15 Prozent aller Paare in Deutschland sind ungewollt kinderlosImmer weniger Kinder! Unfruchtbarkeit nimmt zu - diese Ursachen haben Sie selbst in der Hand

Die Gründe für einen unerfüllten Kinderwunsch sind vielfältig. Allen gemeinsam ist jedoch, dass die ungewollte Kinderlosigkeit die betroffenen Paare meist stark belastet. Gynäkologin Dr. Judith Bildau erklärt, welche Ursachen für die Unfruchtbarkeit in Frage kommen und was Betroffene tun können.
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In Deutschland sind etwa 15 Prozent aller Paare ungewollt kinderlos: Laut dem Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung leiden sechs Millionen Frauen und Männer im Alter zwischen 25 und 59 Jahren unter einem unerfüllten Kinderwunsch. Dabei liegt die Dunkelziffer jedoch weitaus höher. Damit zählt Deutschland in Sachen Kinderlosigkeit zu den Spitzenreitern in Europa – neben Ländern wie Finnland, Italien und der Schweiz.
Doch bei welchem Partner liegt der Grund für die ausbleibende Schwangerschaft? „Ganz grob gesagt liegen die Gründe der Unfruchtbarkeit zu 30 Prozent bei der Frau, zu 30 Prozent beim Mann und zu weiteren 30 Prozent bei beiden zusammen“, erklärt Gynäkologin Dr. Judith Bildau.
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Was bedeutet Unfruchtbarkeit?
Doch was bedeutet eigentlich Unfruchtbarkeit (Sterilität)? „Grundsätzlich spricht man von Sterilität, wenn es nach zwölf Monaten bei regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr zu keiner Empfängnis kommt“, erklärt die Medizinerin. In diesem Fall spricht man von einer „sterilen Partnerschaft“.
Dabei lassen sich zwei Gruppen ungewollt Kinderloser unterscheiden: „Bei der sogenannten primären Sterilität bleibt eine Schwangerschaft quasi von Anfang an aus“, führt die Expertin aus. „Bei der sekundären Sterilität war die Frau bereits schwanger und hat möglicherweise auch schon ein Kind auf die Welt gebracht, aber eine weitere Schwangerschaft stellt sich nicht ein.“
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Mögliche Ursachen für die ungewollte Kinderlosigkeit
Gründe für die ungewollte Kinderlosigkeit gibt es viele – bei Männern wie bei Frauen. „Die weiblichen Ursachen können zum Beispiel Hormonstörungen, Fehlbildungen der inneren Geschlechtsorgane, genetische Faktoren, Endometriose und Infektionen sein“, erläutert Bildau.
„Auch beim Mann können genetische Gründe, Infektionen, Hormonstörungen oder Infektionen ursächlich sein“, weiß die Ärztin. „Relativ häufig findet man allerdings keine klar definierte Ursache, warum es mit dem Wunschkind einfach nicht klappen möchte.“
Es gibt jedoch einige Faktoren, welche die Fruchtbarkeit der Frau und die Zeugungsfähigkeit des Mannes gleichermaßen beeinträchtigen können. Dazu zählen beispielsweise:
Rauchen
Stress
(höheres) Alter der Partner
starkes Über- oder Untergewicht
Stoffwechselerkrankungen (Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion)
übermäßiger Alkoholkonsum
unausgewogene Ernährung (Eisen- oder Zinkmangel)
psychische Faktoren (wie seelische Konflikte, übersteigerter Kinderwunsch, etc.)
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Wie lässt sich Unfruchtbarkeit behandeln?
Die gute Nachricht lautet jedoch: „Unfruchtbarkeit kann behandelt werden“, so Bildau. Dafür sei es jedoch wichtig, dass die Betroffenen bereit sind, sich helfen zu lassen. „Ganz wichtig ist, dass sich die betroffenen Paare vertrauensvoll an ihre Ärzte*innen wenden und dann gemeinsam damit beginnen, auf ‘Spurensuche’ zu gehen.“
Doch wer ist in dem Fall der richtige Ansprechpartner? „Das ist bei der Frau meistens der Gynäkologe oder die Gynäkologin und beim Mann der Urologe oder die Urologin“, weiß die Expertin. Aber auch das direkte Aufsuchen eines Kinderwunschzentrums könne sinnvoll sein.
„Wichtig ist, zunächst einmal eine mögliche Ursache zu finden. Liegt es zum Beispiel an einer Endometriose, so kann eine Entfernung der Herde ‘das Problem’ vielleicht schon lösen. Ist der Grund eine Infektion, so sollte diese behandelt werden“, rät Bildau. Aber auch wenn es keine eindeutige Ursache gebe, gebe es Behandlungsmöglichkeiten. „Diese sollten dann in einem speziellen Kinderwunschzentrum besprochen werden. Die Möglichkeiten der assistierten Reproduktion, also der künstlichen Befruchtung, sind heutzutage sehr fortgeschritten“, so die Ärztin.
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So können Sie das Risiko für eine ungewollte Kinderlosigkeit senken
Auch wenn Sie einer Unfruchtbarkeit nicht im klassischen Sinne vorbeugen können, gibt es dennoch Möglichkeiten, das Risiko für eine ungewollte Kinderlosigkeit zu reduzieren. Dazu zählen folgende Maßnahmen:
Schutzimpfungen gegen Röteln, Mumps und Masern
Verzichten Sie nach Möglichkeit auf Nikotin.
Verzichten Sie auf Alkohol oder trinken Sie ihn nur in Maßen.
Lassen Sie entzündliche Erkrankungen frühzeitig behandeln.
Lassen Sie chronische Hormonstörungen wie Schilddrüsenerkrankungen beispielsweise frühzeitig behandeln.
Benutzen Sie beim Geschlechtsverkehr ohne Kinderwunsch Kondome, um sich vor Geschlechtskrankheiten wie einer Chlamydien-Infektion zu schützen.
Beugen Sie Über-, aber auch Untergewicht durch eine ausgewogene Ernährung mit vielen frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und ungesättigten Fettsäuren aus fettem Fisch (Lachs, Makrele, Hering) oder hochwertigen Pflanzenölen (Lein-, Oliven-, Raps- oder Walnussöl) vor.
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