Hubschrauberlandeplatz, eigene Kita, zweite Kanzlerwohnung777 Millionen für neues Kanzleramt - und wir sollen sparen?

So soll das neue Kanzleramt aussehen.
Planungsbilder vom Erweiterungsbau des neuen Kanzleramtes.
Quelle: Schultes Frank Architekten

Achtmal so groß wie das Weiße Haus, zehnmal größer als der Amtssitz der britischen Premierministerin, drei mal größer als der französische Élysée-Palast, dem Amtssitz von Emmanuel Macron – der geplante Neubau des Bundeskanzleramts in Berlin wird richtig groß. Dafür aber auch richtig teuer: 777 Millionen Euro kostet der Bau des neuen Gebäudes den Steuerzahler. Und das in Krisenzeiten, in denen bei vielen Bürgerinnen und Bürgern der Geldbeutel sowieso schon leer ist. Ist das jetzt wirklich der richtige Zeitpunkt für solch einen teuren Prachtbau?
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Alle Infos zum Bau des neuen Bundeskanzleramts:

Pläne vom neuen Bundeskanzleramt.
Doppelt so groß wie vorher soll das Kanzleramt nach dem Umbau werden.
Quelle: Schultes Frank Architekten

Das sind die Fakten zum neuen Bundeskanzleramt:

  • 50.000 Quadratmeter Fläche sollen mit dem Erweiterungsbau entstehen – doppelt so viel wie aktuell.

  • Ursprünglich sollte das Bauvorhaben circa 457 Millionen Euro kosten. Mittlerweile sind die Kosten aber auf 777 Millionen Euro gestiegen. Aber auch diese Zahl könnte mit dem Start der Bauarbeiten nochmal steigen.

  • Alle Mitarbeitenden unter einem Dach: Der Erweiterungsbau ist nach Angaben der Bundesregierung nötig, damit alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Haus auch wirklich zusammen unter einem Dach arbeiten können. Auf aktuell 25.000 Quadratmetern ist aktuell wohl zu wenig Platz dafür.

  • Baustart soll noch Ende des Jahres sein. Voraussichtliches Bauende im Jahr 2028.

  • 200 teilweise alte Bäume müssen dem Bauvorhaben weichen, immerhin werden dafür auch ein paar neue Bäume gepflanzt, wie „The Pioneer“ berichtet.

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Kanzleramt: Diese Deluxe-Features sind drin

So soll das neue Bundeskanzleramt nach dem Umbaue aussehen.
Eine eigene Kita, einen neuen Hubschrauberlandeplatz und eine zweite Kanzlerwohnung - das sind die Deluxe-Features des neuen Bundeskanzleramts.
Quelle: Schultes Frank Architekten

Diese (teuren) Deluxe-Features soll es im neuen Kanzleramt geben:

  • 400 neue Büroräume,

  • eine eigene Kita mit Platz für 12 bis 15 Kinder (für allein 2,8 Millionen Euro),

  • eine zusätzliche zweite Kanzlerwohnung mit 250 Quadratmetern – voll möbliert

  • ein neuer Hubschrauberlandeplatz in 23 Meter Höhe (für zehn Millionen Euro)

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Anmerkung der Redaktion: Ergebnisse unserer Opinary-Umfrage sind nicht repräsentativ.

Bund der Steuerzahler: "Dieser Neu- oder Anbau ist völlig aus der Zeit gefallen!"

Pläne für das neue Bundeskanzleramt.
777 Millionen Euro für 25.000 Quadratmeter Bürofläche.
Quelle: Schultes Frank Architekten

Prachtbau mit Deluxe-Features in dreistelliger Millionenhöhe – für all das muss am Ende der Steuerzahler aufkommen. Und das in Zeiten von hohen Preisen, Inflation und Co.

Rainer Holznagel vom Bund der Steuerzahlen kritisiert das Vorhaben gegenüber RTL/ntv: „Dieser Neu- oder Anbau ist völlig aus der Zeit gefallen. Wir haben schon frühzeitig das Bundeskanzleramt, die gesamte Bundesregierung aufgefordert, diesen Bau erst mal zurückzustellen, wenn nicht sogar komplett abzusagen. Das passt so nicht in die Zeit.“

Schließlich haben viele Bürgerinnen und Bürger aktuell andere Sorgen, müssen schauen wie sie teure Lebensmittel oder ihre Heiz- und Stromrechnung bezahlen können. „Das ist überhaupt nicht fair und das ist auch gar nicht vermittelbar. Auf der einen Seite hören wir Spartipps, wie wir duschen sollen, wie wir die Waschlappen benutzen sollen. Wir sollen abends Stromsparen. Das hat alles seine Berechtigung, aber hier fehlt die Vorbildfunktion,“ erklärt Holznagel.

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Projekt aus der CDU-geführten Merkel-Regierung

Aber lässt sich das Projekt jetzt überhaupt noch stoppen? Geplant wurde das ganze nämlich noch von der CDU-geführten Merkel-Regierung im Jahr 2020. Trotzdem hat der Bundeskanzler jetzt sein Okay zum Start des Baus gegeben.

„Politik kann immer etwas ändern, wenn der Wille da ist. Und man kann dieses Projekt noch stoppen. Es sind ja noch keine Bagger gefahren, man hat noch nicht mal einen Spatenstich getätigt,“ findet Holznagel.

Auch die CDU sieht das so: Der parlamentarische Sprecher der Fraktion Torsten Frei findet den Zeitpunkt des Baus „der größten Regierungszentrale der Welt“ für nicht angemessen und plädiert auch für eine Verschiebung oder Aufhebung des Bauprojekts:

„Zeitenwende bedeutet eben auch, dass man auf außergewöhnliche Ereignisse anders reagieren muss, dass man Prioritäten verschieben muss und, dass man mitunter eben Projekte, die man bislang geplant hat, auch verschieben oder absagen muss,“ erklärt Frei gegenüber RTL/ntv.

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(khe)

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