„Sparen kann tödlich ausgehen!“

Mann (63) stirbt an Legionärskrankheit! Witwe warnt vor gefährlichen Energie-Sparmaßnahmen

ARCHIV - Ein Krankenpfleger geht am 22.11.2012 über einen Flur im Krankenhaus von Salzhausen (Niedersachsen). Viele Krankenhäuser stehen vor der Pleite, nicht nur in Niedersachsen. Vor allem kleinere Kliniken könnten zum Auslaufmodell werden. Auf dem
Der Mann von Andrea G. starb am 5. Oktober 2022 infolge der Legionärskrankheit an multiplem Organversagen.
dpa, Philipp Schulze

von Madeline Jäger

„Selbst der Chefarzt war schockiert, wie schnell so etwas gehen kann“, sagt Andrea G. im RTL-Gespräch. Sie muss erst noch verarbeiten, was am 5. Oktober 2022 passiert ist. Nachdem ihr Mann tagelang über Unwohlsein geklagt hatte, wird er ins Krankenhaus eingeliefert. Wenige Tage später stirbt der 63-Jährige auf der Intensivstation. Jetzt ist es Andrea G. ein Anliegen, auf die Legionärskrankheit aufmerksam zu machen und darüber aufzuklären, welche Folgen es haben kann, wenn die Deutschen an der falschen Stelle sparen.

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Mann (63) stirbt an Legionärskrankheit – Ehefrau macht Schicksal öffentlich, um aufzuklären

„Warum hat es meinen Mann getroffen und nicht mich?“ Diese Frage lässt Andrea G. nicht mehr los. Sie wohnt in Heilbronn, in einem Haus mit alten Rohren. Legionellen waren ihr zwar ein Begriff, näher auseinandergesetzt hatte sie sich mit der Thematik jedoch nie. Drei Wochen vor dem schicksalhaften 5. Oktober geht plötzlich der Gas-Durchlauferhitzer aus, der Schwiegervater kümmert sich, da er früher als Gas-Wasser-Installateur tätig war. „Die Wassertemperatur stand laut Erzählungen auf Eco, womöglich war das zu niedrig“, erzählt die Witwe. Ob und inwiefern der Ausfall des Erhitzers bei der Ausbreitung der Legionellen eine Rolle spielte, wird sich final wohl nicht mehr klären lassen.

Etwa eine Woche später fühlt sich ihr Mann nicht gut, einen genauen Grund kann er jedoch nicht nennen. „Er bekam hohes Fieber und es ging ihm immer schlechter. Am Wochenende vor dem Tag der Deutschen Einheit habe ich ihn zum Hausarzt gebracht. Dort war er schon wirr im Kopf, wahrscheinlich wegen des Fiebers“, erzählt Andrea G. Schnell habe man das Ehepaar ins Krankenhaus geschickt. Vor Ort schließt man zunächst das Coronavirus und die Influenza aus, das Ärzte-Team stellt eine Lungenentzündung fest. Im Anschluss erfährt Andrea G., worum es sich genau handelt.

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Legionärskrankheit führt bei Mann (63†) zu multiplem Organversagen

Bei der Legionärskrankheit handelt es sich um eine Form der Lungenentzündung, die sich durch Husten, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, schweres Krankheitsgefühl und hohes Fieber äußern kann. Auch Verwirrtheitszustände sind möglich.

„Die Ärzte haben mir schnell gesagt, dass ich mit allem rechnen muss. Am 5. Oktober ist mein Mann dann in Folge von Legionellen und einer Blutvergiftung an multiplem Organversagen verstorben“, so G. emotional. Zwar habe ihr Mann im Verlauf seines Lebens schon vier Herzinfarkte erlitten und sei als Vorerkrankter gefährdet gewesen, aber: „selbst der Chefarzt war sehr schockiert, wie schnell so etwas gehen kann“, bekräftigt die Witwe.

