Millionen Deutsche betroffen
Nach Suchtbeichte von Boris Becker - Mediziner: Nicht auf die Dosis, sondern die Substanz kommt es an
In seiner neuen Doku „Boom! Boom! The World vs. Boris Becker“ gesteht Tennis-Profi Boris Becker, er sei jahrelang von Schlaftabletten abhängig gewesen. Auch wenn Becker die Sucht mittlerweile überwunden habe, greifen laut Statistiken 2021 bis zu 1,5 Millionen Deutsche täglich zu Einschlaf-Präparaten – Tendenz steigend. Viele Patienten unterschätzen laut der „Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen“ jedoch die Suchtgefahr, die von den Medikamenten ausgeht; manche machen nämlich bereits nach wenigen Tagen abhängig!
Auch Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht sieht gerade in verschreibungspflichtigen Medikamenten eine hohe Gefahr der Suchtentwicklung und verrät, welche Methoden uns auch ohne Schlafpillen ins Land der Träume bugsieren können. Im Video erzählen außerdem zwei weitere Promis von ihrer Tablettensucht und wie sie davon losgekommen sind.
Besonders gefährlich: Benzodiazepine
Wie Specht im Gespräch mit RTL erklärt, können Patienten bei pflanzlichen Einschlaf-Präparaten, wie zum Beispiel Baldrian oder Hopfen, „kaum etwas falsch machen“. Bei schwerwiegenden Schlafproblemen, bei denen pflanzliche Medikamente nicht mehr helfen und man zu verschreibungspflichtigen Medikamenten greifen müsse, mahnt er jedoch zur Vorsicht. Diese sogenannten „Benzodiazepine“ sollen eigentlich nur bis zu vier Wochen eingenommen werden, denn: „Die haben das ganz, ganz große Problem, sehr schnell abhängig machen zu können“, so Specht. Es komme nämlich auf die Dosis, sondern auf die Substanz an.
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Viele Patienten, wie auch Becker selbst, wachen nach der Einnahme außerdem gar nicht erholt auf, „sondern wachen mit einem Hangover auf, weil diese Wirkung auch noch bis in den Tag reingeht“, sagt der Experte. „Wir wollen ja eigentlich einen erholsamen Schlaf haben“, erklärt er, „im richtigen Rhythmus, und dann wollen wir wach sein. Das können die meisten Schlafmittel aber so gar nicht bieten.“
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Melatonin als Alternative?
Eine mögliche Alternative bei Schlafstörungen könne Melatonin bieten, allerdings geht Specht davon aus, dass viele Patienten hier eher von einem Placebo-Effekt profitieren als von dem Hormon selbst. Denn in geringer freiverkäuflicher Dosis habe Melatonin nur eine sehr geringe Wirkung; das verschreibungspflichtige, höher dosierte Medikament sei wiederum erst für Patienten ab einem Alter von 55 Jahren zugelassen.
Und wie sieht's bei Ihnen aus?
Auf die richtige Schlafroutine kommt es an

Für Leute, die Durchschlafstörungen leiden, empfiehlt Specht übrigens eines: aufstehen. „Das ist schwierig“, sagt er, „aber, es schlägt dem eigenen Körper ein Schippchen“. Es sei besser, aufzustehen und erst wieder ins Bett zu gehen, wenn man müde sei, als die ganze Zeit im Bett zu liegen und sich zu quälen. „Selbst wenn man dann nur noch eine Stunde zum Schlafen hat.“
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Wer keine verschreibungspflichtigen Schlafmedikamente einnehmen will, könne laut dem Arzt zu pflanzlichen Mitteln wie Baldrian greifen oder sich eine gesunde „Schlafhygiene zulegen“. Heißt: Einen Schlafrhythmus oder ein Schlafritual einführen. „Zum Beispiel alle Monitore abends verbannen“, schlägt Specht vor, „oder eine Einschlafzeit trainiere“n“ (cga/jbü)