Er tötete auf dem Weihnachtsmarkt sechs Menschen

Magdeburg-Attentäter Taleb A. schickt Opfern Briefe

Taleb A. Anschlag Magdeburg
Taleb A. tötete bei seiner Amokfahrt sechs Menschen.

Die Briefe lösen eine Welle der Empörung aus!
Mitten in der Aufarbeitung der schrecklichen Tat erhalten mehrere Opfer des Magdeburger Weihnachtsmarkt-Anschlags Post – und das vom Todesfahrer selbst. Neben einer Entschuldigung erhebt Taleb A. in seinen Schreiben erneute Anschuldigungen gegen Asylbewerber.

Taleb A. schreibt aus dem Knast Briefe an seine Opfer

Durch diese Briefe wurde eine Debatte über den Schutz der Anschlagsopfer ausgelöst. Die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg (Sachsen-Anhalt) bestätigte auf Anfrage, dass Taleb A. fünf Geschädigte angeschrieben habe. Da sich der Attentäter noch in Untersuchungshaft befinde, hätten die Anschreiben nicht zurückgehalten werden können, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft.

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Die Magdeburger Volksstimme zitierte aus einem der Briefe. Taleb A. habe das Opfer darin unter anderem um Verzeihung gebeten, gleichzeitig aber auch Äußerungen und Anschuldigungen rund um saudische Asylbewerber gemacht, denen angeblich der Tod drohe. Ähnlich hatte sich der Attentäter auch bereits vor seiner Tat in den sozialen Netzwerken geäußert.

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Politiker kritisieren die Zustellung der Briefe

Es wird vermutet, dass die Adressen der Opfer aus den Ermittlungsunterlagen stammen. Mehrere Politiker aus Sachsen-Anhalt reagierten empört über die Zustellung der Briefe. Die Generalstaatsanwaltschaft sei in der Pflicht, nicht nur die Ermittlung voranzutreiben, sondern auch den Schutz der Opfer zu berücksichtigen, sagte der justizpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Guido Kosmehl: „Damit ist es auch ihre Aufgabe, alles zu unternehmen, um die Opfer zu schützen und Retraumatisierungen zu verhindern.“

Wenn es rechtlich schon nicht möglich gewesen wäre, die Briefe zurückzuhalten, hätte die Staatsanwaltschaft vorher den Kontakt mit den Opfern suchen müssen, sagte der Obmann der SPD-Landtagsfraktion im Untersuchungsausschuss zum Anschlag, Rüdiger Erben.

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Die Generalstaatsanwaltschaft wies darauf hin, dass die Schreiben in einem separat verschlossenen Umschlag mit einem Begleitschreiben weitergeleitet worden seien, in dem darauf hingewiesen worden sei, dass es den Empfängern freistehe, von dem Schreiben Kenntnis zu nehmen.

Taleb A. tötete bei seiner Amokfahrt sechs Menschen

Taleb A. war kurz vor Weihnachten im vergangenen Jahr mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast und hatte dabei sechs Menschen getötet und rund 300 zum Teil schwerst verletzt. Er sitzt derzeit in Berlin in Untersuchungshaft. In Magdeburg wird derzeit aufgrund der Vielzahl der Betroffenen ein provisorischer Gerichtssaal gebaut, in dem der Prozess gegen den Mann aus Saudi-Arabien starten soll. (fkl/dpa)