Expertin weiß, worauf es ankommt

Vier Fragen, vier Antworten: Survival-Tipps für Eltern von Teenie-Mädchen

Teenage girl sharing problems with her mother in the room.
Wechselbad der Gefühle! Die Pubertät kann zur Herausforderung für die ganze Familie werden
iStockphoto
von Dr. Judith Bildau

Die Pubertät – eine aufreibende Zeit für die ganze Familie!
Häufig haben alle Familienmitglieder das Gefühl, sich überhaupt nicht mehr richtig zu verstehen. Fast so, als würde jeder eine andere Sprache sprechen, ohne dass es das passende Wörterbuch dafür gibt. Verrückt! Gerade über Social Media wenden sich viele Mädchen, aber auch Eltern an mich, weil sie meinen Rat suchen.
Die vier häufigsten Fragen und die Antworten darauf habe ich für euch zusammengestellt.
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1. Wann sollten junge Mädchen das erste Mal zu einer Frauenärztin gehen?

Es gibt kein fest definiertes Alter, in dem es zwangsläufig eine Vorstellung bei der Frauenärztin braucht. Mein Tipp: Dennoch sollte mit dem ersten Besuch nicht zu lange gewartet werden.

Das Einsetzen der Menstruation ist zum Beispiel eine gute Gelegenheit.

Und zwar nicht, um direkt eine gynäkologische Untersuchung durchführen zu lassen, sondern um einen ersten Kontakt herzustellen. Es ist wichtig, dass Mädchen eine Frauenärztin oder einen Frauenarzt finden, bei dem sie sich wohlfühlen und das Gefühl haben, all Fragen stellen zu können. Am besten besteht bereits ein Vertrauensverhältnis, bevor die Mädchen irgendwelche Beschwerden haben oder ein passendes Verhütungsmittel benötigen.

Lese-Tipp: Periode: Das passiert während der Menstruation

2. Ab wann brauchen Mädchen einen BH?

Durch den Einfluss der weiblichen Sexualhormone fängt mit etwa 10,5 Jahren die Brust an zu wachsen. Keine Sorge, wenn Mädchen immer mal wieder über Schmerzen im Brustbereich klagen oder sich ein kleines Knötchen unter der Brustwarze ertasten lässt – das ist die Brustknospe, die sich entwickelt. Zu diesem Zeitpunkt benötigen Mädchen noch keinen zusätzlichen Halt in Form eines Bustiers oder eines BHs.

Erst, wenn sich eine deutliche Volumenzunahme zeigt, kann – vor allem beim Sport – ein Bustier hilfreich sein.

Viele Teenies wollen irgendwann von selbst auf einen BH umwechseln, weil es für sie ein weiterer Schritt in Richtung Weiblichkeit bedeutet. Ich empfehle allen Eltern, ihre Töchter beim ersten BH-Kauf zu begleiten und vor allem in ein Fachgeschäft zu gehen. Ich sehe in der Praxis viel zu viele junge Mädchen, deren BH die falsche Größe hat oder nicht richtig sitzt.

Die Folge sind Schmerzen oder gar wunde Stellen auf der Haut. Aber: Auch ein falsch sitzender BH kann, wie immer noch oft behauptet wird, keinen Brustkrebs verursachen!

Lese-Tipp: Unsicher bei der Größe? In fünf Schritten den perfekten BH finden

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Eure Erfahrung ist uns wichtig:

3. Was hilft gegen eine schmerzhafte Menstruation?

Etwa 50 bis 75 Prozent aller jungen Mädchen leiden unter einer schmerzhaften Menstruation. Diese Zahl ist hoch und das sollten wir ernst nehmen! Etwa die Hälfte aller Mädchen konnte bereits wegen Periodenschmerzen schon einmal nicht zur Schule gehen.

Jedes zehnte Mädchen hat während seiner Blutung Probleme damit, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Doch warum tut die Menstruation eigentlich so weh? Der Grund dafür sind bestimmte Botenstoffe, die ausgeschüttet werden, die sogenannten „Prostaglandine.“

Sie sorgen dafür, dass sich die Gebärmutter fast wehenartig zusammenzieht, damit die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut abgestoßen werden kann. Die Prostaglandine können aber leider nicht nur für Unterleibsschmerzen sorgen, sondern auch für Kopfschmerzen und Übelkeit.

