Hoffnung für Paare mit unerfülltem KinderwunschEizellenspende bald legal in Deutschland?

ARCHIV - 12.04.2023, Berlin: Eine Frau hält einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen. (zu dpa "Mehr Schwangerschaftsabbrüche gemeldet - Gründe für Anstieg unklar") Foto: Hannes P. Albert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Hat es endlich geklappt? Jedes zehnte Paar ist ungewollt kinderlos. Für einige von ihnen könnte es bald vielleicht leichter werden, schwanger zu werden. Der Justizminister ist zuversichtlich beim Thema Eizellenspende.
hpa bsc kde, dpa, Hannes P Albert
von Esther Kusch

Versuchen, hoffen, warten - und das Ganze wieder von vorne!
Jedes zehnte Paar in Deutschland zwischen 25 und 59 Jahren ist ungewollt kinderlos und kennt diesen Zyklus nur zu gut. Für diese Paare gibt es nun Hoffnung, dass der Weg zu einer Schwangerschaft bald vielleicht leichter werden könnte: Noch vor der nächsten Wahl könnte die Eizellenspende legalisiert werden, schätzt Justizminister Marco Buschmann (FDP).

Kommission sieht keine großen Risiken

„Eine Erlaubnis der Eizellenspende wäre mit dem Grundgesetz vereinbar“, erklärt er in einem Interview mit der Deutschen Presse Agentur (dpa). Vor der nächsten Bundestagswahl bemühen sich die Ampel-Politiker, noch mindestens ein Vorhaben zur sogenannten reproduktiven Selbstbestimmung auf den Weg zu bringen.

Schon im Koalitionsvertrag wurde vereinbart, dass eine Kommission hierzu Vorschläge erarbeiten soll. Diese wurden im April vorgestellt. Die Experten haben herausgearbeitet, dass es „keine überragenden medizinischen oder psychologischen Risiken gebe, die gegen eine Legalisierung sprechen“, so der Justizminister. Das legt auch ein Blick in andere europäische Länder nahe, wo die Eizellenspende legal sei. „Aus meiner persönlichen Sicht sprechen deshalb gute Gründe dafür, das kategorische Verbot der Eizellenspende in Deutschland aufzuheben“, sagt Buschmann der dpa. Für die Eizellenspende nennt die Kommission aber Bedingungen: Der Handel mit Eizellen sollte etwa unzulässig bleiben. Das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Abstammung müsse abgesichert werden.

In unseren Nachbarländern längst erlaubt

Buschmanns Parteikollegin, Katrin Helling-Plahr, will den Prozess bald anzustoßen. Das aktuell geltende Verbot sei medizinisch sowie gesellschaftlich schon lange nicht mehr begründbar. Schließlich hätten mit Ausnahme von Deutschland und Luxemburg bereits alle EU-Mitgliedstaaten den Weg der Legalisierung beschritten. „Es wird höchste Zeit, dass auch wir im 21. Jahrhundert ankommen und Frauen eine selbstbestimmte Entscheidung darüber ermöglichen, ob sie ihre Eizellen spenden möchten“, findet sie. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sich bei dem Thema offen für eine Reform gezeigt.

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Wie ihr Vorschlag konkret aussehen soll, sagte Helling-Plahr nicht. Beispielsweise stellt sich die Frage, ob es Frauen generell erlaubt werden sollte, gegen eine Aufwandsentschädigung Eizellen für Frauen, die nicht schwanger werden können, zur Verfügung zu stellen, oder ob man sich womöglich zunächst auf sogenannte überzählige Eizellen beschränken würde. Damit sind Eizellen gemeint, die einer Frau im Zuge einer Kinderwunsch-Behandlung entnommen, dann aber nicht mehr von ihr selbst für eine Schwangerschaft genutzt werden.

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„Kein Paar wählt die Eizellspende aus reiner Freude an der Fertilisation”

Tanja Romano ist Kinderwunsch-Coach. Die Schweizerin berät auch viele deutsche Paare auf dem Weg zu ihrem Wunschkind. Sie begrüßt die Legalisierung der Eizellenspende: „Kein Paar wählt die Eizellspende aus reiner Freude an der Fertilisation. Oft sind das Frauen in großer Not mit medizinischen Befunden, die zur Unfruchtbarkeit führen wie eine vorzeitige Menopause, Chemotherapien etc.”, sagt sie auf RTL-Anfrage. Sie erwartet durch eine Legalisierung auch, dass eine Eizellspende sicherer würde. „Paare könnten sich darauf verlassen, dass die Eizellspenden unter strengen medizinischen und ethischen Standards erfolgen, was die Qualität und Sicherheit der Behandlung erhöhen würde. Auch der psychologische Druck, sich auf illegale oder halblegale Angebote einzulassen, würde entfallen. Die Legalisierung der Eizellspende würde nicht nur die Chancen auf eine erfolgreiche Familiengründung erhöhen, sondern auch die emotionale und finanzielle Belastung der betroffenen Paare deutlich verringern.”, sagt sie.

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Das Thema unerfüllter Kinderwunsch ist oft auch eine Geld-Frage. Denn nicht alle Behandlungen werden von der Kasse übernommen. Welche finanzielle Unterstützung es gibt und wer Anspruch darauf hat, kann man mit Hilfe eines Rechners beim Bundesfamilienministeriums prüfen. (mit dpa)