Staatsanwaltschaft klärt auf

Wirbel um Beweise im Fall Maddie McCann – Christian B. endlich auf der Spur?

ARCHIV - 12.05.2007, Portugal, Lagos: Blumen stehen vor einem Bild, das die verschwundene Madeleine McCann (Maddie) auf einem Foto zeigt, das ihre Eltern im Zusammenhang mit dem Verschwinden des Kindes veröffentlich haben. Gut 16 Jahre nach dem Verschwinden der damals dreijährigen Madeleine McCann im Süden Portugals will die Polizei Medienberichten zufolge eine neue Suchaktion starten. (zu dpa "Medien: Polizei will in Portugal wieder nach Maddie suchen") Foto: Luis Forra/LUSA/epa/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Mit diesem Foto suchen Maddies Eltern damals öffentlich nach ihrer Tochter.
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von Sandra Jurran und Johanna Werning

Maddie, was ist dir nur passiert?
Ziemlich genau 18 Jahre ist es her, dass Madeline McCann im Portugal-Urlaub spurlos verschwand. Obwohl seit Jahren Christian B. als Verdächtiger gilt und sich Polizei und Staatsanwaltschaft sicher sind, dass er der „Mörder von Madeleine McCann ist“, ist noch immer unklar, was mit der damals Dreijährigen passiert ist. Nun ist die Rede von neuen Beweisen, die den Deutschen schwer belasten sollen – aber stimmt das wirklich?

Madeleine McCann spurlos verschwunden – hat Christian B. das Mädchen getötet?

Madeleine McCann verschwand am 3. Mai 2007 aus einem Ferienappartement im portugiesischen Praia da Luz. Die Eltern der damals Dreijährigen waren zu dem Zeitpunkt essen – ganz in der Nähe des Zimmers, in dem Maddie schlief. Fotos des kleinen Mädchens gingen um die Welt, der Fall wurde zum Medienspektakel. Insgesamt seien für Ermittlungen in dem Fall mehr als 13,2 Millionen Pfund (heute etwa 15,4 Millionen Euro) ausgegeben worden, doch gefunden wurde das kleine Mädchen aus England nie.

Verteidiger Friedrich Fülscher (r.) hat einen Freispruch für seinen Mandanten Christian B. gefordert. (Archivbild)
Seit Jahren gilt Christian B. als Verdächtiger, Maddie umgebracht zu haben (Archivbild)
Michael Matthey/dpa Pool/dpa

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Und das, obwohl es schon seit Jahren einen Tatverdächtigen gibt: Christian B. aus Deutschland. Der mehrmals vorbestrafte Sexualstraftäter hielt sich über Jahre hinweg immer wieder an der Algarveküste in Portugal auf – genau dort, wo Maddie spurlos verschwand. Der 48-Jährige befindet sich derzeit wegen der Vergewaltigung einer 72-jährigen US-Amerikanerin in Portugal im Gefängnis. Wegen einer möglichen Tat an Madeleine McCann wurde er bislang nicht verurteilt. Doch ändert sich das jetzt? Immerhin heißt es nun in einer Dokumentation im englischen Fernsehen und in der britischen The Sun, es seien neue Beweise aufgetaucht – und die seien brisant!

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Unbekannte Beweise im Fall Maddie McCann aufgetaucht – was hat es damit auf sich?

Dabei gehe es um ein „verlassenes Versteck des pädophilen Vergewaltigers“ in Sachsen-Anhalt, schreibt The Sun. Und genau in dieser verlassenen Fabrik, die B. gekauft haben soll, habe die Polizei 2016 „einen erschreckenden Vorrat an Kinderartikeln und Missbrauchsbildern entdeckt“, heißt es weiter. Diese hätten sich unter anderem auf einem USB-Stick und einer Festplatte befunden. Auch drei Schusswaffen vom Schwarzmarkt samt Munition habe die Polizei entdeckt.

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In der britischen Dokumentation ist außerdem die Rede von weiteren Beweisen, die Christian B. überführen sollen. Es gebe ein Selfie von ihm, das ihn an einem Staudamm zeigt – nur rund 50 Kilometer von der Stelle entfernt, an der Maddie verschwand. Zudem habe er einen Anruf von seinem Handy getätigt, zur Zeit ihres Verschwindens – ebenfalls ganz in der Nähe des Tatorts. Außerdem soll er sein Auto am nächsten Tag umgemeldet haben.

Doch neu sind die Indizien nicht: Sie lagen der Staatsanwaltschaft bereits länger vor, wie Hans-Christian Wolters von der Staatsanwaltschaft Braunschweig auf RTL-Nachfrage sagt. „Dass 2016 diverse Badekleidung von Kindern und einige Datenträger in Neuwegersleben gefunden wurden, ist hinlänglich bekannt.“ Auch an die Öffentlichkeit sei man mit den Hinweisen gegangen. „Teilweise wurde der Inhalt der Datenträger schon im vergangenen Jahr im Rahmen des damaligen Verfahrens gegen Christian B. thematisiert“, heißt es. Weitere Details will der Oberstaatsanwalt derzeit nicht mitteilen. Wolters betont jedoch: „Die Badebekleidung hatte keine Bezüge zu Maddie.“

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Starke Beweise gegen Christian B. fehlen im Maddie-Fall

Und das ist ein Problem! Denn auch wenn sich die Behörden sicher sind, Maddies Mörder zu kennen, können sie ihm nichts nachweisen. Die entscheidenden Beweise fehlen. „Wenn wir so starke Beweise hätten, um Christian B. zu überführen, dann hätten wir sicher schon einen Haftbefehl beantragt oder Anklage erhoben.“

Die Konsequenz: Schon bald könnte Christian B. wieder auf freiem Fuß sein. Seine derzeitige Haftstrafe endet im September. Und die Staatsanwaltschaft befürchtet, dass B. sich nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis ins Ausland absetzen könnte und dann nicht mehr greifbar wäre. Umso mehr stehen die Ermittler unter Druck, um Maddies Fall endlich zu lösen.

Auf RTL+ könnt ihr den Podcast „Der Fall Maddie - Auf der Suche nach der Wahrheit“ noch einmal hören. Dabei geht der ehemalige Ermittler Mark Williams-Thomas erneut auf Spurensuche.