Peter Kloeppel durchleuchtet: Was läuft schief in Deutschland?
Überraschend hohe Löhne: Diese Branche profitiert von der Krise
Was läuft schief in Deutschland?
Fachkräftemangel in fast allen Branchen, Kunden stehen vor geschlossenen Geschäften oder müssen monatelang auf einen Termin warten. Doch jede Krise bietet auch Chancen. Welche das sind, zeigen wir euch im Video.
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Ablösegeld für Installateure
Die Firma von Lars Kröger kann sich vor Aufträgen kaum retten. Wenn der Gas-Wasser-Installateur in Korschenbroich am Niederrhein bei seinen Kunden eintritt, leuchten deren Augen vor Freude. Schließlich sind Handwerker zurzeit Mangelware. Im Schnitt müssen seine Kunden rund zwölf Wochen warten, bis ein Handwerker den nächsten freien Termin hat.
Denn allein in der Sanitärbranche ist die Zahl der Beschäftigten in zehn Jahren um 9,4 Prozent geschrumpft. Den letzten Auszubildenden hatte Lars Kröger vor „drei oder vier“ Jahren. „Die meisten jungen Leute wollen ja heute studieren. Influencer werden. Oder auf Tiktok irgendwas machen. Das ist eigentlich schade“, sagt der 46-Jährige. Er erzählt, dass in der Branche sogar Ablösesummen gezahlt werden.
Dabei ist die Bezahlung mehr als ordentlich. Ein Installateur mit einigen Jahren Berufserfahrung kommt auf bis zu 3.000 Euro netto Monatsgehalt.
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Fachkräftemangel und Bürokratie-Wahnsinn in Deutschland
Im Mittelpunkt der Sendung „Durchleuchtet: Was läuft schief in Deutschland?“ (am 11. Januar um 20.15 Uhr bei RTL und bei RTL+ auf Abruf) stehen Fachkräftemangel und Bürokratie-Wahnsinn, die Peter Kloeppel und RTL-Reporter Thorsten Schorn anhand von Problemen ganz normaler Mittelständler aufzeigen.
Menschen wie Simone Schmitt, die in der Not einen zweiten Ruhetag bei ihrem Landgasthaus einführte - es fehlen einfach die Gastro-Arbeitskräfte.
Oder das Klinikum Göttingen. Der Mangel an Fachkräften im OP ist so prekär, dass jeden Tag die Gefahr besteht, dass Operationen nicht durchgeführt werden können.
Peter Kloeppel: Darum ist das deutsche Ausbildungsmodell reformbedürftig
Das hat natürlich alles auch mit den Rahmenbedingungen des Staates zu tun. Trotzdem: Peter Kloeppel hält das deutsche Ausbildungsmodell und die Arbeitsmarktpolitik nicht für ganz gescheitert, eher für reformbedürftig.
„Das heißt: Eine Ausbildung zu machen, muss sich auch finanziell mehr lohnen.“ Schon in der Schule sollten die Bedeutung handwerklicher und mittelständischer Berufe und ihre Chancen stärker hervorgehoben werden, so Kloeppel. „Dies sollte sich auch schon in den Unterrichtsfächern niederschlagen, die häufig zu wenig Praxisbezug zeigen und nicht ausreichend auf die Arbeitswelt und die dort herrschenden Bedarfslagen vorbereiten.“ Nachholbedarf gebe es zudem bei Vermittlung und Integration von Arbeitskräften aus dem Ausland.
Kloeppel hat für die von Arbeitgebern so oft kritisierte Generation Z Verständnis. „Was den Ruf nach Work-Life-Balance betrifft: Ich kann verstehen, dass der Wunsch nach einem Leben außerhalb des Jobs besteht“, sagte er. „Trotzdem muss die Arbeit ja von irgendjemandem gemacht werden, sonst kommen wir nicht voran. Meine Erfahrung mit der Gen-Z zeigt aber auch: Es ist eine tüchtige, gut ausgebildete und kreative Generation, die sehr wohl den Wert von Arbeit versteht, aber etwas andere Rahmenbedingungen einfordert.“
Was als Erstes passieren muss? „Wir müssen bei der Digitalisierung massiv aufholen, auch wenn das teuer und anstrengend für alle Beteiligten ist.Wir müssen den Dschungel an Richtlinien, Verordnungen und Gesetzen durchforsten, damit der Staat und seine Behörden wieder mehr als Möglichmacher und nicht wie so oft als Verhinderer wahrgenommen werden. Wir müssen flexibler und schneller werden, von der Kontaktaufnahme mit Behörden bis hin zur Bearbeitung von Anliegen. Denn sonst verärgern wir nicht nur die Bürger - wir werden auch als Wirtschaftsnation immer unattraktiver.“ (mit dpa/aze)