Preis um 70 Prozent gestiegenTeurer Genuss! Warum Erdbeeren jetzt so viel kosten

Die Erdbeersaison hat begonnen. (Archivfoto)
Die Erdbeersaison hat begonnen. (Archivfoto)
Philipp von Ditfurth/dpa

Die Erdbeere – früher süßer Sommertraum, heute schon fast ein Luxusgut.
In zehn Jahren ist der Preis um 70 Prozent gestiegen. Warum? Mindestlohn, Klimawandel, hohe Investitionen – und kaum noch deutsche Anbauer. Was bedeutet das für uns Kunden? Wo liegt unsere Schmerzgrenze? Und müssen wir bald mit der Schubkarre zum Erdbeerstand?

Preisschock am Erdbeerstand – süß, saftig, sauteuer

Früher roch der Sommer nach Sonnencreme, Rasenmäher und Erdbeeren. Heute riecht er eher nach Reue an der Supermarktkasse. Denn die kleine rote Frucht hat inzwischen einen großen Preis. Fast 70 Prozent teurer ist die Erdbeere im Vergleich zu 2015. Damals kostete ein Kilo noch rund vier Euro. Heute liegt man im Schnitt bei 6,65 Euro. Tendenz steigend. Die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft bestätigt: 2025 ist kein Schnäppchenjahr für Erdbeerfans.

Woran liegt’s? Die Gründe sind vielfältig und sogar ein bisschen tragisch. Mindestlohnpflicht, Klimaschäden und Hightech-Tunnelbau. Denn ja, Erdbeeren werden in Deutschland nicht von Maschinen geerntet, sondern per Hand. Und wenn diese Hand 12,82 Euro pro Stunde bekommt (statt wie 2015 noch 8,50 Euro) macht sich das auf dem Kassenzettel bemerkbar. Bis zu 60 Prozent der Produktionskosten entfallen allein auf die Ernte. Simon Schumacher vom Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer schlägt Alarm: „Das ist auch eine immense Steigerung.” Viele Betriebe geben auf, reduzieren Flächen oder steigen gleich ganz aus.

In Zahlen: Seit 2015 ist die Erdebeer-Anbaufläche um fast 30 Prozent geschrumpft. Die Erntemenge entsprechend ebenfalls. Der Selbstversorgungsgrad mit deutschen Erdbeeren liegt nur noch bei 50 Prozent. Die andere Hälfte kommt – Sonne sei Dank – aus Spanien, Griechenland und Marokko.

Hightech statt Hecke – die Erdbeere zieht um

Freiland war gestern. Heute lebt die Erdbeere im Folientunnel – auf brusthohen Stellagen mit Bewässerung, Folienüberdachung und Kameraüberwachung. Das kostet. Bis zu 100.000 Euro pro Hektar Umstellung, sagt Dominic Ell, Landwirt aus Oberkirch, der trotzdem noch an die deutsche Erdbeere glaubt. „Wenn wir mit der Erdbeere kein Geld mehr verdienen, dann frage ich mich, mit was dann?”

Dominic Ell aus dem badischen Oberkirch hat in den vergangenen Jahren massiv in den Erdbeeranbau investiert - um sich unabhängiger vom Klimawandel zu machen. (Archivbild)
Dominic Ell aus dem badischen Oberkirch hat in den vergangenen Jahren massiv in den Erdbeeranbau investiert – um sich unabhängiger vom Klimawandel zu machen. (Archivbild)
Philipp von Ditfurth/dpa

Die Erträge im Tunnel sprechen für sich: 20 Tonnen pro Hektar, im Freiland sind’s gerade mal neun. Und wer will schon matschige Beeren nach einem Starkregen?

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Und nun? Bald sieben Euro zahlen oder verzichten

Marktanalystin Eva Würtenberger sagt klar: Die Preise werden weiter steigen. Klimakrise, Investitionsdruck, möglicherweise bald 15 Euro Mindestlohn – und keine Erdbeer-Roboter in Sicht. Zwar testet man in Holland bereits Erdbeerpflück-Automaten, aber in deutschen Feldern pflückt noch der Mensch.

Agrarwissenschaftler Tobis Gabler sieht eine Schmerzgrenze erreicht: „Fünf Euro pro 500-Gramm-Schale ist eine gewisse Schallmauer.”

Eine Möglichkeit seien dann noch kleinere Schälchen im Verkauf. Oder gleich zurück zur Kindheit: heimlich pflücken im Garten der Nachbarn. (kra, mit dpa)