Geständnis vor Gericht: "Ich wusste nicht mehr weiter"

Mutter vergiftet behinderten Sohn (17) mit Schokopudding und Apfelpüree

Die Angeklagte gesteht ihre Tat vor dem Landgericht Hildesheim unter Tränen.
Die Angeklagte gesteht ihre Tat vor dem Landgericht Hildesheim unter Tränen.
RTL Nord
von Jessy Siodlaczek und Merle Upmann-Schiller

Mit einer tödlichen Dosis Tabletten im Schokopudding soll Ursula C. ihren eigenen Sohn getötet haben. Unter Tränen gesteht sie ihre Tat vor dem Landgericht Hildesheim. Außerdem erinnert sie sich an ihre letzten Worte an ihren Sohn.

17-Jähriger soll starke Psychosen gehabt haben

Sohn Jonas kommt mit dem Prader-Willi-Syndrom zur Welt. Eine seltene, genetisch bedingte Behinderung mit körperlichen und geistigen Symptomen. Vor dem Landgericht erinnert sich die Mutter: „Für mich und meinen Mann war das ein Schock. Ich habe nie getrunken oder geraucht. Aber für uns war klar, wir wollen ihn großziehen.“ Doch schon im Kindergarten spürt die Mutter, dass ihr Sohn anders ist als gesunde Kinder. Außerdem hätte er regelmäßig Wutausbrüche. 2019 soll Jonas dann auch noch starke Psychosen bekommen haben. Ursula C. erzählt vor Gericht: „Jonas erzählte von rosa Pferdchen und einer Unterwasserwelt.“ Er hätte sich benommen als „wäre er in einer anderen Welt.“

Mutter: "Ich hatte kein Geld, keine Kraft mehr"

Auch nach einem Psychiatrie-Aufenthalt habe es keine Besserung gegeben. Die Pandemie habe die Situation erschwert. Ursula C. pflegt ihren Sohn rund um die Uhr. Im November 2020 habe sie versucht, Jonas in eine Kurzzeitpflege unterzubringen, doch das hätte nicht geklappt. Die 53-Jährige sagt vor dem Gericht „Ich hatte kein Geld mehr, keine Kraft mehr.“ Unter Tränen sagt sie: „Ich wusste nicht mehr weiter.“

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53-Jährige verzweifelt: "Wollte dass wir einschlafen"

Die Angeklagte erzählt, dass sie am Tattag noch einkaufen war. Als sie nach Hause kommt, schläft der 17-jährige Sohn noch: „Als ich ihn weckte, erzählte er von einer Trollmaschine und blauen Gräsern.“ Daraufhin habe sich die Frau in ihr Bett gelegt, in ein Kissen geschrien und sich gefragt: „Wie soll ich diesen Tag durchstehen.“

Ursula C. gibt zu, dass sie in den Schokopudding und Apfelpüree eine tödliche Medikamentendosis eingefügt hat. Sie und ihr ahnungsloser Sohn essen die tödliche Speise gemeinsam. „Ich wollte, dass wir einschlafen. Ich konnte Jonas nicht alleine lassen“, erzählt die Mutter. Die 53-Jährige erinnert sich: „Ich habe gesagt, dass ich ihn liebe und dann weiß ich nichts mehr.“ Ihr Mann findet die leblose Frau. Jonas ist zu diesem Zeitpunkt bereits gestorben. Doch Ursula C. kann wiederbelebt werden.

Geständnis unter Tränen

Die Schuldfähigkeit von Ursula C. war nach Angaben des Gerichts erheblich vermindert. Die 53-Jährige ist bis heute in Therapie. Völlig aufgelöst erzählt sie vor Gericht, dass sie selbst nicht weißt, warum sie das getan hat. Sie könne es nicht ertragen, dass ihr Sohn nicht mehr da ist. Weil der 17-Jährige wohl nicht wusste, dass in sein Essen eine tödliche Dosis beinhaltet, sieht die Staatsanwaltschaft das Mordmerkmal Heimtücke gegeben. Die Verteidigung plädiert auf Totschlag.

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