Kantine nur noch vegetarisch oder vegan
Ex-Kanzler Gerhard Schröder wettert gegen Currywurst-Aus bei Volkswagen
Die Currywurst ist ein echter Kantinen-Klassiker und bei vielen Beschäftigten beliebt. Der Autohersteller Volkswagen betreibt sogar eine eigene Fleischerei, die Currywürste für die Mitarbeiter produziert. Doch jetzt gibt es für Currywurst-Fans schlechte Nachrichten: Die Kantine im Wolfsburger VW-Markenhochhaus streicht alle Fleischgerichte vom Speiseplan, nach dem Werksurlaub gibt es für VW-Mitarbeiter nur noch vegetarische oder vegane Gerichte. Einem geht das gehörig gegen den Strich: Ex-Kanzler Gerhard Schröder. Sein Wurst-Einsatz löst in den sozialen Medien eine kleine Gag-Lawine aus.

Ex-VW-Aufsichtsrat Gerhard Schröder gegen Currywurst-Aus bei VW
Der ehemalige VW-Aufsichtsrat ärgert sich über die Abschaffung der berühmten VW-Currywurst in einer der Werkskantinen des Wolfsburger Autobauers. „Wenn ich noch im Aufsichtsrat von #VW säße, hätte es so etwas nicht gegeben“, schrieb Schröder in einem Beitrag auf der sozialen Plattform Linkedin. „Vegetarische Ernährung ist gut, ich selbst mache das phasenweise auch. Aber grundsätzlich keine Currywurst? Nein!“, machte er klar und fragte, ob die Beschäftigten das wirklich wollten. „Currywurst mit Pommes ist einer der Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion. Das soll so bleiben.“

In Hannover gebe es ebenso wie in Berlin „exzellente Currywürste“, so Schröder weiter. „Darauf will ich nicht verzichten, und ich denke: viele andere wollen das in ihren Betriebskantinen auch nicht.“ Dazu setzte er den Hashtag „#rettetdieCurrywurst“. Dem SPD-Altkanzler, der niedersächsischer Ministerpräsident von 1990 bis 1998 und Vertreter des Landes im Aufsichtsrat von VW war, folgen auf Linkedin rund 64.000 User.
Dass Schröder eine Vorliebe für Currywurst hat, ist bereits seit den 90er Jahren bekannt. Als Bundeskanzler bestellte er im Jahr 2002 für den damaligen US-Präsidenten George W. Bush im „Theodor Tucher“ am Pariser Platz Currywurst und Apfelstrudel.
Clever dagegen die Reaktion des ehemaligen Wurst-Herstellers Rügenwalder Mühle, der sich inzwischen vor allem auf vegane und vegetarische Lebensmittelprodukte spezialisiert. Rügenwalder springt auf die Aktion #rettetdieCurrywurst auf und macht geschickt Werbung für die vegetarische Bratwurst-Alternative. Ob die den Currywurst-Fans und Gerhard Schröder wirklich schmeckt?
Volkswagenfleischerei produziert 7 Millionen Currywürste
Viele Mitarbeiter wünschten sich vegetarische und vegane Alternativen, heißt es zur Begründung in einem Info-Schreiben. Die Neuausrichtung diene aber auch dem Thema Nachhaltigkeit, weil weniger Fleischverzehr pro Woche auch der Umwelt helfe. Die rund 150 Rezepte sollen dann ohne Fleisch auskommen. Nur hin und wieder werde Fisch zum Angebot gehören. Am Standort in Hannover setzt die zuständige Service Factory das Konzept bereits um.
Auf die Wurst verzichten muss bei VW allerdings niemand. In der Kantine wenige Meter entfernt auf der gegenüberliegenden Straßenseite wird es sie weiterhin geben. Zuletzt gab es im Vor-Corona-Jahr 2019 rund 7 Millionen Currywürste aus der Volkswagenfleischerei, dazu kamen mehr als 550 Tonnen Ketchup, wie ein Sprecher sagte. Aktuell seien aber noch viele Betriebsrestaurants beim Autobauer geschlossen.

Mit der Umstellung auf vegetarische und vegane Küche setzt VW nach Einschätzung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) auf einen Trend, den es schon seit einigen Jahren gibt. „Die Zeiten, in denen die vegetarische Küche von manchen etwas stiefmütterlich behandelt wurde, sind endgültig vorbei", sagte ein Dehoga-Sprecher. (dpa/aze)