Wizz Air führt „All You Can Fly”-Flatrate einSo viel fliegen, wie ihr wollt, für 599 Euro? Warum dieses Angebot schlechter ist, als es aussieht

von Svenja Hoffmann und Yasemin Yavuz

Was zu schön klingt, um wahr zu sein, das ist es meistens auch!
All you can eat und all you can drink kennen wir schon. Jetzt gibt es auch noch eine „All You Can Fly“-Flatrate - also flieg so viel du willst. Ins Leben gerufen hat sie die ungarische Billig-Airline Wizz Air. Doch können wir damit zu dem angegebenen Preis wirklich unbegrenzt fliegen? Wir haben uns das Angebot einmal ganz genau angeschaut und verraten euch auch oben im Video, welche Vor- aber auch Nachteile der Deal für euch hat.

Flug-Flatrate von Wizz Air: mehr Schein als Sein?

So viel essen oder trinken, wie man will - solche Angebote kommen bei den Gästen in Restaurants und Bars super an und sind sowohl für Gastronomen als auch für ihre Kunden oft ein lukrativer Deal. Ein Geschäftskonzept, das die ungarische Billig-Fluggesellschaft Wizz Air nun auch in den Himmel holen will. Aber nicht in Form von Trink- oder Speise-Flatrates. Nein, die Airline hat eine „All You Can Fly“-Flatrate ins Leben gerufen. Bedeutet: Wer die Flat bucht, der kann so viel fliegen, wie er möchte. Das klingt im ersten Moment verlockend. Doch das Angebot hat den ein oder anderen Haken.

Doch starten wir erst einmal damit, wie der Deal überhaupt funktioniert: Über die „All You Can Fly“-Website können Kunden die Flatrate buchen. Sie verspricht eine „unbegrenzte Anzahl von Abenteuern pro Jahr“ im gesamten Streckennetz der Airline - für gerade einmal 599 Euro. So weit, so gut. Aber wir haben einen genauen Blick ins Kleingedruckte geworfen - und schon erscheint der Deal nicht mehr ganz so lukrativ.

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Ein Blick ins Kleingedruckte: „All You Can Fly”-Flatrate hat einige Haken

Eine „unbegrenzte Anzahl von Abenteuern pro Jahr“ klingt doch wirklich zu schön, um wahr zu sein, oder? Und das ist es auch. Denn schaut man einmal in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Flatrate, wird man darauf hingewiesen, dass es sehr wohl eine Begrenzung gibt. Dort heißt es nämlich: „Sie können maximal drei One-Way-Flüge für einen Tag (24 Stunden) buchen.“ Auch wenn wohl die wenigsten Menschen mehr als drei Flüge pro Tag unternehmen möchten, so sollte man wissen, dass es diese Grenze gibt - insbesondere aufgrund der nächsten Regel.

Denn ebenfalls im Kleingedruckten zu finden ist der folgende Satz: „Sobald Sie einen Flug mit Wizz All You Can Fly gebucht haben, kann diese Buchung später nicht mehr geändert werden.“ Bedeutet: Ihr entscheidet euch um und möchtet doch einen anderen Flug nehmen? Pech gehabt - gebucht ist gebucht. Ihr müsstet also einen weiteren Flug buchen und den ersten verfallen lassen. Aufgrund der Drei-Flüge-pro-Tag-Regel könnt ihr euch allerdings für ein und denselben Tag maximal zweimal umentscheiden. Und das solltet ihr euch auch wirklich gut überlegen, denn dann wäre da ja auch noch die Sache mit den obligatorischen Zusatzkosten, die ihr in einem solchen Fall in den Sand setzen würdet - aber dazu später mehr.

