Die Geschichte hinter ihrer krassen Entscheidung „Können wir ihn einfach abschneiden?“ Sierra (28) lässt sich freiwillig den Fuß amputieren

Sierra Diller
Sierra Diller entschließt sich zu einem radikalen Schritt: Um die Dauer-Schmerzen durch ein angeborenes Hämangiom zu besiegen, lässt sie ihren rechten Fuß amputieren.
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Jahrelang hat Sierra Diller (28) mit lähmenden Fußschmerzen zu kämpfen. Am Ende steht die junge Frau vor einer unwiederbringlichen Entscheidung.
Ein krebsartiger Tumor macht der Amerikanerin seit ihrer Kindheit das Leben zur Schmerzhölle. Sierra entschließt sich schließlich zu einem drastischen Schritt: Sie bittet die Ärzte, den Fuß abzunehmen.
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Einer Lehrerin fällt auf: Sie hinkt vor Schmerzen

Sierra Diller verbringt die meiste Zeit ihrer Kindheit damit, von Arzt zu Arzt geschickt zu werden. Sie ist auf der Suche nach Antworten. Antworten darauf, woher die unerträglichen Schmerzen in ihrem rechten Fuß herrühren. Die beginnen bei der heute 28-Jährigen aus dem US-Bundesstaat Minnesota vor 17 Jahren, im Jahr 2006.

Damals fällt ihrer Lehrerin in der vierten Klasse der Kasson Mantorville Elementary School auf, dass das Mädchen hinkt. Die Lehrerin alarmiert die Eltern. Es wird ein gutartiges, aber großes Hämangiom am rechten Fuß diagnostiziert. Wahrscheinlich wurde Sierra bereits damit geboren, sagen die Ärzte.

Im Video: Schock-Diagnose - Junges Klaviertalent verliert Hände und Füße

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Das sind Hämangiome

Hämangiome, auch Blutschwämmchen oder Erdbeerflecken genannt, sind gutartige Gefäßtumore, die in hoher Zahl bei Neugeborenen und Säuglingen auftreten. Dabei gibt es verschiedene Arten, die sich durch völlig unterschiedliche Verlaufsformen auszeichnen. Vorwiegend entsteht ein Hämangiom in den ersten vier Lebenswochen. In vielen Fällen bildet es sich im Kleinkindalter von selbst zurück. Ältere Kinder entwickeln nur selten erneut ein Hämangiom.

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Jahrelang versucht Sierra, die Schmerzen einfach zu ertragen

„Die Schmerzen traten hauptsächlich beim Gehen, Stehen und bei allem auf, was ich mit meinen Füßen machte“, erzählt Diller dem People Magazine. „Mein Fuß tat so weh! Sogar den Ärzten sagte ich: ,Fassen Sie meinen Fuß nicht an. Ich werde Ihnen ins Gesicht treten.’“

Jahrelang versucht sie, die Schmerzen zu ertragen: „Meine Fußknochen haben sich um den Tumor herum verschoben, sodass ich laufen konnte. Aber der Tumor selbst füllte sich sofort mit Blut, wenn es nicht durch eine Kompresse gestoppt wurde. Das war sehr unangenehm.“

Was folgt, sind eine ganze Reihe medizinischer Maßnahmen, die Sierra die Schmerzen nehmen sollen: 2008 wird sie zum ersten Mal operiert – erfolglos. Im Jahr darauf versuchen es die Ärzte mit einer Verödung der Blutgefäße. 2019 unterzieht sie sich einer Sklerotherapie, auch Verödungsspritzen im gleichen Jahr bringen nicht den ersehnten Erfolg. Ein weiterer chirurgischer Eingriff folgt im Jahr 2022, auch dieser bleibt erfolglos.

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Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.

Die Ärzte schauten grimming: „Tschüss Schlampe, verpiss dich hier!“

Diller lebt inzwischen mit ihrer Frau Alli in Florida, wo sie ein Studium begonnen hat. Doch auch dieses Vorhaben erschweren die Dauerschmerzen, der Gang zur Vorlesung wird zur Tortur.

Es kommt der Moment, in dem die lebensfrohe, junge Frau beginnt, über die radikalste aller Maßnahmen nachzudenken: die Amputation des Fußes. „Ich scherzte mit meinen Ärzten und sagte: ,Können wir ihn nicht einfach abschneiden?’ Die meisten schauten mich nur grimmig an: ,Was, du möchtest dir den Fuß amputieren lassen?’“ Doch Diller meint es ernst, schließlich willigen die Ärzte ein.

Vor der Operation am 8. Dezember 2023 postet Sierra Videos auf TikTok und GoFundMe. Darin erklärt sie ihre Entscheidung. Der letzte TikTok-Clip zeigt sie dabei, wie sie ihren Fuß mit allerlei Abschiedsgrüßen bedeckt: „Bye Bitch“ steht da und „Get the fuck out of here“ – zu Deutsch: „Tschüss Schlampe, verpiss dich!“.

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Fuß von Sierra Diller
Ihren Fuß verzierte Diller vor der OP mit allerlei unflätigen Abschiedsgrüßen.
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Sie bekommt schon ihre erste Prothese

Die Genesung nach der OP verläuft bestens: „Ich habe gelegentlich ein bisschen Schmerzen, aber offen gesagt ist das nichts im Vergleich zu dem, was ich hatte, bevor mein Fuß abgetrennt wurde“, erzählt Sierra. „Die neuen Schmerzen, die ich habe, sind etwas, mit dem ich zu leben lerne, sie gehören eben dazu, wenn man ein amputiertes Bein hat.“

„Ich weiß, dass sie mit der Zeit verschwinden oder besser werden“, fügt sie hinzu. „Und ich weiß, dass mein Leben jetzt viel besser sein wird als vorher.“

Am 11. Januar bekommt die 28-Jährige bereits eine provisorische Prothese, mithilfe von geschulten Physiotherapeuten wird sie bald lernen, wieder selbstständig zu stehen und zu gehen. Und das hoffentlich schon bald ganz ohne jene Schmerzen, die ihr das Leben einst zur Hölle machten. (ija)