Mediziner schätzt ein

Diagnose-Revolution? Smartphone kann Diabetes nach wenigen Sekunden erkennen!

Man Pierce his fingertip before doing blood test with personal glucometer
Eine App soll anhand der Sprache erkennen können, ob eine Diabetes-Erkrankung vorliegt.
Zoonar.com/Olena Mykhaylova

Diagnose per Spracherkennung!
Laut einer Studie, die auf „Mayo Clinic Proceedings Digital Health“ erschien, soll es einer Smartphone-App gelingen, anhand der Sprache zu erkennen, ob eine Diabetes Typ 2-Erkrankung vorliegt. Ist das der Durchbruch in der Diabetes-Forschung? Medizinjournalist und Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht ordnet die Studie für uns ein.

Forscher stellen vor: Diagnose per künstlicher Intelligenz

Das in Toronto, Kanada, ansässige Unternehmen Klick Health hat 287 Probanden sechsmal täglich über 14 Tage lang die folgenden Sätze aufzeichnen lassen: „Hallo, wie geht es dir? Wie hoch ist mein Glukosespiegel gerade?“ Im Vorfeld habe man bereits gewusst, dass von den Probanden 75 Personen Diabetes Typ 2 haben. Ziel sei es gewesen, anhand der insgesamt 18.465 Sprachaufnahmen akustische Merkmale herauszufinden, „um Unterschiede zwischen Nicht-Diabetikern und [Diabetikern] zu analysieren und eine Vorhersagemethode für den [Diabetes]-Status zu erstellen“, so heißt es in der Veröffentlichung.

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Das Ergebnis: Man habe tatsächlich „signifikante Unterschiede“ finden können – das auffälligste Merkmal sei die Stimmhöhe gewesen. Insgesamt habe man eine Vorhersagegenauigkeit von rund 70 Prozent erreicht. Wie die Forscher schreiben, habe die Sprachanalyse das Potenzial, ein Voruntersuchungs- oder Überwachungsinstrument für Diabetes Typ 2 zu werden – insbesondere in Kombination mit anderen mit der Erkrankung verbundenen Risikofaktoren.

Experte sieht einen entscheidenden Schwachpunkt

Doch wie sind diese Ergebnisse einzuschätzen? Bedeuten sie eine Revolution für Betroffene? Dr. Christoph Specht hat dazu eine klare Meinung und erklärt zunächst: „Stimme und Krankheit haben immer schon viel miteinander zu tun gehabt.“ Es sei also kein völlig neuer Ansatz.

Einen Schwachpunkt sieht der Experte vor allem in der Zusammensetzung der Probandengruppe. Denn: „Es wäre mal interessant gewesen, was passiert wäre, wenn auch Raucher dabei gewesen wären – sowohl Diabetiker als auch nicht Diabetiker“ Es sei schließlich bekannt, dass Rauchen auch einen Einfluss auf die Stimme hat. „Hätte das die Erkennungsrate reduziert? Vermutlich ja.“

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Keine Revolution - aber ein guter Wegweiser

Insgesamt stelle die Studie laut des Experten keine Revolution dar. Denn: Es gebe bereits recht einfach zu handhabende Mittel, um zu testen, ob eine Person Diabetes hat oder nicht. „Wir können den Blutzucker messen und Werte erheben. Insofern brauchen wir hier nicht die Stimme.“

Weiter erklärt er: „Das ist jetzt nichts, dass man erkennen kann, ob jemand eine Erkrankung hat, für die es sonst keine Erkennungsparameter gibt.“ Ein Beispiel: Eierstockkrebs – wird dieser entdeckt, sei er meist schon weit fortgeschritten. „Könnte man eine solche Erkrankung anhand der Stimme erkennen, wäre das natürlich ein großer Fortschritt.“

Auch wenn es sich nicht um eine Revolution handelt: „Wissenschaftlich ist das ganz interessant. Es zeigt, wohin die Reise insgesamt geht.“ Diabetes werde nicht die einzige Krankheit bleiben, bei der man solch ein Pre-Screening macht.

Zwar sei so etwas kein hundertprozentiges Diagnose-Tool, aber ein Vor-Test – „dass man weiß, wo man mal genauer hinschauen sollte.“ Auch sei das eine einfache Möglichkeit, um die Dunkelziffer der Diabetiker zu verringern – denn viele Menschen liefen herum, ohne zu wissen, dass sie es haben.