Die niedrigste Zahl seit 2010

Es gibt immer weniger Seehunde im Wattenmeer

Hauke-Christian Dittrich
Ein Seehund liegt am Strand. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa/Symbolbild
deutsche presse agentur

Sie haben süße Knopfaugen, lieben es am Strand zu chillen und noch dazu gelten sie als Wahrzeichen des Wattenmeers: Seehunde.
Auf den Sandbänken in der Nordsee tummeln sich allerdings immer weniger von ihnen. Aber was sind die Gründe?
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Seehundbestand sinkt um weitere vier Prozent

Der Bestand an Seehunden im Wattenmeer hat sich nach Zählungen von Experten im dritten Jahr in Folge verringert. Insgesamt wurden im August 22.621 Seehunde im Wattenmeer Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande sowie der Insel Helgoland gezählt. Das sind vier Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Damit ist es die niedrigste Zahl seit 2010.

Im Video: Zurück im Meer - Seehunde werden ausgewildert

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Bestände in Niedersachsen und Hamburg sind Ausnahmen

23.12.2020, Niedersachsen, Norden: Ein junger Seehund schwimmt in einem Becken der Norddeicher Seehundstation. Selbst die Seehunde in der Nordsee haben wohl die Folgen der Corona-Pandemie zu spüren bekommen: Als viele Urlauber im Sommer an die Küste strömten, wurden Mütter und Jungtiere vermehrt gestört. Foto: Sina Schuldt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Nur die Zahl der Heuler stieg in diesem Jahr an. (Symbolbild)
ssd axs, dpa, Sina Schuldt

Zum jährlichen Fellwechsel im August ging die Zahl der gezählten Seehunde in nahezu allen Gebieten zurück. Ausnahmen waren Niedersachsen und Hamburg, wo die Zahl um 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 5.639 Tiere gestiegen ist. In Dänemark sank die Zahl der Seehunde um 19 Prozent auf 2.268 Tiere, in Schleswig-Holstein um fünf Prozent auf 7.936 Tiere. In den Niederlanden wurden 6.706 Seehunde gezählt, elf Prozent weniger als 2022. Auf Helgoland schließlich wurden 72 Tiere erfasst - 2022 waren es noch 98, das bedeutet einen Rückgang um 27 Prozent.

Lese-Tipp: Seehundstation rettet so viele Heuler wie noch nie

Mögliche Ursachen für weniger Seehunde

Es könnte verschiedene Gründe für den Bestandsrückgang geben, dazu gehören:

  • Eine Verschlechterung des Lebensraums

  • Störungen im Wattenmeer oder vor der Küste (durch Fischerei, Schifffahrt oder Windkraftanlagen)

  • Konkurrenz um Ressourcen mit der Fischerei oder anderen Meeressäugetieren

  • Sterblichkeit als Beifang oder als Beute für andere Tiere

„Es wäre wichtig, die möglichen Ursachen zu untersuchen, zu denen eine Verschlechterung des Lebensraums, die Verfügbarkeit von Nahrung und die zunehmende Zahl von Kegelrobben in dem Gebiet gehören könnten“, sagte auch Anders Galatius von der Universität Aarhus, Hauptautor des Berichts.

Zahl der Jungtiere insgesamt gestiegen

Die Zählung der Jungtiere hatte im Juni einen Anstieg um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr ergeben. Insgesamt wurden im Wattenmeer 9.334 Jungtiere gezählt - 820 mehr als ein Jahr zuvor. In drei Teilen des Wattenmeers wurden steigende Zahlen beobachtet: In Dänemark stieg die Zahl der Jungtiere um 23 Prozent, in Schleswig-Holstein um zwölf Prozent und in den Niederlanden um 18 Prozent.

In Niedersachsen und Hamburg dagegen wurde ein Rückgang um fünf Prozent festgestellt. Auf Helgoland wurde kein Jungtier gesichtet. Erst in den nächsten Jahren wird sich wohl zeigen, ob der Bestand an Jungtieren dem Trend der Gesamtzahlen folgen wird. (dpa/cgo)