Tragödie, weil Nex Damentoilette nutzte
Nex identifizierte sich weder als Mädchen noch Junge – Mitschülerinnen prügeln nonbinären Teenie tot

Ist Nex (16) tot, weil das Kind sich nicht in die Geschlechtskategorien männlich/weiblich pressen lassen wollte?
Vor zwei Wochen kommt es in der Highschool in Owasso (US-Bundesstaat Oklahoma) zu einer heftigen Eskalation auf der Schultoilette. Nex wurde bei der Geburt das Geschlecht weiblich zugewiesen. Dennoch identifizierte Nex sich weder als Mädchen noch als Junge. Wegen des zugewiesenen Geschlechts musste Nex aber die Mädchentoilette benutzen. So sieht es schließlich das dortige Gesetz vor. Das passt drei Mitschülerinnen scheinbar nicht! Also prügeln sie auf Nex und eine weitere junge Person brutal ein. Die Schule habe daraufhin weder einen Krankenwagen noch die Polizei gerufen – ein fataler Fehler. Einen Tag später ist Nex tot. Nex’ Eltern Sue und Walter sind am Boden zerstört.
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Queer-feindlicher Überfall auf Schultoilette mit Todesfolge
Ist man ein Mann, trägt man Hosen. Als Frau greift man gerne auch mal zum Kleid. Ist es andersrum, wird man schief angeschaut, vor allem weil die meisten Menschen in der klassischen Geschlechter-Zweiteilung denken. Das wird vor allem im Alltag deutlich. Einfache Dinge wie die Toilettenwahl oder die Anrede in offiziellen Dokumenten können für nichtbinäre Personen – also Menschen, die sich nicht ausschließlich männlich oder weiblich identifizieren – oft zu Schwierigkeiten führen. Um dem entgegenzuwirken, gibt es an vielen Schulen oder Universitäten mittlerweile Toiletten für „Divers“ oder sogenannte „All Gender Toiletten“, also Toiletten, die alle Geschlechter benutzen dürfen. Doch diese WCs gab es nicht an der Schule im konservativ geprägten Oklahoma, wo es jetzt zu einem tragischen Todesfall kam.
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Nex wird als Dagny geboren, laut Geburtsurkunde ist Dagny ein Mädchen. Doch „Nex hat sich nicht als männlich oder weiblich gesehen", sagt Mutter Sue der britischen Zeitung The Independent. „Nex hat sich direkt in der Mitte gesehen.“ Für das Nichtbinärsein wird Nex in der Schule heftig gemobbt. Mutter Sue steht jedoch zu ihrem Kind. „Ich sagte: ‚Du musst stark sein und wegschauen, denn diese Leute wissen nicht, wer du bist‘“, erklärt Sue Benedict der Zeitung. Doch wie schlimm das Mobbing wirklich ist, konnte die Mutter sich nicht vorstellen. Denn trotz Mobbings und ständiger Gewaltandrohungen wird Nex durch das menschenverachtende Gesetz weiter gezwungen, auf die Mädchentoiletten zu gehen.
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Schule verweigert Krankenwagen - und suspendiert verprügelten Teenager
Am 7. Februar sei dann ein Streit in der Mädchentoilette eskaliert. Mutter Sue erzählt The Independent, dass sie an diesem Tag in die Schule gerufen wurde, ihr Kind sei schlimm verprügelt worden. Nex erzählt ihr, dass sie und eine andere nichtbinäre Person auf der Mädchentoilette mit drei älteren Mädchen Streit gehabt hätten. Laut ihrer Mutter wurde Nex während der Auseinandersetzung zu Boden geworfen und ist dabei mit dem Kopf auf den Boden aufgeschlagen. Doch statt einen Krankenwagen zu rufen, habe die Schule Nex für zwei Wochen suspendiert, erzählt die Mutter der Zeitung weiter – wegen des Tumults in der Mädchentoilette.
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Keinen Krankenwagen alarmiert - Schule verteidigt Vorgehen
Nach einer ersten Behandlung im Bailey Medical Center wird Nex trotz schlimmer Kopfschmerzen nach Hause entlassen. Einen Tag später bricht Nex im Wohnzimmer der Familie zusammen und stirbt.
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Am Dienstag betonte die Schule in einer Stellungnahme, es gebe viele „Spekulationen und Falschinformationen" zu dem Fall, zu dem man sich aufgrund der laufenden Ermittlungen und „aus Respekt und der Vertraulichkeit gegenüber allen Beteiligten" nur eingeschränkt äußern könne. Am Mittwoch veröffentlichte die Polizei ein erstes Ergebnis der Obduktion. Demnach sei Nex nicht an den Folgen eines Traumas gestorben. Der vollständige Autopsiebericht werde jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt vorliegen. Die Ermittlungen zu der „Auseinandersetzung" dauerten an.
Nex spielte Minecraft und mit ihrer Katze Zeus
Doch für Sue und ihren Mann Walter ist der Verlust kaum zu verkraften. Wie viele Eltern, waren auch sie anfangs mit Nex’ Geschlechtsidentität überfordert. „Wenn man altmodisch ist, versteht man es nicht immer“, sagt Walter The Independent. Doch die Liebe für ihr Kind sei größer als alles andere gewesen. Nex habe gute Noten nach Hause gebracht, habe Bücher regelrecht verschlungen, erzählten die Eltern der Zeitung. Nex sei wie viele andere in dem Alter gewesen, spielte Videospiele wie Ark oder Minecraft und kümmerte sich rührend um die geliebte Katze Zeus.
Angehörige der Familie sammeln jetzt Geld, um die Familie bei den Bestattungskosten zu unterstützen. Bislang sind 120.000 Dollar zusammen gekommen, den Großteil des Geldes möchte die Familie an LGBTIQ+-Anti-Mobbing-Organisationen. Damit möglichst kein Kind mehr das ertragen muss, was Sues Kind erleiden musste: „So viele Menschen drängen Kinder dazu, etwas Bestimmtes zu sein, doch man muss ihnen erlauben, sich selbst zu finden und zu sein, wie sie sein sollten. Die Gesellschaft muss sie so sehen, wie sie sind. Sie so akzeptieren, denn wir sind alle Menschen."