Was ihr außerdem wissen solltet: Wirklich spontan sein ist bei dem „All You Can Fly“-Deal ohnehin nicht möglich. Denn Flüge müssen laut AGBs mindestens 72 Stunden vorher gebucht werden. Und Wizz Air schreibt: Man „garantiert nicht, dass Sie berechtigt sind, Flüge über das Wizz All You Can Fly zu buchen, da die Bereitstellung von Flugtickets von einer Reihe von internen und externen Faktoren abhängt.“ Unter anderem von der „Anzahl der Gesamtpassagiere, die einen bestimmten Flug gebucht haben” und der „Sitzplatzkapazität des jeweiligen Fluges”.

Ab wie vielen Flügen pro Jahr lohnt sich die Flatrate von Wizz Air?

Wie bei allen Airlines hat auch Wizz Air unterschiedliche Preise für eine Strecke - je nachdem, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit ein Flug geht. Für unser Rechenbeispiel haben wir uns die Strecke Dortmund - Rom Fiumicino angeschaut. Die günstigsten Flüge für diese Strecke gibt es schon ab 29,99 Euro (ohne Zusatzleistungen). Bedeutet: Damit sich die Flugpreis-Flat lohnt, müsstet ihr etwa 20 dieser Flüge buchen. Natürlich gibt es auch teurere Strecken oder Tage – dann würde sich die Flat auch schon ab weniger Buchungen rentieren.

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Allerdings sollte man immer auch die eben schon erwähnten Zusatzkosten im Kopf haben, die für jeden Flug noch mal obendrauf kommen. Denn für den Flatrate-Preis von 599 Euro habt ihr lediglich den Deal an sich gekauft.

Für jeden Flug, den ihr im Rahmen der Flat bucht, kommen noch mal 9,99 Euro Flug-Pauschale obendrauf. Und wer dann auch noch Handgepäck oder Aufgabegepäck mitnehmen möchte, der muss für jeden Flug noch mal tiefer in die Tasche greifen - diese Zusatzleistungen sind nämlich nicht im Flat-Preis enthalten.

Flug-Flatrate für das gesamte Streckennetz – aber wohin fliegt Wizz Air überhaupt?

Ob sich die Flatrate preislich für euch lohnt, solltet ihr daher im Vorfeld einmal kalkulieren. Außerdem solltet ihr vor dem Kauf der Flat einen genauen Blick auf das Streckennetz der Airline werfen. Denn so verlockend es auch klingt, dass „All You Can Fly” für das gesamte Streckennetz von Wizz Air gilt: Die Billig-Fluglinie hat einen klaren Schwerpunkt bei ihren Zielen - insbesondere, wenn man von Deutschland aus abheben möchte.

Unsere Recherche ergibt nämlich: Ab deutschen Abflughäfen werden überwiegend Ziele in Albanien, Ungarn, Rumänien, Georgien und Serbien - also in Osteuropa - angeflogen. Vereinzelt auch Flughäfen in Italien. Beliebte Ziele wie Mallorca, Barcelona oder Ibiza - Ziele, die laut Website grundsätzlich zum Streckennetz von Wizz Air gehören - werden von Deutschland aus hingegen gar nicht angeflogen.

Vor- und Nachteile von „All You Can Fly” im Überblick

Ein ganz klarer Vorteil der Flatrate: Durch den Kauf des Deals befreit ihr euch von terminlichen Preisschwankungen bei den Flugpreisen, da ihr immer nur die obligatorische Pauschale von 9,99 Euro zahlen müsst.

Doch: Das Streckennetz bietet insbesondere ab Deutschland viele beliebte Ziele gar nicht erst an. Und preislich lohnt sich die Flatrate erst ab einer hohen Flug-Frequenz. Wer sich also für die „All You Can Fly”-Flat interessiert, der sollte sich im Vorfeld auf jeden Fall mit dem Streckennetz der Airline auseinandersetzen und auch einmal durchrechnen, ob es am Ende nicht doch günstiger wäre, jede Route separat zu buchen. Immerhin gibt es einige Tricks, mit denen ihr immer wieder günstige Flüge finden könnt - bei Wizz Air, aber auch bei anderen Airlines.