Fall löst in Italien Debatte um Notwehr ausJuwelier will Familie vor Räubern beschützen - und wandert selbst 17 Jahre in den Knast!

Napoli, 18/11/2015
Cronaca
Agguato nel quartiere Secondigliano di Napoli. Un uomo, ucciso a colpi di pistola. Si tratta di Vincenzo Allocco, pluri pregiudicato di 58 anni, ex affiliato al clan Licciardi.
Sul posto i carabinieri e la scientifica.
Nella foto: il luogo dell'omicidio ed il corpo della vittima a terra.

Italy, Naples - 11/18/2015
Lurking in the Secondigliano district in Naples. A man, who was killed by gunshots. This is Vincent Allocco, multi affected 58 years, former affiliated to the clan Licciardi.
On the spot the police and forensics.
 (Photo by Marco Cantile/NurPhoto) | Keine Weitergabe an Wiederverkäufer.
Italien debattiert über das Notwehrrecht
MC, picture alliance / NurPhoto, Marco Cantile

Einbrecher fesseln Frau und Tochter
Es ist der 28. April 2021. Drei Räuber überfallen Juwelier Mario R. in seinem Geschäft in der italienischen Provinz Cuneo. Der 68-Jährige erschießt zwei von ihnen und verletzt den Dritten. Wegen Mordes und illegalen Waffenbesitzes soll er jetzt 17 Jahre ins Gefängnis.
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Italienischer Geschäftsmann erschießt Einbrecher: Mord oder Notwehr?

Eine Überwachungskamera filmte damals, was sich in dem Juweliergeschäft abspielte, wie mehrere lokale Medien berichteten. Demnach parkten drei Männer im Alter von 34, 45 und 58 Jahren ihren Wagen in einer Seitengasse. Nacheinander betraten sie mit Atemschutzmasken, wie sie damals während der Corona-Pandemie vorgeschrieben waren, den Laden. Tochter und Ehefrau von Mario R. hielten sich damals im Verkaufsraum auf. Ihnen fesselten sie die Hände mit Kabelbindern auf den Rücken.

Danach begannen die Männer, Schränke und Vitrinen zu durchwühlen, schrieb die Daily Mail über den Vorfall aus dem Frühjahr 2021. Juwelier Mario R. war demnach zunächst in der Werkstatt, als der Überfall begann. Als er von dort zurückkam, sollen die Männer ihn mit der Waffe bedroht haben. „Ich dachte, ich würde sterben“, sagte er später italienischen Medien. Schließlich flüchtete das Trio samt Beute durch den Hinterausgang. Dann kam es zu den entscheidenden Szenen.

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„Einer Hinrichtung gleichgekommen": 17 Jahre Gefängnis für italienischen Juwelier

Aus seiner Schublade zog der Juwelier einen Revolver, für den er laut Daily Mail keinen gültigen Waffenschein mehr besessen haben soll. Der 68-Jährige verfolgte die Räuber damit, die in Richtung ihres Fluchtwagens rannten. Innerhalb weniger Sekunden, so lautete die Anklage, soll er insgesamt fünf Schüsse abgefeuert haben. Zwei der Einbrecher wurden tödlich getroffen.

Im Prozess sagte Mario R. aus, er habe die Männer verfolgt, weil er geglaubt habe, sie hätten seine Frau entführt. Außerdem sei er bereits 2015 schon einmal überfallen, ausgeraubt und geschlagen worden. Damals habe man ihm das Nasenbein gebrochen. Dies habe seine Einschätzung der Situation möglicherweise beeinträchtigt.

Die Richter sahen das anders und verurteilten ihn zu einer Freiheitsstrafe von 17 Jahren. Der eigentliche Überfall sei bereits abgeschlossen gewesen und die Männer auf der Flucht. Es habe keine Gefahr mehr bestanden und deshalb habe auch keine Notwehrsituation mehr vorgelegen, hieß es in der Urteilsbegründung. Sie zu erschießen sei „einer Hinrichtung gleichkommen“.

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Juwelier erschießt Einbrecher: "Staat tut nichts, um normale Bürger wie mich zu schützen"

Die Strafe für seinen sogenannten Notwehrexzess will Mario R. nicht akzeptieren und gegen das Urteil Berufung einlegen. „Der Staat tut nichts, um einen normalen Bürger wie mich zu schützen“, sagte er zu lokalen Medien. Er habe 50 Jahre lang gearbeitet und Steuern bezahlt. Die Entscheidung sei „keine gute Botschaft“ für sein Land.

Italien ist nach dem Richterspruch äußerst gespalten. In der Öffentlichkeit ist eine heftige Debatte über das Notwehrrecht entbrannt. Während einige Politiker das Urteil begrüßten, weil Notwehr klar definierte Grenzen haben müsse, solidarisierten sich andere mit Mario R. Der wohl prominenteste ist Vize-Ministerpräsident Matteo Salvini von der rechtsnationalen Partei Lega: „Nicht Leute wie Mario verdienen es, ins Gefängnis zu wandern, sondern andere, die wirklichen Verbrecher“, schrieb er in einem Statement. (sbl)

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