Zwei Menschen getötetSicherheitsrat einberufen: Russische Raketen offenbar in polnisches Dorf eingeschlagen

Bei einer Explosion im polnischen Dorf Przewodów wurden zwei Menschen getötet. Offenbar soll die Explosion durch verirrte russische Raketen ausgelöst worden sein. Polen hat bereits den Sicherheitsrat einberufen. Mittlerweile hat laut Nachrichtenagentur AP auch ein US-Geheimdienstmitarbeiter bestätigt, dass es sich um russische Raketen handeln soll. Derzeit ist die Situation allerdings noch unklar. Nach RTL-Politik-Chef Nikolaus Blome wird jetzt „Vieles davon abhängen, ob sich Polen an Brüssel wendet und den NATO-RAT bittet, zu prüfen, ob der Bündnisfall ausgerufen werden muss.“ Seine gesamte Einschätzung sehen Sie im Video
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Im Video: RTL-Experte Thomas Jäger

Erste Meldungen über die Explosionen im polnischen Dorf Przewodów stammten vom polnischen Radiosender „Radio ZET“. Der Privatsender berichtete, zwei verirrte Raketen seien in einem polnischen Dorf nahe der Grenze eingeschlagen. Nach unbestätigten Angaben seien zwei Menschen getötet worden.

Die Ortschaft liegt nahe der Grenze zur Ukraine. Die ukrainische Großstadt Lwiw ist ebenfalls nur knapp 70 Kilometer entfernt. Laut „Radio ZET“- Bericht soll ein fahrbarer Getreidetrockner getroffen worden sein.

Dringlichkeitssitzung des polnischen Sicherheitsrates einberufen

Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat wegen einer nicht näher bezeichneten Krisensituation eine Sitzung des Sicherheitsrates seines Landes einberufen. Das meldete die Nachrichtenagentur PAP am Dienstag in Warschau. Offizielle Angaben zu der Krise wurden zunächst nicht gemacht, Berichte legten allerdings einen Zusammenhang mit dem massiven russischen Raketenbeschuss auf das Nachbarland Ukraine vom Dienstag nahe.

Eine Bestätigung über die Einberufung des Nationalen Sicherheitsrates erfolgte via Twitter. Dort schrieb Piotr Müller, der Sprecher der polnischen Regierung, dass eine Dringlichkeitssitzung anberaumt wurde. Müller warnte allerdings davor, ungeprüfte Informationen zu verbreiten. Alle Informationen aus dem Ausschuss für Sicherheit und Verteidigung der polnischen Regierung sollten später auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, kündigte er laut PAP an.

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Lage bislang unklar - greift jetzt die NATO ein?

ARCHIV - 15.11.2022, Polen, Warschau: Mariusz Blaszczak, Verteidigungsminister von Polen, trifft am Sitz des Nationalen Sicherheitsbüros ein. Der polnische Ministerpräsident Morawiecki hat wegen einer nicht näher bezeichneten Krisensituation eine Sitzung des Sicherheitsrates seines Landes einberufen. Offizielle Angaben zu der Krise wurden zunächst nicht gemacht, Berichte legten allerdings einen Zusammenhang mit dem massiven russischen Raketenbeschuss auf das Nachbarland Ukraine vom Dienstag nahe. Foto: Radek Pietruszka/PAP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki auf dem Weg zur Krisensitzung des polnischen Sicherheitsrates in Warschau.
gj sbr, dpa, Radek Pietruszka

Noch scheint es nicht sicher zu sein, dass es sich tatsächlich um Raketen aus Russland handelt. Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums in Washington erklärte dazu, dass es momentan keine Informationen gebe, um die polnischen Medienberichte zu einem angeblichen russischen Raketeneinschlag zu bestätigen.

Sollte sich aber bestätigen, dass die Explosion durch verirrte russische Raketen ausgelöst wurde, kommt die NATO ins Spiel. Im Gegensatz zur Ukraine ist Polen bereits Mitglied der NATO. Nach RTL-Politik-Chef Nikolaus Blome wird jetzt „Vieles davon abhängen, ob sich Polen an Brüssel wendet und den NATO-RAT bittet, zu prüfen, ob der Bündnisfall ausgerufen werden muss.“

Denn ein Angriff auf einen Mitgliedsstaat würde Artikel 5 des NATO-Vertrages aktivieren. Demnach wäre ein Angriff auf Polen gleichzusetzen mit einem Angriff auf alle NATO-Partner und könnte einen militärischen Gegenschlag nach sich ziehen. „Jeder Nato-Staat, der im Moment einen Draht nach Moskau hat, wird den jetzt glühen lassen, um irgendwie Botschaften aus dem Kreml zu bekommen, die die Situation deeskaliert“, erklärt Nikolaus Blome. Sollte sich der Verdacht erhärten, wäre es der erste Zwischenfall auf NATO-Gebiet seit Beginn der russischen Invasion der Ukraine.

"Provokation" - Russland dementiert Vorwürfe

Die Karte zeigt die Lage des polnischen Dorfes Przewodów
Das Dorf Przewodów liegt unweit der ukrainischen Grenze.
N-TV

Das russische Militär hat den Angriff auf das polnische Dorf Przewodów zurückgewiesen. Der Absturz mutmaßlicher russischer Raketen sei laut Kreml eine „gezielte Provokation“. Laut russischem Verteidigungsministerium seien keine Ziele im ukrainisch-polnischen Grenzgebiet beschossen worden.

Auch die mittlerweile in polnischen Medien verbreiteten Fotos angeblicher Trümmerteile hätten nichts mit russischen Waffensystemen zu tun, hieß es aus Moskau. (reuters, dpa, rdr)

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