Morsches System

Peter Kloeppel und RTL-Reporter decken auf: Darum ist die Deutsche Bahn so unpünktlich

Was ist bei der Deutschen Bahn los? Viele Bahnreisende sind genervt von unpünktlichen Zügen, Ausfällen und vollen Abteilen. RTL-Reporter decken schonungslos die Gründe auf. Außerdem erklären Experten, was sich sofort ändern muss.

Bahn-Insider warnt vor Unfallgefahr bei der Deutschen Bahn

Wenn man über die Deutsche Bahn redet, muss man über Pünktlichkeit reden. Noch nie waren die Züge so unpünktlich wie im vergangenen Jahr: Von drei Fernzügen kamen nur zwei rechtzeitig ans
Ziel. Die Pünktlichkeit sank im Fernverkehr von knapp 75 Prozent im Jahr 2021 auf nur noch 65 Prozent im letzten Jahr.

Und bei der Deutschen Bahn will das schon was heißen. Denn pünktlich ist laut Deutscher Bahn ein Zug, wenn er weniger als sechs Minuten nach der angekündigten Zeit ankommt. Das bedeutet: Fünf Minuten zu spät ist immer noch pünktlich. Und Züge, die komplett ausfallen, tauchen in dieser Unpünktlichkeitsstatistik erst gar gar nicht auf.

Anatol Jung ist ein echter Insider, war bei der Bahn Qualitäts- und Sicherheitsprüfer. Im Gespräch mit RTL-Reportern deckt er die drei größten Probleme auf:

  • Personalmangel

  • das Alter der Anlagen, die bis in die Kaiserzeit zurückreichen

  • die vollkommene Netzüberlastung

Bereits im Jahr 2019 erarbeitet er eine detaillierte Schwachstellen-Analyse zur Instandhaltung auf über 200 Seiten.

„Die Bahn ist halt ein großes und ein altes System. Und, es hat sich gezeigt, dass die Unfallgefahr steigt, die Gefahr betrieblicher Zusammenbrüche und dass die DB Netz als Ganzes ein Sanierungsfall ist“, sagt Jung. Sein Fazit: „Ich war persönlich erschüttert.“

Lese-Tipp: War Profit wichtiger als ein sicheres Schienennetz? Schwere Vorwürfe gegen die Bahn nach Zugunglück mit fünf Toten

Deutsche Bahn baut 74.000 Weichen ab - weil sie zu teuer sind

Und auch dieses Detail klingt einfach nur unglaublich: Im Zuge der Bahnreform wurden von 1994 bis heute rund 74.000 Weichen abgebaut. Der Grund: Sie sind im Unterhalt zu
teuer.

Das hat spürbare Folgen. Selbst auf mehrgleisigen Strecken kann ein Zug nicht ausweichen, wenn es Probleme gibt oder eine Baustelle. Sobald also nur ein Zug aus dem Takt gerät, folgt häufig eine Kettenreaktion und es kommt zu vielen Verspätungen. Das sei so, sagen Kritiker, als würde man auf Autobahnen einfach mal jede zweite Ausfahrt sperren. Oder die Überholspur zumachen.

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Bahn-Experten schlagen Alarm: Das muss sich sofort bei der Deutschen Bahn ändern!

Bahn-Experte Markus Hecht leitet das Fachgebiet Schienenfahrzeuge an der Technischen Universität Berlin. Auch er legt den Finger in die Wunde „Die Trennung zwischen Investitionskosten und Instandhaltungskosten, so wie sie jetzt praktiziert wird, gibt keinen Anreiz, eine sorgfältige, vorausschauende Instandhaltung zu machen. Wir sehen ja, dass auch die Aufwendungen, die bisher für die Instandhaltung erbracht worden sind, ungenügend sind“, sagt der Fachmann.

Was er damit meint: Die Bahn kommt für die Reparaturen des Schienennetzes auf und der Staat für den Neubau der Schienen. Je weniger die Bahn für Reparaturen ausgibt, umso höher fällt ihr Gewinn aus. Die neuen Schienen zahlen dagegen die Steuerzahler.

Verkehrsexperte Philip Kosok schlägt ebenfalls Alarm: „Wir müssen jetzt wirklich konsequent in die Modernisierung des Netzes investieren. Dann wird auch in Deutschland wieder ein pünktlicher und leistungsfähiger Bahnverkehr möglich sein.“

Ob das gelingt, darf bezweifelt werden. Der Bund plant mit drei Milliarden Euro – die Bahn bräuchte aber mindestens 100 Milliarden oder mehr, um das Streckennetz zu sanieren. Das ist mehr als das 30-fache.

Im Gespräch mit Peter Kloeppel macht auch Bahn-Chef Richard Lutz keine falschen Hoffnungen: „Es braucht mehr Geld, sonst wird das halt nicht funktionieren.“ (aze)

„Peter Kloeppel DURCHLEUCHTET: Das Chaos bei unserer Bahn“ – Die große Bahn-Reportage am 8. Juni um 20.15 Uhr bei RTL und auf RTL+ im Stream ansehen.