Amokfahrer von Trier vor GerichtTränen beim Prozessauftakt: Hoffnung eines Nebenklägers bitter enttäuscht

Der Amokfahrer von Trier muss sich seit Donnerstag vor dem Landgericht verantworten. Doch anstatt klärende Antworten zu liefern, schwieg er: "Ich will selbst keine Aussage machen“, sagte er. "Weder zur Person noch zur Sache", ergänzte seine Verteidigerin. Die Anklage wirft dem 51-jährigen Bernd W. fünffachen Mord und versuchten Mord in 18 weiteren Fällen vor. Der Mann soll mit seinem Geländewagen durch die Trierer Fußgängerzone gerast sein, im Zickzack-Kurs wahllos und immer wieder gezielt auf Passanten zugefahren, so die Staatsanwaltschaft. Ein Nebenkläger brach in Tränen aus, er zeigte sich vom ersten Prozesstag bitter enttäuscht – mehr dazu im Video.

Nebenkläger bricht vor Gericht in Tränen aus

Er hat bei der Amokfahrt seine Schwester verloren, vor Gericht brach Nebenkläger Wolfgang H. jetzt in Tränen aus, wie sein Anwalt Otmar Schaffarczyk im RTL-Interview erklärt: „Das Ganze hat ihn sehr stark mitgenommen. Er hat sich natürlich die Antwort erhofft, warum das Ganze passiert ist." Doch die bekam er nicht, Bernd W. schwieg.

Jüngstes Opfer war ein neun Wochen altes Baby

News Bilder des Tages Trier trauert am Mittwoch 02.12.2020 in der Fussgängerzone um die Opfer der Amokfahrt vom Vortag. Nach der Amokfahrt in Trier mit fünf Toten ist gegen den 51-Jährigen Tatverdächtigen Haftbefehl wegen Mordes erlassen worden. Dies entschied der Haftrichter am Mittwoch, wie ein Sprecher der Polizei mitteilte. Das Tatmotiv ist weiter unklar. *** Trier mourns on Wednesday 02 12 2020 in the pedestrian zone for the victims of the amok drive the day before After the amok drive in Trier with five dead, a warrant for the 51-year-old suspects arrest for murder has been issued This was decided by the arrest judge on Wednesday, a police spokesman said The motive for the crime is still unclear Trier02122001D.jpg
So trauerte Trier am 2 Dezember 2020 in der Fussgängerzone um die Opfer der Amokfahrt vom Vortag, bei der fünf Menschen umgebracht wurden.
www.imago-images.de, imago images/Becker&Bredel, BeckerBredel Fotografen via www.imago-images.de

Neben der Schwester von Wolfgang H. forderte die Amokfahrt vier weitere Todesopfer – unter ihnen ein Baby. "Das ist auf jeden Fall ein außergewöhnlicher Prozess in seiner Dimension, was Umfang und das Leid angeht, das angerichtet worden ist. Es ist auf jeden Fall ein Prozess, der erfahrene Ermittler nicht kalt lässt", sagte Oberstaatsanwalt Eric Samel zum Prozessbeginn.

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Viele Verletzte und Hunderte traumatisierte Augenzeugen

Der Angeklagte habe es ausgenutzt, dass die Passanten bei der Tat am 1. Dezember 2020 arglos in der Innenstadt unterwegs waren und sich keiner Gefahr bewusst waren.

Fünf Menschen wurden getötet: ein neun Wochen altes Baby, dessen Vater (45) und drei Frauen im Alter von 73, 52 und 25 Jahren. Zudem gab es zahlreiche Verletzte und rund 300 traumatisierte Augenzeugen. Trier stand nach der Amokfahrt tagelang unter Schock und fiel dann in wochenlange Trauer.

Video: Hier rast der Amokfahrer durch die Fußgängerzone

Aufnahmen einer Überwachungskamera, die bedrückend zeigen, wie eng Freude und unendliches Leid beieinander liegen können.

Nur wenige Angehörige und Hinterbliebene beim Prozessauftakt

Der Prozess begann unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen. Der Angeklagte nahm hinter Panzerglas Platz. Insgesamt 14 Nebenkläger waren über Anwälte vertreten. Nur wenige Angehörige und Hinterbliebene waren gekommen.

Der Prozess ist bis Ende Januar 2022 terminiert. Am ersten Tag sollte nur die Anklage verlesen werden. Zeugen waren noch nicht geladen. Das Motiv des angeklagten Deutschen ist unklar. Nach vorläufiger Einschätzung eines psychiatrischen Sachverständigen leidet er an einer Psychose und hatte vor der Tat Alkohol getrunken. (uvo, dpa, rtl.de)