Lediglich ein Drittel der Unternehmen will zahlen
3.000 Euro Inflationsprämie: Viele Firmen können sich das gar nicht leisten!
3.000 Euro steuerfrei und ohne sonstige Abgaben vom Arbeitgeber – das klingt ziemlich gut und kann in diesen Zeiten sicher jeder gut gebrauchen. Der Bundestag hat den Weg dafür freigemacht, dass Firmen ihren Mitarbeitern diese Inflationsprämie zahlen dürfen. Doch das ist (leider) nur die Theorie. Denn eine Umfrage von Capital und Stern zeigt: Viele Unternehmen können sich die Prämie gar nicht leisten, besonders kleinere Firmen sind betroffen.
"Schlicht und ergreifend haben kleine Unternehmen nicht die Liquiditätsreserven"
Die Auftragslage ist gut bei Siepmann Holzbau in Mülheim an der Ruhr. Uwe Siepmann hat sich auf ökologischen Holzbau spezialisiert, beschäftigt 22 Mitarbeiter. Trotzdem wird er die Inflationsprämie keinem in seinem Betrieb zahlen können. "Schlicht und ergreifend haben kleine Unternehmen nicht die Liquiditätsreserven, um den Mitarbeitern Einmalzuwendungen in dieser Größenordnung zukommen zu lassen," sagt er. Ähnlich sehen das auch Branchenverbände. Familienunternehmen hätten vor allem mit den hohen Energiepreisen zu kämpfen. "60 Prozent der mittelständischen Unternehmen in Deutschland haben richtig existenzielle Sorgen. Und die sollen jetzt nochmal 3.000 Euro an ihre Mitarbeiter auszahlen. Das können sich viele gar nicht leisten," so Reinhold von Eben-Worlée, Präsident Familienunternehmen.
Lediglich ein knappes Drittel der Unternehmen plant laut Umfrage von Capital und Stern mit einer Inflationsprämie, ein Drittel rechnet noch und ein Drittel wird seinen Mitarbeitern die Prämie nicht zahlen können oder wollen. Bei den laufenden Tarifverhandlungen könne die von der Bundesregierung angekündigte Inflationsprämie die Einigung allerdings unterstützen, erwartet die Deutsche Bank.
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Und was denken Sie: Zahlt Ihr Arbeitgeber die Prämie?
Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.
Lage in vielen Unternehmen ist angespannt
Die Lage in vielen Unternehmen ist wegen der hohen Energiepreise und der anstehenden Rezession angespannt. Analysten der Deutschen Bank rechnen für den kommenden Winter mit mehr Arbeitslosen und Kurzarbeitern. Die Zahl der arbeitslosen Menschen werde bis zum Frühjahr monatlich um 15.000 bis 20.000 zulegen, heißt es in einer Studie.
Vor allem die horrenden Energiekosten könnten die Unternehmen veranlassen, ihre Produktion zu drosseln und Beschäftigte in die Kurzarbeit zu schicken. Man erwarte in der Spitze etwa 2 Millionen Personen, also deutlich weniger als zum Höchststand von rund 6 Millionen Betroffenen im April 2020 unmittelbar nach dem Corona-Schock.
Und somit kann so mancher Arbeitnehmer vielleicht seinen Chef oder die Chefin verstehen, wenn die Prämie nicht oder nur in Teilen gezahlt wird, dafür aber der Job gerettet wird, so gut auch jeder das Geld derzeit gebrauchen könnte. (eku, mit dpa)
VIDEO: Finanzminister Christian Lindner im RTL-Interview: "Wir können nicht so weitermachen wie bisher"
Wie will der Finanzminister die Inflation bekämpfen, wie die Energiekrise in den Griff kriegen und wie will er die Unternehmen unterstützen? Im Interview mit Christian Wilp kündigt Lindner unter anderem eine Investionsprämie für Unternehmen an. Das ganze Interview im Video.
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