Wurde Maja Winter beim Kauf getäuscht?

Bremerhavenerin kann ihr Traumhaus nur noch im Schutzanzug betreten

von André Goltzsche, Carmen Gocht und Johanna Kroke

Es ist ein muffiger Geruch, der in den Zimmern hängt. Als Maja Winter den 70er-Jahre Bau zum ersten Mal besichtig, fällt ihr das nicht auf. Doch der Traum vom Eigenheim wird für die 46-Jährige zum Albtraum.

Mit einem Schlag unbewohnbar

Winter ist morgens auf der Arbeit, als sie der Anruf des Gutachters erreicht: „Frau Winter, Sie müssen da sofort ausziehen.“ In ihrem Haus wurde Formaldehyd gefunden, erklärt Winter das Gutachten im Interview mit RTL. Die Chemikalie käme in Holzschutzmittel vor, heißt es, und ist stark krebserregend.

In den 70er-Jahren war das noch nicht bekannt. Deshalb sei Formaldehyd oft beim Hausbau verwendet, so auch in Maja Winters Haus. Und ist verantwortlich für den unangenehmen Geruch. Der Schock sitzt tief, zwei Jahre lang wohnte die 46-Jährige in ihrem Haus.

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46-Jährige ahnte beim Kauf nichts

Von außen wirkt das Haus unauffällig, aber im Inneren ist es verseucht mit Formaldehyd.
Von außen wirkt das Haus unauffällig, aber im Inneren ist es verseucht mit Formaldehyd.
RTL.de

„Ich habe den Geruch das erste Mal wahrgenommen, als ich das Haus im März übergeben bekommen habe,“ erinnert sich Winter. Sie habe das Kaufangebot zuvor bei der ansässigen Sparkasse in Bremerhaven entdeckt und sei sofort begeistert gewesen.

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Auch bei der ersten Besichtigung mit der Maklerin sei Winter nichts aufgefallen. Und so ahnt sie nicht, welcher Gefahr sie sich in ihrem neuen Zuhause aussetzt. Stattdessen renoviert sie und richtet sich in ihrem neuen Zuhause ein. Zwei Jahre lang wohnt Winter in dem Haus und investiert ihr Erspartes. Im Laufe der Zeit habe sie sich an den Mief gewöhnt, erzählt sie.

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Winter: "Ich habe eigentlich nichts mehr"

Jetzt steht Maja Winter vor dem Nichts. Alles im Haus sei verseucht, ihre neuen Möbel jetzt Sondermüll, sagt sie traurig. Übrig geblieben sei nur ein großer Schuldenberg. In ihrer Verzweiflung konfrontiert sie direkt die Sparkasse mit dem Ergebnis des Gutachtens. Doch die wiegelt ab, erinnert sie sich: „Da hat man sich auf den Maklervertrag berufen, dass sie dafür keine Haftung übernehmen würden.“

Doch Winter gibt nicht auf und zieht vor Gericht – mit Erfolg! Das Landgericht Bremen verkündet in einem sogenannten Hinweisbeschluss: "Die Kammer kommt bei vorläufiger Würdigung der Zeugenaussagen zu der Einschätzung, dass die Behauptung der Klägerin zutreffen dürfte.“

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Gericht sieht Täuschung

„Dieses Verhalten der Maklerin würde nach bisheriger Wertung eine Täuschung begründen, die sich die Beklagte zurechnen lassen muss,“ heißt es weiter im Beschluss des Landgerichts. Es ist noch kein endgültiges Urteil, aber eine klare Tendenz.

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Alle Parteien haben jetzt noch Zeit, weitere Argumente einzureichen. Aber das Gericht hat bereits deutlich gemacht, dass Maja Winter nach vollständiger Beweisführung Schadenersatz zustehen dürfte.