Krankheitswelle rollt über Deutschland
Tragen wir bald alle wieder Maske?

Habt ihr noch Masken zu Hause?
Angesichts der aktuell explodierenden Krankheitswelle scheint der Griff zur Schutzmaske gar keine schlechte Idee zu sein, um sich vor den vielen Viren zu schützen, die derzeit im Umlauf sind. Ob und wann das sinnvoll ist, erklärt Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht.
Die Maske ist wieder im Trend
Sie war fast vergessen, liegt jetzt aber wieder voll im Trend: die Schutzmaske. Ob in der Bahn, im Supermarkt oder in der Arztpraxis, immer mehr Menschen tragen wieder einen Schutz um Mund und Nase. Eine Pflicht gibt es dabei schon lange nicht mehr. Doch der Grund scheint klar: Deutschland wird derzeit von einer heftigen Krankheitswelle überrollt. Noch nie zuvor hat das Robert-Koch-Institut (RKI) zu diesem Zeitpunkt im Jahr so viele Atemwegserkrankungen beobachtet wie aktuell.
Der hohe Krankenstand weckt ungute Erinnerungen an die Corona-Pandemie. Und in der Tat grassieren auch in diesem Herbst neben den gewöhnlichen Grippe- und Erkältungsviren auch wieder neue Corona-Varianten. Diese bedrohen zwar nach wie vor ältere und immunschwache Menschen, doch heute ist die Situation eine ganz andere als noch im vergangenen Jahr oder gar in den Jahren davor: Mittlerweile gilt Corona als endemisch, die meisten Menschen haben durch Impfungen, Infektionen oder beides einen starken Immunschutz gegen das Virus. Massenhaft schwere Verläufe oder gar eine Überlastung des Gesundheitssystems drohen laut Einschätzung der meisten Expertinnen und Experten nicht mehr.
Dennoch: Sich vor einer Infektion - egal ob mit Sars-CoV-2 oder anderen Viren - schützen zu wollen, könne durchaus sinnvoll sein, sagt Präventionsmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht im Gespräch mit ntv.de. Insbesondere wenn man immungeschwächt sei, aber auch, wenn man vor einer wichtigen Veranstaltung nicht krank werden wolle. In erster Linie sollte man sich laut dem Experten von Menschenmassen in geschlossenen Räumen fernhalten. Und auch Masken können helfen. Aber: „Nur, wenn sie richtig sitzen.“
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Maske muss richtig sitzen
Gerade bei FFP2-Masken sei das oft ein Problem, sagt der Experte. So würde diese häufig bei Frauen nicht gut sitzen. „Oft tragen sie eine mittlere oder sogar eine große Größe, die für die Gesichter der Frauen viel zu groß sind.“ Dann bilde sich dieser typische kleine Spalt zwischen Nase und Maske.
Nun würde man meinen, dass dieser kleine Spalt zu vernachlässigen wäre. Schließlich liege die Maske sonst gut an und durch den Schlitz dringen nur minimal Aerosole ein. „Falsch!“, sagt Specht. „Es ist einfache Physik: Luft sucht sich immer den Weg des geringsten Widerstands.“ Das bedeutet, dass der Großteil der Luft über den Spalt der schlecht sitzenden Maske in den Körper gelangt. Man könne sich das so vorstellen: „90 Prozent der Luft werden über dieses Löchlein geatmet und nur zehn Prozent über die Filterleistung der Maske“, erklärt der Mediziner. Die Schutzfunktion werde so massiv eingeschränkt oder sei im schlimmsten Fall nicht mehr vorhanden.
In solchen Fällen wäre es besser, eine ganz normale chirurgische Maske aufzuziehen, sagt Specht. Diese liege meist besser an und schütze somit zuverlässiger vor Viren im Aerosol. Bei Männern liegt das Problem eher an etwas anderem. Nämlich dann, wenn sie einen Bart tragen. Denn auch dieser verhindere das Anschmiegen der Maske an das Gesicht.
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Maskenpflicht hat kaum was gebracht - aus diesem Grund
Doch nicht nur auf individueller Ebene sind Masken wieder ein Thema. Bundesweit führen mehrere Kliniken die Corona-Maßnahme wieder ein, indem sie Besucher und Besucherinnen verpflichten, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Grund sind die steigenden Infektionszahlen in den Krankenhäusern. Eine allgemeine Maskenpflicht, wie sie noch zu Corona-Zeiten herrschte, ist allerdings nicht in Sicht.
Das liegt Specht zufolge aber nicht nur daran, dass die Pandemie offiziell zu Ende ist. Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Maskenpflicht kaum bis gar keinen Effekt auf das Infektionsgeschehen hatte. Die Erklärung ist simpel: „Man erinnere sich nur: Überall sah man schief sitzende Masken. Manche haben sie unter der Nase getragen. Zudem wurden ein und dieselbe FFP2-Maske in der Regel viel zu häufig benutzt“, sagt der Experte. Unter diesen Umständen hätte die Maskenpflicht eine Ausbreitung des Virus so gut wie gar nicht verhindern können.
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Masken schützen - bei richtiger Verwendung
Gleichzeitig bedeute das aber nicht, dass Masken auf individueller Ebene nicht funktionierten. „Laboruntersuchungen haben gezeigt, dass bei optimalem Sitz Masken sowohl das Einatmen als auch die Weitergabe von Viren sehr zuverlässig verhindern können“, sagt Specht. Wenn man also die richtige Maske auch noch richtig trägt, biete sie zuverlässigen Schutz gegen Erreger.
Solange man jung und gesund ist, sollte man sich allerdings auch nicht zu sehr auf das Verhindern von Infekten fixieren. „Insgesamt hat es wenig Sinn, durch beständiges Ausweichen jede Infektion verhindern zu wollen“, so der Mediziner. Es sei wichtig, dass das Immunsystem mit verschiedenen Erregern konfrontiert werde, um sich dann vor eben diesen besser schützen zu können.