Ist Klimaschutz wichtiger als Naturschutz?

Habeck: "Wer den Wald schützen will, muss sich für den Klimaschutz bekennen"

von Kathrin Hetzel

Mehr Tempo beim Klimaschutz muss her. Ansonsten wird es mit den angesetzten Klimaschutzzielen schwierig bis unmöglich. Der neue Klimaschutzminister Robert Habeck hat einiges aufzuholen, denn: „Wir starten nicht auf der Ziellinie, sondern mit einem gehörigen Rückstand", sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Berlin.
Bis Ende 2022 will Habeck sein „Klimaschutz-Sofortprogramm“ abgeschlossen haben. Dazu werden mehrere große Gesetzespakete auf den Weg gebracht. Das erste bereits um Ostern herum. Die ambitionierten Ziele: Kohle-Ausstieg bis 2030, mehr Tempo bei Wind- und Solarenergie und 15 Millionen E-Autos auf die Straßen bringen.
Doch wie geht all das mit dem Naturschutz einher? Denn für den Ausbau von Wind- und Solaranlagen ist viel Platz nötig. Ganze Wälder, teilweise mit geschützten Tier- und Pflanzenarten müssten dafür weichen. Ist Klimaschutz also wichtiger als Naturschutz?
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So sehen Habecks Klimapläne aus

In der Pressekonferenz am Dienstag stellt Habeck seine Klimapläne vor. Mit mehreren gedruckten Grafiken macht er deutlich, wie weit Deutschland aktuell von seinen Klimazielen entfernt ist: „Da sind wir – und da müssen wir hin!“. 200 Millionen Tonnen zu viel klimaschädliche Treibhausgase wird es geben, wenn alles seinen gewohnten Weg weiter geht. Doch Habeck will gegensteuern. Mit mehreren Klimaschutzpaketen. Das erste soll schon Ende April auf den Weg gebracht werden, ein weiteres in diesem Sommer.

Ausbau von Ökostrom, Förderprogramme für Wasserstoff und mehr – Welche Sofortmaßnahmen Habeck im Detail in seinen Klimaschutzpaketen plant, lesen Sie hier: Diese Klima-Pläne sollen schnell umgesetzt werden.

Probleme beim Ausbau von Windkraft

Rotmilan bei Mäusejagd
Besonders dem Rotmilan machen die Windräder zu schaffen.
deutsche presse agentur

Für größere Probleme könnte aber besonders Habecks „Wind-an-Land-Gesetz“ führen. Mit einem solchen Gesetz will Habeck zwei Prozent der Landesfläche gesetzlich für Windkraft verankern. Bisher gab es immer wieder größere Probleme bei Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie Konflikte mit dem Artenschutz. Außerdem gibt es vor Ort oft Proteste gegen den Bau von Windparks. Mit dem Gesetz möchte Habeck solche Verfahren beschleunigen.

Aber fällt dadurch dann nicht der Naturschutz, der ja auch für die Grünen immer besonders wichtig war, hinten rüber? Klar ist: Der Ausbau von erneuerbaren Energien ist wichtig, aber zu jedem Preis? Laut Habecks Plan müssten teilweise ganze Wälder großen Wind- und/oder Solarparks weichen. Doch in denen für Windparks geeigneten Hochlagen findet sich oft eine große biologische Vielfalt an Pflanzen und Tieren. So wird der Ausbau der erneuerbaren Energien zur Gefahr für zahlreiche Wildtiere – wie den Rotmilan oder den Feldhamster – geworden. Was sagt Habeck dazu? Ist Klimaschutz wichtiger als Naturschutz?

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"Entweder-Oder ist die falsche Fragestellung"

Für Habeck führe eine solche Fragestellung nicht zum Erfolg. Klimaschutz und Naturschutz müssten gemeinsam neu gedacht werden, denn beide Themen könnten nur im Einklang miteinander funktionieren: „Entweder-Oder ist die falsche Fragestellung, es muss beides funktionieren,“ so Habeck.

Habeck plant dazu, eng mit Naturschutzbehörden zusammenzuarbeiten und gemeinsame Lösungen zu finden. Er macht auch noch einmal deutlich, „wenn wir es nicht schaffen, die globale Erderwärmung einzudämmen“, dann wird sich der Wald von ganz alleine zerstören. Wälder seien schon heute durch die Erderwärmung in einem schlechten Zustand. Kaputte Wälder seien nicht mehr widerstandsfähig und könnten so auch schlechter mit Naturkatastrophen, wie beispielsweise der Flut im Ahrtal umgehen.

„Wer den Wald schützen will, muss sich für den Klimaschutz bekennen.“ Es gelte also Dinge ins Verhältnis zu setzen und abzuwägen zwischen „Waldschutz/Naturschutz und Ausbau von erneuerbaren Energien [das] ist die Aufgabe der Stunde“.

Man müsse dazu nicht überall Wälder roden, aber einige Wälder werden auch für die Windkraft weichen müssen „in letzter Konsequenz schützt man aber dadurch Natur“.

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