Schülerin stirbt bei dramatischem Unfall in Villingen-SchwenningenTödliches Fallschirm-Unglück: Dieses Manöver wurde der 15-Jährigen zum Verhängnis
Der tragische Tod einer jugendlichen Fallschirmspringerin im Schwarzwald ist vermutlich auf menschliches Versagen zurückzuführen. Einen Materialfehler oder einen technischen Defekt schließt Gerhard Storz vom Vereinsvorstand des Para-Clubs Schwenningen aus. „Technisch ist Fallschirmspringen ein sehr sicherer Sport. Ursache für Unfälle ist meist menschliches Versagen“, sagt er. Worauf es beim Fallschirmspringen ankommt, was er zu dem Unfall sagt – in unserem Video.
180-Grad-Drehung zehn Meter über dem Boden: "Absolutes No-Go“
Das folgenschwere Geschehen am vergangenen Samstag sei anfangs ein „ganz normaler Sprung wie jeder andere“ gewesen, sagt Storz. „Sie ist ordentlich aus dem Flugzeug gekommen, hatte ihre Freifallphase.“ Generell würden die Springer ihre Schirme bei 1.200 Metern Höhe öffnen, das habe die Schülerin auch gemacht. „Sie hat einen ganz normalen Schirmflug gemacht, ist aber statt gegen den Wind mit Wind reingekommen“, so Storz. Das sei nicht weiter dramatisch.
„Aber sie hat sich dann kurz über dem Boden entschlossen, eine 180-Grad-Drehung einzuleiten, das war der Fehler. Das macht man nicht mehr kurz über dem Boden.“ Storz erläutert, wie der Fallschirm gesteuert wird. „Es gibt zwei Steuerschlaufen, um die Richtung zu bestimmen – wenn man links zieht, macht man eine Linksdrehung, rechts macht man eine Rechtsdrehung“, so der erfahrene Springer. „Zum Bremsen ziehen wir beide, damit der Schirm bremst.“
Video: Das sagt eine Augenzeugin über das Fallschirm-Unglück in Villingen-Schwenningen
Tödlicher Fallschirmunfall: „Man sieht deutlich die Armbewegung, die sie macht"
Das habe die Verunglückte nicht getan. „Sie hat kurz vorm Landen eine 180-Grad-Drehung eingeleitet. Das kann man machen, aber nicht zehn Meter über dem Boden. Das ist ein absolutes No-Go.“
Ein technischer Fehler am Schirm sei ausgeschlossen, sagt Storz. „Man sieht deutlich die Armbewegung, die sie macht. Der Schirm reagiert sofort.“ Mit maximal schlechtem Ausgang. Zwar sind sehr schnell Rettungskräfte vor Ort, versorgen sie und bringen sie ins Krankenhaus. Doch die Verletzungen sind zu schwer, das Mädchen stirbt.
Technisch sei Fallschirmspringen „eine sichere Sache“, erklärt Storz. „Es gibt ein Rettungssystem, falls der Hauptschirm nicht so öffnet, wie er soll. Es gibt eine Elektronik, falls man ohnmächtig wird oder es vergisst zum Beispiel aus Euphorie. Dann schießt die Elektronik bei 250 Metern über dem Boden die Reserve raus“, sagt er.
Video: RTL-Reporterin berichtet aus Schwenningen
„Auch, wenn sie selbst ihren Fehler bemerkt hätte, wäre es schon zu spät gewesen“
Storz erläutert, warum die Schülerin allein springen durfte. „Die Lizenz zum Fallschirmspringen kann man mit Einverständnis der Eltern mit 14 beginnen, bleibt jedoch bis zum 16. Lebensjahr im Schülerstatus und wird von Lehrern betreut.“ Die 15-Jährige übte den Sport schon über ein Jahr lang aus und hatte 40 Sprünge absolviert. „Wäre sie alt genug gewesen, hätte sie mit 40 Sprüngen schon die Lizenz gehabt“, sagte er.
Bei ihrem tödlichen Sprung war ein Lehrer mit abgesprungen. Eine Möglichkeit einzugreifen, habe der jedoch nicht mehr gehabt, sagt Storz. „In so einer Situation kann der Sprunglehrer nicht mehr eingreifen.“ Auch der Teenager habe keine Chance mehr gehabt: „Auch, wenn sie selbst ihren Fehler bemerkt hätte, wäre es schon zu spät gewesen.“