Missbrauchsprozess von Bergisch Gladbach
Hauptangeklagter Jörg L. will Tochter nicht gegen ihren Willen missbraucht haben
Jörg L. bricht erstmals sein Schweigen
Im Herbst 2019 ändert sich das Leben von Jörg L. schlagartig. Ermittler durchsuchen das Zuhause des Familienvaters, stoßen auf riesige Mengen kinderpornografischen Materials und Chatprotokolle mit anderen gleichgesinnten Männern. Der Missbrauchskomplex von Bergisch Gladbach kommt ins Rollen. Vor Gericht hat L. jetzt erstmals sein Schweigen gebrochen.
Mädchen habe laut weinend "Mama! Nein!" gerufen
Es ist schwer zu ertragen, was Jörg L. im Saal des Kölner Landgerichts erzählt. Ihm wird vorgeworfen, seine eigene erst 2017 geborene Tochter und andere Kinder missbraucht zu haben. Der Angeklagte räumt die Taten ein, gibt jedoch zu Protokoll nicht gegen den Willen seines Kindes gehandelt zu haben. Der gelernte Koch und Hotelfachmann will nie Gewalt angewendet haben, seine Tochter sei in der Lage gewesen, nein zu sagen. Die Erkenntnisse der Ermittler, die Videos und Bilder auswerten mussten, zeigen ein ganz anderes Bild. L. machte sich an dem Kind zu schaffen, wenn seine Ehefrau nicht da war. Am Wickeltisch, auf dem Ehebett, im Planschbecken.
Schon in einem früheren Teil des Verfahrens hatte Staatsanwältin Clémence Bangert Details vorgetragen, bei denen Beobachtern im Saal der Atem stockte. Etwa, wenn sie beschrieb, wie das Mädchen laut weinend die Worte "Mama! Nein!" und "Aua!" rief und sich wehrte, während der Vater ihre Gliedmaßen zurecht gedrückt habe, um den Missbrauch besser filmen zu können.
Missbrauch von Bergisch Gladbach: Die Hintergründe
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Jörg L. soll erst die Cousine, später die eigene Tochter missbraucht haben
Der 43-Jährige sagte am Montag, er sei selbst in seiner Kindheit missbraucht worden und bestätigte einen Bericht des psychiatrischen Sachverständigen. Darin hieß es, dass der Angeklagte acht bis zehn Jahre alt gewesen sei, als ihn ein etwa 15 bis 16 Jahre alter Junge aus der Nachbarschaft wiederholt missbraucht habe - in der Dusche, im Wald, auf einem Campingplatz und auf einem Heuboden. Noch heute erinnere sich L. an Gerüche aus dieser Zeit. Trotz der Erfahrung habe er im Alter von 16 Jahren seine damals neun Jahre alte Cousine sexuell missbraucht. Die Taten seien alle nie zur Anzeige gekommen.
Er habe darüber nachgedacht, sich wegen seiner aufkommenden pädophilen Neigung Hilfe zu holen, es aber nicht getan. Als die Polizei im Januar 2019 den massenhaften Missbrauch an Kindern auf einem Campingplatz in Lügde bekannt gab, habe er Angst bekommen, dass seine Taten ans Licht kommen. Seine Tochter missbrauchte er trotzdem weiterhin. Jetzt muss ein psychiatrischer Gutachter klären, ob L. schuldfähig ist und ob er in einer Psychiatrie muss.
Quelle: DPA/RTL.de