Ukrainischer Außenminister Dmytro Kuleba im RTL-Interview

"Wir brauchen Handlungen! Mit Worten kann man keinen Krieg gewinnen!"

Er ist eine der lautesten und klarsten Stimmen der Ukraine. Außenminister Dmytro Kuleba. Seit Russland sein Land überfallen hat, fordert er vom Westen mehr Hilfe. Im RTL-Interview wendet er sich direkt an Bundeskanzler Scholz. Auch wenn die Unterstützung von der EU und Deutschland ankommt, über die Entscheidung von Bundeskanzler Scholz, vorerst nicht auf russisches Gas zu verzichten, ist er enttäuscht.
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"Das waren vier Wochen unaussprechlichen Schmerzes!"

"Das waren vier Wochen unaussprechlichen Schmerzes, aber mein Riesen-Respekt für Ukrainer. Ich bin stolz darauf, Ukrainer zu sein!“ Ich bin stolz darauf, zu einer Nation zu gehören, die heldenhaft um ihre Existenz kämpft .Für die Zukunft, die wir uns alle teilen. Und diese zwei Gefühle: Schmerz und Stolz – das sind die Grundlagen meiner emotionalen Situation.“

Kuleba machte klar, er habe keinen Zweifel daran, dass die Ukraine in diesem Krieg gewinnen werde und „dass wir unser Land wieder aufbauen werden und es noch besser wird, als es vor dem Krieg war. Aber dieser Sieg wird ihren Preis haben und es wird auch einige Zeit dauern“, so der ukrainische Außenminister im RTL-Interview.

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Kuleba mit großen Erwartungen an Regierungschefs: "Mit Worten kann man Krieg nicht gewinnen"

„Wir erwarten starke Handlungen! Natürlich sind Sympathien wichtig, aber wir brauchen Handlungen! Mit Worten kann man einen Krieg nicht gewinnen. Also brauchen wir Sanktionen, wie zum Beispiel alle europäischen und amerikanischen Häfen zu schließen für russische Schiffe und alle russischen Banken von SWIFT zu trennen“, so Kuleba. Seine Botschaft geht in aller Deutlichkeit an die Vertreter der NATO, EU und der G7, die in Brüssel tagen, um über die Situation in der Ukraine zu beraten.

Zu den Sanktionen gehörten, laut Kuleba, auch: Embargos gegen russisches Öl, Gas und Kohle – das seien die wirklichen Maßnahmen, die die russische Kriegsmaschinerie stoppen werden. „Ich hoffe auch, dass die Regierungschefs den Großunternehmen in ihren Ländern nahe legen werden, sich aus Russland zurückzuziehen, keine Steuern mehr, keine Gelder mehr in das russische Budget einzuzahlen, kein Geld in Russland zu machen, denn das ist mit ukrainischem Blut beschmiert.“

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"Wir greifen niemanden an, aber wir brauchen alle notwendigen Waffen, um uns vor dem Aggressor zu schützen"

Kuleba macht deutlich, dass die Ukraine die Entscheidung Deutschlands, doch Waffen in das Land zu liefern, sehr begrüße, aber er macht auch klar: „Ich möchte sehr deutlich machen, dass jegliche Waffen, die von der ukrainischen Armee innerhalb des ukrainischen Gebietes genutzt werden, per Definition defensiv sind. Ob es Flugzeuge sind, Panzer oder Artillerie, sie werden genutzt, um unser Land zu verteidigen. Wir greifen niemanden an, aber wir brauchen alle notwendigen Waffen, um uns vor dem Aggressor zu schützen.“

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Ukrainischer Außenminister: "Wir kämpfen und wir werden weiter kämpfen!"

Kuleba ist im Krieg gegen Russland entschlossen: „Wir kämpfen und wir werden weiterkämpfen! „Ich glaube, dass das Fehlen der Entscheidung, den Himmel über der Ukraine zu schließen, mehr ein Problem für die NATO ist als für die Ukraine. Es zeigt, dass sie Angst haben vor Russland. Wir haben keine Angst vor Russland“, betont der ukrainischer Außenminister. Er sagte deutlich: „Wenn wir Angst haben, dann wird Russland gewinnen!“

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Kuleba enttäuscht über Scholz' Entscheidung gegen Embargo für russisches Gas und Öl

„Mit der einen Hand helfen sie der Ukraine und mit der anderen Hand zahlen sie Milliarden für russisches Öl und Gas und unterstützen die russische Aggression gegen die Ukraine“. So funktioniere das nicht, so Kuleba.

„Es gibt einige Momente in der Geschichte, wenn es wichtig ist, eine Entscheidung zu treffen. Eine Neutralität, ein Gleichgewicht unter diesen Umständen, hilft Russland – das ist eine Tatsache.“Er betonte ganz deutlich, dass keine wirtschaftlichen Opfer verglichen werden könnten mit den Opfern, die die ukrainischen Menschen erbringen würden.“ (lwe)

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