Was für die Wildtierhaltung in Deutschland gilt Löwen, Tiger, Geparden: Wie leicht kommt man in Deutschland an exotische Raubtiere?

Entwarnung in Berlin! Im Berliner Süden galt Alarmbereitschaft: Dort sollte sich eine Löwin herumtreiben. Weder Tierparks, Zoos noch Zirkusse haben das Tier für sich beansprucht und so stellte sich die Frage: Ist die Raubkatze womöglich einer Privatperson abhanden gekommen? Tatsächlich ist die Haltung von Löwen, Tigern und Co. in Deutschland kein Ding der Unmöglichkeit. Inzwischen kann Berlin aber aufatmen, denn bei dem gesicheten Tier handelt es sich NICHT um eine Löwin, sondern eher um ein Wildschwein.
Lese-Tipp: Löwen-Suche in Berlin - LIVE-TICKER: Bürgermeister: "Löwin ist eher ein Wildschwein"

Wenige bis keine Regeln für Wildtierhaltung in Deutschland: Dürfen Privatpersonen Löwen halten?

Denn: Exotische Tiere, die in Gefangenschaft geboren wurden, dürfen in Deutschland frei gehandelt und unter minimalen Auflagen in Privathaushalten gehalten werden. Wer so ein Tier illegal hält, hat strafrechtlich maximal eine Geldstrafe zu befürchten, dabei handelt es sich rechtlich bisher lediglich um eine Ordnungswidrigkeit. In sechs deutschen Bundesländern gibt es bislang gar keine Regelungen oder Vorschriften zur Privathaltung von Wildtieren, dort müssen die Tiere weder genehmigt noch gemeldet werden. Daraus ergibt sich ein fragwürdiges Geschäft mit Wildtieren.

Lese-Tipp: Tierschützer fordern Verbot von privater Wildtier-Haltung

Tatsächlich ist es aktuell zwar strafbar, einen heimischen Igel einzufangen und zu halten, nicht aber, sich ein Tigerbaby über eine Online-Börse in Litauen zu kaufen. Der Igel könnte den Bürger 50.000 Euro Bußgeld kosten, der Tiger hingegen nichts. Erst wenn das Tier gequält, missbraucht oder getötet wird, greift das deutsche Tierschutzgesetz. Das beinhaltet zwar auch eine artgerechte Haltung eines jeden Tieres, die Strafen greifen jedoch erst dann, wenn der Schutz des Tieres wirklich gefährdet ist.

Lese-Tipp: Raubtier-Experte Theo Pagel: "Wer das Tier sieht, sollte es unmittelbar der Polizei melden"

Im Video: RTL-Reporter undercover: Wie leicht kommt er an zwei wilde Tigerbabys?

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Privat Raubkatzen halten: So lebt Hans-Peter Gaupp mit seinem Geparden in Heilbronn

Hans-Peter Gaupp und seine Frau Elke zeigen, wie das Leben mit wilden Raubkatzen mitten in Deutschland aussehen kann: Seit über 50 Jahren sind Geparden Teil ihres Lebens. Vor drei Jahren besuchte RTL das Ehepaar. Damals lebten zwei Geparden auf dem Grundstück ihrer Villa im baden-württembergischen Heilbronn. Ihr Wohnhaus ist bis heute gleichzeitig auch ein Hotel mit 25 Zimmern, zum Anwesen gehört ein 5.000 Quadratmeter großes Grundstück.

Mittlerweile ist eines der Tiere verstorben. Als Gaupp sich 2022 einen neuen Weggefährten kaufen wollte, kritisierte ihn die Tierschutzorganisation PETA dafür stark. Ein Zoo soll ihm laut SWR angeboten haben, einen Geparden mit Geburtsfehler zu übernehmen.

Hans-Peter Gaupp lebt seit über 50 Jahren mit Geparden zusammen.
Hans-Peter Gaupp lebt seit über 50 Jahren mit Geparden zusammen.
RTL

Haltung von exotischen Wildtieren in Deutschland: Keine bundesweit einheitlichen Regelungen

Aber warum genau dürfen Tiere wie Geparden, Löwen und Tiger in Deutschland von Privatpersonen legal gehalten werden? Laut der Tierschutzorganisation Pro Wildlife e. V. liege das größte Problem darin, dass es keine bundesweit einheitlichen Regelungen gibt, welche Tiere sich dazu eignen, gehalten zu werden. „Aktuell ist es so, dass jeder alles halten kann, was in einen Käfig oder Glaskasten passt“, erklärt Katharina Lameter von Pro Wildlife im RTL-Interview: „Zwar gibt es Anforderungen, wie diese Tiere gehalten werden sollten, allerdings haben diese nur Empfehlungscharakter und sind nicht rechtsverbindlich.“

Lese-Tipp: Endlich! Zirkustiere in Frankreich werden verboten - Haustierbesitzer müssen amtliches Dokument unterschreiben

Dazu kommt: Die Gesetze, die die Haltungsanforderungen festlegen, gelten gar nicht für den Hausgebrauch, sondern wurden für Zoos entwickelt. Und für die Händler sei hier ohnehin der Profit entscheidend – und nicht das Wohl der Raubtiere.