"Für mich ist er kein böses Wesen, wie er vielleicht in Deutschland gesehen wird"
Sohn auf Gardasee totgefahren - Vater spricht mit verurteiltem Deutschen

Das tödliche Bootsunglück am Gardasee (Italien) im Sommer 2021 sorgte für Aufsehen – ein Gericht in Brescia verurteilte zwei Deutsche dafür. Einer der beiden Verurteilten hat nun den Vater des toten Umberto Garzarella besucht. „Ich muss vorsichtig sein, was ich sage, weil ich von allen für dieses Treffen kritisiert wurde“, sagte Enzo Garzarella im Interview der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“.
Vater des Todesopfers: „Für mich ist er kein böses Wesen, wie er vielleicht in Deutschland gesehen wird“
Der 53-jährige Manager aus München kam ihm zufolge mit seiner Frau und einem Übersetzer an das Grab seines Sohnes. Sie hätten weiße Rosen und Zeichnungen seiner Kinder mitgebracht. „In jedem Fall fand ich die Geste schön. Sein Freund hat das zum Beispiel nicht gemacht“, erklärte der Vater.
Garzarella hörte nach eigenen Worten auf sein Gefühl und ging zu dem Treffen mit dem Deutschen. Er schaffe es aber noch nicht, ihm zu vergeben. „Für mich ist er kein böses Wesen, wie er vielleicht in Deutschland gesehen wird“, sagte Garzarella.
Die beiden hätten auch über den Unfall am 19. Juni 2021 gesprochen, als das Luxus-Motorboot der damals 52-jährigen Münchener kurz vor Mitternacht am Westufer bei Salò mit dem Boot von Umberto Garzarella (37) und Greta Nedrotti (25) kollidierte und das Paar aus der Gegend dabei zu Tode kam.
Gardasee: Pärchen stirbt nach Kollision
Der Unfall ereignete sich am 19. Juni 2021. Kurz vor Mitternacht stießen die zwei Deutschen mit ihrem Luxusmotorboot gegen ein kleines Holzboot – und das Pärchen darin kam ums Leben.
Nachdem die beiden Tatverdächtigen festgenommen wurden, äußerte sich der Anwalt der beiden Deutschen. Die beiden sollen das das Unglück nicht bemerkt haben, wie sie Ende Februar auch vor Gericht aussagten. Stattdessen waren sie nach eigenen Angaben von einem treibenden Holzstück ausgegangen.
Weil durch den Zusammenprall Wasser in ihr Boot eindrang, fuhren sie schnell weiter ans Ufer. Im November 2021 haben sich Hinterbliebene der beiden Opfer bereits mit den beiden mutmaßlichen Totrasern nach Anwaltsangaben auf eine Entschädigungszahlung geeinigt. Die Männer waren wegen fahrlässiger Tötung und unterlassener Hilfeleistung angeklagt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Video: "Er war einzigartig für mich"
Für die Hinterbliebenen ist die Trauer dennoch unermesslich. Umbertos Familie zeigte RTL-Reporter Udo Gümpel Erinnerungsfotos. "Er war einzigartig für mich. Er war mein Bruder, meine andere Hälfte, ein Teil von mir", sagte seine Schwester Elena.
Gemeinsam mit ihrer Familie setzt sie sich nun dafür ein, die Gesetze in Italien zu verschärfen, damit sich ein derart fataler Unfall wie beim Tod ihres Bruders und seiner Freundin möglichst nicht wiederholen kann. Was die Familien der Opfer sagen, sehen Sie in unserem Video. (swi, jwa, mit dpa)