Mädchens (12) aus Wien zu Wort. Dem Portal Heute erzählt die 35-Jährige auch, wie die schrecklichen Taten ans Licht kamen.
Wiener Gericht begründet Freispruch mit Zweifeln an Schilderung des Opfers
„Es war wie ein Schlag ins Gesicht, dass sie ohne Strafe davonkamen”, sagt die Wienerin. Auch über Hetze im Netz zeigt sie sich schwer getroffen. Anonym wurde ihr unter anderem vorgeworfen, unzureichend reagiert zu haben. „Das tut wirklich weh”, erklärt die 35-Jährige, die alleinerziehend ist und einen Beruf ausübt.
Das Landgericht Wien hatte den Freispruch für einen 17-Jährigen am 7. Januar, der rechtskräftig ist, mit Zweifeln an der Schilderung des Opfers begründet. Ein 16-Jähriger, dem ebenfalls vorgeworfen worden war, das Mädchen vergewaltigt zu haben, war im Dezember von den Anschuldigungen rechtskräftig freigesprochen worden.
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Österreich: Mädchen wollte über Taten lange nicht sprechen
Als sich die damals Zwölfjährige im Jahr 2023 plötzlich zurückzog und ihre Fröhlichkeit verlor, merkte ihre Mutter sofort, „dass etwas Schlimmes mit ihr passiert ist”. Freunden berichtete sie von ihren Sorgen um ihre Tochter.
Doch die wollte über ihre offensichtlichen Probleme mit niemandem sprechen. „Ich habe ihre Angst und Verzweiflung in ihren Augen gesehen, flehte sie an, sich zu öffnen und über ihren Kummer mit mir zu reden”, sagt die Mutter zu Heute. Sie bedauert, das gesamte Ausmaß des monatelangen Missbrauchs damals nicht erkannt zu haben. „Wir waren bei Ärzten, Sozialarbeitern. Doch sie redete nicht, war komplett verschlossen und verängstigt. Es war die Hölle”, erinnert sich die 35-Jährige. Fachleute erklärten lediglich, ein solches Verhalten sei in der Pubertät ganz normal. „Ich war verzweifelt, weil keiner meine Ängste ernst nahm.”
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Mädchen soll in Hotelzimmer missbraucht worden sein
Als ihre Tochter an einem Tag im April 2023 bis in den späten Abend nicht erreichbar war, machte die Mutter sofort eine Vermisstenanzeige. An jenem Abend soll es in einem Hotelzimmer zu massiven Missbrauchshandlungen gekommen sein. „Kurz vor Mitternacht konnten wir sie mit dem Taxi bei einer Freundin, bei der sie danach Zuflucht gesucht hatte, abholen lassen”, erzählt die Wienerin dem Portal. „Sie war völlig fertig, hatte besorgniserregend viel Hunger und Durst.”
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Im Herbst 2023 brach das Mädchen endlich sein Schweigen. Wegen seines schlechten Zustandes war das Kind zwei Wochen in einer Kinderpsychiatrie untergebracht. „Umso erstaunlicher ist, dass das Gerichtsgutachten meiner traumatisierten Tochter keine bleibenden Schäden zugestehen will”, erklärt die Mutter.
Gegen mehr als ein Dutzend Minderjährige sowie einen 19-Jährigen, die bei ihren Kontakten das junge Mädchen sexuell missbraucht haben sollen, wird weiterhin ermittelt. (bst)