Suche nach der Ursache für Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen
War Profit wichtiger als ein sicheres Schienennetz? Nach Zugunglück mit fünf Toten: Schwere Vorwürfe gegen die Bahn

Am 3. Juni entgleist bei Garmisch-Partenkirchen in Bayern ein Regionalzug. Fünf Menschen sterben, 68 werden verletzt. Die Ursache für den schweren Unfall ist noch immer nicht geklärt. Kritiker machen der Bahn nun schwere Vorwürfe. Einer davon: Für das Unternehmen seien Profite wichtiger als ein sicheres Schienennetz.
Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen: "Die Bahn versucht, einzelne Schuldige zu finden“
Das sagen die Autoren einer unabhängigen Arbeit zu dem Unglück bei Garmisch. Einer von ihnen: Uwe Böhm, Vorsitzender der Lokführer-Gewerkschaft GDL in Bayern. Er sagt: Die Bahn ist dazu gezwungen, auf Gewinne abzuzielen, auch in der Infrastruktur. Andere wichtige Aufgaben würden dadurch vernachlässigt – so auch der Ausbau und die Ausbesserung der Schienenwege.
Beim Aufarbeiten der Katastrophe aus dem Juni dürfe es nun nicht darum gehen „Bauernopfer“ auszumachen, sagen die Autoren. Eine Meinung, die Anne Franke von den Grünen teilt: „Die Bahn versucht, einzelne Schuldige zu finden“, sagt die Politikerin zur „Süddeutschen Zeitung“. „Das ist meiner Meinung nach der falsche Weg. Man hat auch schon vor dem Unglück einen Lokführer degradiert, der auf Probleme hingewiesen hat.“
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Deutsche Bahn: Führten Schäden an Betonschwellen zum Zugunglück bei Garmisch?

Das sagen auch Böhm und seine Mitautoren. Wer bei der Bahn auf die teilweise völlig veraltete Infrastruktur hinweise, drohe seinen Arbeitsplatz zu verlieren. Eine Kultur der offenen Kritik gibt es bei dem Unternehmen demnach überhaupt nicht.
Schon vor dem Unglück bei Burgrain soll von mehreren Mitarbeitern auf den schlechten Zustand des Streckenabschnitts, in dem der Zug entgleiste, hingewiesen worden sein. Laut Unterlagen, die dem „BR“ vorliegen, könnten Schäden an Betonschwellen auf der Strecke tatsächlich einer der Auslöser für den schweren Unfall gewesen sein.
Zugunglück bei Garmisch: Deutsche Bahn schweigt zu den Vorwürfen
Ob die Zustände, die Böhm und Co. anprangern, tatsächlich für das Zugunglück im Juni verantwortlich waren, ist allerdings unklar – das betonen die Autoren auch selbst. "Wir sagen nur, dass es so gewesen sein könnte", sagen sie. "Wir wissen nicht genau, was die Entgleisungsursache war." Und: „Wir wollen zeigen, dass planerisches Versagen der Grund sein könnte."
Die Autoren sagen, sie bekommen von Bahn-Mitarbeitern, die die gleichen Probleme sehen, große Unterstützung – allerdings nicht öffentlich. Andernfalls drohten ihnen bei der Bahn große Schwierigkeiten, heißt es. Das Unternehmen wollte sich bislang nicht zu den Vorwürfen äußern. (jda)