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Legionellen: Gesundheitsamt stellt in Dusche „mittlere Kontamination“ fest

Doch wie konnten die gefährlichen Bakterien in den Körper des Mannes gelangen? Laut Angaben des zuständigen Gesundheitsamts sei das wohl über die Dusche passiert.

„Die Legionellen wurden im Zulauf des Schlauchs entdeckt. Das Gesundheitsamt hat eine mittlere Kontamination festgestellt, und die hat bei meinem Mann schon ausgereicht“, erklärt G. Sie selbst sei gesund geblieben. Andrea G. bleibt nach dem Verlust ihres Mannes nur noch die Möglichkeit, andere Menschen darüber aufzuklären, welche schrecklichen Folgen falsche Energie-Sparmaßnahmen haben können.

„Sparen kann tödlich ausgehen“, warnt sie mit Blick auf die Warmwassertemperatur. In der aktuellen Energie-Krise spielen Verbraucher immer wieder mit dem Gedanken, die Warmwassertemperatur im Haus abzusenken – eine gefährliche Sparmaßnahme, wie auch Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht erklärt.

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Wasserverbrauch in der Corona-Pandemie
Legionellen werden durch zerstäubtes, vernebeltes Wasser übertragen. Die erregerhaltigen Tröpfchen können sich in der Luft verbreiten.
deutsche presse agentur

Legionellen: „Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad bieten ideale Wachstumsbedingungen“

„Im Idealfall sollte die Wassertemperatur immer 60 Grad Celsius betragen. Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius bieten ideale Wachstumsbedingungen für Legionellen. Oberhalb von 50 Grad Celsius wird das Wachstum wirksam gehemmt und oberhalb von 60 Grad Celsius sterben die Bakterien sogar ab“, erklärt der Mediziner.

Sein Appell: Die Vorlauftemperatur sollte nie zu niedrig sein. Im eigenen Haus kann man das selbst regulieren, als Mieter sei es ratsam, dazu regelmäßig Rücksprache mit dem Hauseigentümer zu halten.

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Mediziner warnt vor Wasserstillstand: Nutzen Sie alle Wasserhähne regelmäßig!

Dr. Specht warnt außerdem davor, Gas zu sparen, indem Verbraucher zum Beispiel in manchen Zimmern den Wasserhahn nicht mehr regelmäßig benutzen. „Das kann dazu führen, dass in den Leitungen ein Wasserstillstand auftritt. Diese stillen Gewässer sind ideal für die Ausbreitung von Legionellen und können das ganze Wassersystem im Haus verunreinigen“, warnt er. Ein Wasseranschluss, der gar nicht mehr genutzt werden soll, muss von Fachleuten vom Wassersystem getrennt werden.

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Gefährlich seien Legionellen wie im Fall des Mannes von Andrea G., wenn sie durch Aerosole zum Beispiel beim Duschen eingeatmet werden. „Sie können ein Glas Wasser aus dem Hahn trinken und es würde nichts passieren. Doch wenn Sie die Aerosole einatmen, können die Legionellen in die Lunge gelangen und eine Lungenentzündung verursachen“, warnt der Mediziner. Durch übliche Hygienemaßnahmen könnten Legionellen leider nicht bekämpft werden, hier ist allein die Wassertemperatur relevant. Laut Robert Koch-Institut (RKI) sterben rund fünf bis neun Prozent aller Infizierten an der „Legionärskrankheit“, besonders betroffen seien Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder einer bestimmten Grunderkrankung wie zum Beispiel Diabetes mellitus.

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Mediziner rät zu regelmäßigem Hochfahren der Wasser-Vorlauftemperatur

Dr. Specht rät auch nach einem längeren Urlaub dazu, dass Verbraucher die Vorlauftemperatur kurzzeitig auf 60 bis 70 Grad hochfahren, um das Legionellen-Risiko zu senken und die Bakterien abzutöten. Generell sei es ratsam, die Wassertemperatur immer mal wieder zu erhöhen und auf keinen Fall als Sparmaßnahme dauerhaft niedrig zu halten, sonst könnten sich Legionellen im Rohrsystem halten und weiter verbreiten.