„Ottavia war so glücklich”
Tagelang im Höhlenlabyrinth gefangen – Freund von Forscherin wartet am Ausgang
Dieser Moment bedeutet ihr so viel!
Nach knapp drei Tagen hat Ottavia Piana (32) endlich das Leid überstanden. Nach einem Sturz liegt die Forscherin schwer verletzt in einer Höhle. Es läuft eine aufwendige Rettungsaktion an, die nun mit einem Blick in das strahlende Gesicht ihres Freundes endet.
Forscherin aus der Höhle gerettet
Mit großen Schmerzen und Schlafmangel atmet Piana am Mittwochmorgen (18. Dezember) um 2.59 Uhr wieder frische Luft ein. Glücklich weiß die Italienerin: Ich habe überlebt! Bevor ein Helikopter die Forscherin in ein Krankenhaus fliegt, trifft sie vor der Höhle ihren Freund. Sara Frasciatti, eine Krankenpflegerin, berichtet von dem Moment: „Ottavia war so glücklich. Er hob das Visier ihres Helms an und sie unterhielten sich.“
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Auch den Einsatzkräften, die Piana in den vergangenen Tagen voller Anspannung aus der größtenteils unerforschten Höhle transportieren, fällt ein großer Stein vom Herzen. Mit Freudentränen in den Augen verlässt ein Helfer die Höhle Abisso Bueno Fonteno, bringt vor den Fernsehkameras nur ein kurzes Statement heraus: „Wir sind glücklich!“
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Helfer tragen Ottavia Piana kriechend aus der Höhle
Beim Erkunden der Höhle stürzt Piana am Samstag, zieht sich schwere Wirbel- und Rippenverletzungen zu. Die anderen Expeditionsteilnehmer schlagen wenig später Alarm. Die 32-Jährige benötigt Hilfe, um aus der Höhle nahe der Provinz Bergamo herauszukommen. Zahlreiche Einsatzkräfte eilen herbei und gehen die gefährliche Rettungsmission an.
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Die Helfer fixieren Piana auf einer Trage, schützen ihr Gesicht mit einem großen Helm und tasten sich teilweise kriechend aus der verzweigten Höhle, die erst 2006 entdeckt wurde. Mehr als 150 spezialisierte Berg- und Höhlenretter aus anderen Regionen beteiligen sich an der Bergung.
Kritik an der Rettungsmission
Bereits Anfang Juli 2023 verunglückt Piana in derselben Höhle. In 150 Metern Tiefe sitzt sie damals mit einem gebrochenen Fuß zwei Tage lang fest. Deswegen erhält die Mission in den sozialen Medien nun Kritik. Ein User fordert sogar, die Forscherin in der Höhle liegenzulassen. Die Kosten seien zu hoch.
Federico Catania von der Berg- und Höhlenrettung nimmt Piana aber Schutz. „Wir urteilen nicht über die Menschen, denen wir helfen. Wir mögen vielleicht manche Verhaltensweisen als unvorsichtig beurteilen, aber das war hier nicht der Fall“, erzählt er im Radio. „Wenn man sie fragt, warum sie in die Höhle zurückgekehrt ist, ist das ein bisschen so, als würde man fragen, warum jemand nach einem Sturz wieder mit dem Radfahren anfängt.“
Eine weitere Expedition schließt Piana trotzdem aus. Einem an der Rettung beteiligten Arzt erklärt sie, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet, dass sie „nie wieder in eine Höhle gehen wird.“ (fkl, mit dpa)