Experte Markus Kaim im InterviewWie wahrscheinlich ist ein russischer Atomwaffeneinsatz im Ukraine-Krieg?
Nach der Befreiung der Stadt Lyman durch ukrainische Truppen forderte der tschetschenische Machthaber Kadyrow den Einsatz taktischer Atomwaffen in der Ukraine. Der Politologe Markus Kaim erklärt, wie wahrscheinlich die Gefahr eines Nuklearwaffeneinsatzes im Ukraine-Krieg ist.
++ Alle aktuellen Informationen rund um den Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit im Liveticker ++
"Die Drohungen der USA sind auf stillem Wege kommuniziert worden"
Befürchtungen, dass es in diesem Zusammenhang zu einem Atomschlag auf Deutschland kommen könnte, seien „nach gegenwärtiger Lage eher auszuschließen“, sagte er im ntv-Interview.
Der Experte erklärt den Unterschied zwischen „taktischen Atomwaffen“ und „strategischen“: Strategische Atomwaffen seien solche, die eingesetzt würden, falls Russland beispielsweise einen Atomschlag gegen die USA auf deren Boden durchführen wollte und entsprechende Raketen einsetzen würde.
„Taktische“ Atomwaffen hingegen seien kleiner und verfügen über weniger Sprengkraft. Deswegen sei ihre militärische Wirkung geringer, was aus Kaims Sicht einen Einsatz in der Ukraine unwahrscheinlich mache. Die ukrainischen Truppen seien so verstreut, dass es keinen Sinn machen würde, solche Waffen einzusetzen.
Kaim glaubt, dass Putin sie lediglich einsetzen würde, um seine Entschlossenheit zu demonstrieren. Der russische Präsident könnte so versuchen, Druck auf die Ukraine, aber auch auf den Westen auszuüben.
Zu einem möglichen Einsatz taktischer Atomwaffen in der Ukraine sagt er: „Die Drohungen der USA sind auf stillem Wege kommuniziert worden.“ Man habe Russland klargemacht, dass es mit „schwersten Konsequenzen zu rechnen hätte.“ Außerdem würde Russland riskieren, sich in der Weltgemeinschaft zu isolieren und „international ein Paria“ zu werden. (uvo)