Das hilft jetzt:

  • Wärme: Durch ein warmes Bad oder eine Wärmflasche auf dem Bauch wird die Durchblutung gefördert, Schmerzstoffe werden schneller abtransportiert. Außerdem hat Wärme einen entspannenden Effekt auf die Gebärmuttermuskulatur. Es gibt übrigens auch spezielle Wärmepflaster, die sich Mädchen auf den Unterbauch kleben können und die für Stunden Wärme abgeben. Eine super Lösung für die Schule!

  • Bewegung: Auch wenn Mädchen verständlicherweise keine Lust auf Sport haben, so ist körperliche Bewegung dennoch ein echter Schmerzkiller! Dadurch wird die Durchblutung gesteigert und es kommt zu einer Schmerzlinderung. Außerdem werden Glückshormone ausgeschüttet, die zusätzlich für körperliches Wohlbefinden sorgen. Es muss ja kein Sprint oder Marathon sein, auch Yoga hat nachgewiesenermaßen eine schmerzlindernde Wirkung. Übrigens: Entspannungsübungen lindern Schmerz. Diese Übungen können Eltern wunderbar gemeinsam mit ihren Töchtern machen. Das schafft zusätzlich Verbundenheit!

  • Magnesium: Magnesium hat bekanntermaßen eine krampflösende Wirkung und hilft deshalb auch sehr gut bei Regelschmerzen. Bereits eine Woche vor Beginn der Menstruation können die Mädchen mit etwa 300 mg pro Tag beginnen (manchmal werden auch etwas höhere Dosen benötigt). Die Einnahme sollte dann mindestens bis zum dritten Periodentag fortgeführt werden.

  • Mönchspfeffer: Das antike Heilkraut wird schon seit Jahrzehnten erfolgreich gegen Regelschmerzen eingesetzt und kann auch bei sehr jungen Frauen hilfreich sein. Bitte die Dosierung mit der behandelnden Frauenärztin absprechen. Wichtig: Ein Therapieversuch sollte unbedingt mindestens drei Monate dauern! Es braucht etwas Zeit, bis der Mönchspfeffer seine volle Wirkung zeigt.

  • Schmerzmittel: Schmerzmittel sollten keine Dauerlösung sein, sind aber an manchen Tagen kaum zu umgehen. Mädchen können gemeinsam mit ihren Eltern bei Regelschmerzen auf folgende Medikamente zurückgreifen: Ibuprofen, Naproxen, Paracetamol und Butylscopolamin. Bezüglich Dauer und Dosierung sollte unbedingt Rücksprache mit der betreuenden Ärztin gehalten werden. Auch hormonelle Verhütungsmittel wie zum Beispiel die Pille oder der Vaginalring können bei regelmäßigen und einschränkenden Menstruationsbeschwerden eingesetzt werden. Achtung: Sehr starke Menstruationsbeschwerden können immer auch ein Hinweis auf eine Endometriose sein und gehören medizinisch abgeklärt!

Lese-Tipp: Hier eine Ibu, da eine Paracetamol: Wie schnell Schmerzmittel unserer Gesundheit schaden

Im Video: Immer früher in die Pubertät - wenn Sex schon bei Neunjährigen ein Thema ist

4. Können Mädchen schon vor dem ersten Sex Tampons benutzen?

Ganz klare Antwort: Ja!

Viele, viele Jahre kursierte das Märchen des „Jungfernhäutchens“. Es wurde suggeriert, dass die Vagina junger Mädchen durch ein dünnes Häutchen verschlossen ist, das beim ersten Geschlechtsverkehr „durchstoßen“ wird.

Viele Mädchen hatten (und haben!) deshalb Angst, dass sie es bereits durch die Verwendung eines Tampons verletzen könnten. Deshalb ganz wichtig: Es gibt kein Jungfernhäutchen! Was es gibt, ist das sogenannte „Hymen“, ein Schleimhautkranz, der den Eingang der Vagina zirkulär auskleidet. Er verschließt sie aber nicht, ansonsten könnte ja das Menstruationsblut gar nicht ablaufen. Ein Tampon kann also problemlos eingeführt werden; das Hymen wird dadurch einfach etwas aufgedehnt. Beim ersten Sex kann das Hymen etwas einreißen, das erklärt auch, warum es dabei bluten kann, aber eben keinesfalls muss!

Mein Tipp: Viele Praxen bieten eine spezielle „Mädchensprechstunde“ an – eine gute Gelegenheit, die Frauenärztin oder den Frauenarzt näher kennenzulernen. Eltern sollten immer fragen, ob sie ihre Töchter begleiten sollen. Manchmal ist die beste Lösung, in sicherem Abstand im Wartezimmer zu warten.