Femizid-Prozess in BerlinNorhan vor Schutzwohnung vom Ex getötet – Gericht verurteilt Täter zu Höchststrafe

Eine Collage mit einem Foto von Norhan.
Nach der Trennung von ihrem Ex blüht Norhan auf. Für Yasser B. (50) ein unerträglicher Umstand, der ihn zu seiner grausamen Tat getrieben haben soll.
RTL
von Samina Faizi und Alexander Schölzel

„Ich hasse ihn und will ihn nie wieder sehen!“
Es sind bewegende Worte einer Zehnjährigen, die ihre Mama verloren hat. Sie ist die Tochter von Norhan (36), die in Berlin-Zehlendorf brutal von ihrem Ex Yasser B. (50) ermordet worden ist. Das Landgericht Berlin verurteilt ihn nun zur Höchststrafe.

Lebenslänglich für Yasser B.
Yasser B.. wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht stellte auch die besondere Schwere der Schuld fest.
Privat

Berlin: Yasser soll wegen „massiver Eifersucht“ gemordet haben

Sechs Monate nach dem tödlichen Messerangriff auf eine 36-Jährige in Berlin-Zehlendorf steht ihr Ex-Mann vor dem Landgericht der Hauptstadt. Der 50-Jährige soll die vierfache Mutter Norhan laut Anklage aus „massiver Eifersucht“ und „übersteigertem Besitzdenken“ attackiert haben. Norhan hatte keine Chance, den Angriff zu überleben und stirbt noch am Tatort. Nachbarn erleben die schreckliche Tat hautnah, hören die verzweifelten Schreie der 36-Jährigen: „Das war nicht wie sonst, wenn Kinder sich streiten oder so, das war schrecklich!“, schildert Annika B. ihr Erlebtes.

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Als sie das Haus verlässt, um dem Grund für die Schreie nachzugehen, trifft sie auf den tatverdächtigen Yasser: „Das ist mein Recht, das ist mein Recht – sie ist selber Schuld“, soll er gestammelt haben. „Mir war aber klar, dass er damit zu tun haben musste. (…) Ich dachte: Der hat jetzt das gemacht, was er wollte und dann wirkte er nicht mehr aggressiv.“

Aus «massiver Eifersucht» und «übersteigertem Besitzdenken» soll ein 50-Jähriger auf seine Ex-Frau eingestochen haben. Er kommt nun wegen Mordes vor Gericht.
Aus „massiver Eifersucht“ und „übersteigertem Besitzdenken“ hat Yasser B. (50) seine Ex-Frau getötet. Er wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. (Archivbild)
Fabian Sommer/dpa

„Ich (…) möchte, dass Yasser abgeschoben wird“

Am Boden liegt Norhan. Als die Nachbarin sie erkennt, läuft sie in die Wohnung der 36-Jährigen und trifft auf die vier Kinder der getöteten Mutter. Yasser ist der Vater der Vier, hat zudem noch eine ältere Tochter aus einer anderen Beziehung. „Das war schrecklich. Ich bin ja Erzieherin und musste sofort an die Kinder denken. Das war wirklich schrecklich. Ich habe versucht, ruhig zu bleiben und das aufzufangen, bis jemand anderes kommt“, sagt die Nachbarin.

Diesen Brief hat die kleine Tochter geschrieben.
Diesen Brief hat die kleine Tochter geschrieben.
RTL

Mit in der Wohnung ist auch die zehnjährige Tochter. In einem handgeschriebenen Brief schreibt sie, was sie sich für ihren Vater, den Mörder ihrer Mama, wünscht: „Ich (…) möchte, dass Yasser abgeschoben wird“, beginnt sie. „Ich hasse ihn und will ihn nie wieder sehen“, schreibt sie im Folgenden. Dass der 50-Jährige ihre Mutter getötet hat, würde sie ihm niemals verzeihen, schreibt sie außerdem. Fünf Jahre habe er Norhan gezwungen, ihn zu lieben, so die Zehnjährige, obwohl ihre Mutter das gar nicht gewollt hätte.

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Norhan lebte in geheimer Wohnung, ihr Ex lauerte ihr trotzdem auf

Yasser scheint mit dem Lebenswandel seiner Ex nicht einverstanden zu sein. Norhan macht den Führerschein und lebt ein selbstständiges Leben. „Ich denke, dass sie ihn in seiner Ehre so gekränkt hat. Sie hat mehr auf die Reihe bekommen als er“, sagt eine Freundin. Yasser lauert nach Norhans Umzug vor ihrer geheimen Schutzwohnung. Sie spricht ihn sogar an: „Warum machst du das? Du erschreckst deine Kinder.“ Yasser soll zu ihr gesagt haben: „Ich warte, bis du alleine bist und dann werde ich dir deine Seele nehmen.“

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Am 28. August 2024 ereignet sich dann die schreckliche Tat. Dem 50-Jährigen wird der Prozess gemacht. Er habe sich „tief beleidigt und in seiner Ehre verletzt gefühlt“, heißt es in der Anklage. Er sei nicht bereit gewesen, „zu akzeptieren, dass die Frau ihr Leben ohne ihn fortsetzen würde und sich anderen Männern zuwenden könnte“. Das Gericht verurteilt Yasser B. zu lebenslanger Haft. Es wird die besondere Schwere der Schuld festgestellt. Das bedeutet, dass der Verurteilte nicht vorzeitig aus der Haft entlassen werden kann.

Für Norhans Kinder ein schwacher Trost. Sie vermissen schmerzlich ihre Mama. „Ich bin sehr traurig“, beendet die Tochter ihren Brief. Die Kinder der Getöteten sowie ihre Eltern und mehrere Geschwister sind Nebenkläger im Prozess. Die Staatsanwaltschaft geht von einem sogenannten Femizid aus. Femizid bedeutet, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden.