Aus Liebe wurde ein Albtraum„Er wollte sie besitzen” - Andrea Kranichs Killer zu Knast verurteilt

Dürfen ihre Töchter endlich abschließen?
Andrea Kranich wird am 20. Februar 2023 in einer Wohnung im hessischen Büdingen getötet. Der Täter: ihr zum Tatzeitpunkt 63-jähriger Lebensgefährte. Die lebensfrohe Frau, wie ihre Töchter sie schildern, hinterlässt vier Kinder und zahlreiche Enkelkinder. Jetzt ist das Urteil gegen ihren Killer gefallen.
Lange Haftstrafe für Peter E.
Zehn Jahre und neun Monate muss der 63-Jährige in Haft. Das Landgericht Gießen verurteilte ihn wegen Totschlags. Peter E. war bereits rund 30 Mal vorbestraft. Darunter Trunkenheit am Steuer und Gewalttaten.
Ihre beiden Töchter, Angelique Kranich und Yvonne Lippe, beschreiben ihre Mutter in einem RTL-Interview aus dem März dieses Jahres als jemand, der „für jeden Scheiß zu haben“ gewesen sei. 2021 habe sie einen neuen Partner kennengelernt, Peter E. Sie wird immer stiller, zieht sich immer mehr zurück. Früher hätten die Mutter und ihre Töchter täglich über WhatsApp Kontakt gehabt. Dieser wird immer seltener. „Dann wurden die Antworten komisch. Also, die waren nicht mehr von Mama“, sagt Yvonne.
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Zuerst seien sie sauer auf ihre Mutter gewesen, schildern sie. Doch eines Tages bekommt Angeliques Mann eine seltsame Nachricht. Peter E. behauptet, Andreas Schwiegersohn hätte eine Affäre mit Andrea gehabt. Peter E. habe sich prügeln wollen – „von Mann zu Mann.“
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Massiver Streit zwischen Peter E. und Andrea
Wie gefährlich die Beziehung zwischen Peter E. und ihrer Mutter tatsächlich ist, ahnen ihre Töchter zu dem Zeitpunkt nicht. Denn an diesem 20. Februar soll es zu einem massiven Streit zwischen Peter E. und Andrea Kranich gekommen sein. Er soll schließlich auf die 63-Jährige eingestochen haben. Sie stirbt wenige Minuten später an den schweren Verletzungen. Kurz darauf geht der Notruf bei der Polizei ein. Eine Nachbarin habe die Schreie gehört, so heißt es vor Gericht. Der Täter habe seinem Sohn circa 20 Minuten später eine Sprachnachricht geschickt, dass es ihm leidtue, dass er ihn im Stich lassen musste und er zugestochen habe.
Die Richterin spricht in ihrer Urteilsbegründung von „extremen Besitzansprüchen“ seitens des Angeklagten. Das Verhältnis zwischen den beiden sei „geprägt von ganz extremer Eifersucht“, heißt es weiter. Immer wieder verdächtigte er sie, Affären zu haben, zu „fast jeder Person, die irgendwie in einem näheren Zusammenhang mit Andrea stand.“ Er überwachte ihre Online-Aktivitäten, forderte Belege, Fotos und „konstruierte aus jeder Lage einen Verdacht, dass sie fremdgehe.“
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Es sei ihm, so die Richterin, nicht „maßgeblich um die Liebe zu Frau Kranich [gegangen], sondern darum, sie zu besitzen und das Leben so mit ihr zu führen, wie er es möchte.“ Sie habe nicht entscheiden dürfen, wann sie gehe. Das hätte nur er gedurft.
Diese Ansicht wird vor Gericht auch durch eine ehemalige Freundin von Peter E. gestützt. Auch sie bestätigte, dass Peter E. sie bedroht habe, weil sie sich trennen wolle.
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Andreas Tod war der 15. Femizid 2023
Mittlerweile sprechen Angelique und Yvonne bei der Tat von einem Femizid: „Hätte ich vorher diesen Begriff Femizid und den Hintergrund, was das bedeutet, gehört, hätten wir vielleicht von Anfang an ein waches Auge gehabt“, sagen sie im Interview.
Als Femizid bezeichnet man das vorsätzliche Töten von Frauen und Mädchen, weil sie weiblich sind, und tritt in verschiedenen Formen und Kontexten auf, von Ehrenmorden bis hin zu Kriegsverbrechen. Andrea Kranichs Tod ist der 15. Femizid im Jahr 2023 in Deutschland. Der Instagram-Account „femizide-stoppen“ hält die Zahl der Femizide in Deutschland nach. Bis zum Ende des Jahres 2023 waren es laut „femizide-stoppen” 112 tote Frauen. Im Jahr 2025 sind – stand 24. April – bereits 27 Frauen von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet worden.