RKI meldet neue Fälle
Gefährlicher Beauty-Trend? Neue Fälle von Vergiftungen nach Magen-Botox
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Die Türkei ist nicht nur bei Urlaubern beliebt, sondern auch bei Gesundheitstouristen. Haartransplantationen und andere Eingriffe sind hier vergleichsweise günstig. Botox-Injektionen in die Magenwand werden ebenfalls angeboten und sollen all die Menschen ansprechen, die bislang mit Diät und Sport nicht abnehmen konnten. Doch das Robert Koch-Institut (RKI) warnt. Auch Suzan Akgül wollte mit einer Botox-Spritze in den Bauch ihr Traumgewicht erreichen und flog für die angeblich sichere und unkomplizierte Methode in die Türkei. Doch seit dem Eingriff hat sie starke Beschwerden – und sie ist nicht die Einzige. Wie gefährlich der Eingriff werden kann und wie es Suzan aktuell geht, sehen sie im Video.
„Magen-Botox“ zur Gewichtsreduktion
Nach speziellen Magenbehandlungen mit Botox in der Türkei haben mehrere Menschen in Deutschland eine Vergiftung bekommen. „Alle haben gemeinsam, dass sie sich Ende Februar in Istanbul in der Türkei Behandlungen unterzogen haben, bei denen Botulinum-Toxin in die Magenwand injiziert wird“, teilte das RKI am Freitag mit.
Mittlerweile (Stand: Dienstag, 14. März) ist die Zahl der bekanntgewordenen Vergiftungsfälle gestiegen: Zwölf Menschen seien laut RKI betroffen, sie verteilen sich auf fünf Bundesländer. Um welche es sich handelt und was bei den Behandlungen schiefging, ist bislang nicht bekannt. In einem vorherigen Bericht aus der letzten Woche war noch von neun bekannten Fällen die Rede.
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Hochgiftige Botulinum-Neurotoxine
Die Krankheit Botulismus ist laut RKI selten, „jedoch sehr ernst“. Sie sei nicht von Mensch zu Mensch übertragbar und werde von den hochgiftigen Botulinum-Neurotoxinen verursacht. Unter dem Namen Botox ist der Stoff auch für Schönheitsbehandlungen bekannt.
Im Magen wird er laut RKI unter anderem zur Behandlung von spastischen Erkrankungen der Muskulatur eingesetzt. „Auch soll eine entsprechende Injektion von BoNT/A dazu führen, dass die Magentätigkeit reduziert wird und damit zur Gewichtsreduktion beiträgt“, hieß es weiter. Zum Anlass für die Behandlung in den konkreten Fällen könne keine Angabe gemacht werden, teilte das RKI auf Anfrage mit. Die Behandlungen hätten alle zwischen dem 22. und dem 25. Februar stattgefunden.
Die Türkei ist bekannt für allerlei medizinische Behandlungen, wie etwa Zahnbehandlungen, Haartransplantationen oder andere Schönheitsoperationen und Anwendungen. Der Gesundheits-Verband Satugem rechnet für das Jahr 2023 mit einer Million sogenannter Gesundheitstouristen.
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Das sind die typischen Symptome
Das RKI rief Menschen, die seit dem 22. Februar eine solche Magenbehandlung mit Botox in Istanbul erhalten und Symptome haben, auf, einen Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen.
Zu den typischen Symptomen zählen laut Behörde:
- Sehstörungen
- Sprachstörungen
- Schwächegefühl in den Extremitäten
- Schluck- und Atembeschwerden, die üblicherweise zwischen drei bis zehn Tagen nach der Behandlung auftreten.
Angesichts der anfangs eher unspezifischen Symptome sei es möglich, dass es in Deutschland noch mehr Fälle gebe. „Inwieweit hier eine fehlerhafte Dosierung/Behandlung vorliegt oder vorgelegen hat, wird aktuell von den türkischen Behörden untersucht“, teilte das RKI zudem mit.
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Experte: Behandlung eher nicht empfehlenswert
Die Botox-Behandlung sieht eine deutsche Fachgesellschaft mit Skepsis. „Der Nutzen dieses Eingriffs ist bisher nicht gut genug belegt. Wir beobachten das kritisch und sprechen keine Empfehlung aus“, sagte der Präsident der Vereinigung der Deutschen Ästhethisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), Detlev Hebebrand. Im seriösen Bereich gebe es für Magen-Botoxbehandlungen in Deutschland bisher keinen großen Markt.
„Der Effekt einer solchen Behandlung dürfte kaum länger als etwa sechs Monate anhalten“, sagte Hebebrand. „Dabei ist fraglich, ob der Nutzen des Eingriffs überhaupt über den Effekt eines Scheinmedikaments hinausgeht.“ An Beobachtungsstudien nähmen Menschen mit Motivation zum Abnehmen teil, was die Ergebnisse verzerren könne.
„Bei diesen Magenbehandlungen werden wesentlich höhere Botox-Mengen eingesetzt als etwa gegen Falten im Gesicht“, sagte der Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie aus Rotenburg. Es sei unklar, wie lange es dauert, bis der Stoff im Körper wieder abgebaut wird.
Es handelt sich um ein endoskopisches Verfahren, das durch den Mund und ohne Vollnarkose durchgeführt wird. In der Folge soll sich die Magenbewegung verringern. Ziel ist eine länger anhaltende Sättigung. (dpa/ija/vdü)