Warnung auch vor den Feiertagen

Folge des Corona-Haustierbooms: Situation in Tierheimen immer dramatischer

black cat looking longingly through railings into freedom - back view
Die Tierheime bekommen den Haustierboom aktuell deutlich zu spüren. Zudem warnen sie vor tierischen Weihnachtskäufen.
Waltraud Ingerl

Während wir Menschen mitunter während der Corona-Zeit so unsere Probleme hatten, gibt es dennoch diejenigen, die Lockdown, Home Office und Co. vermutlich in vollen Zügen genießen konnten: unsere Haustiere. Endlich ist Herrchen auch mal zu Hause, endlich gibt’s den ganzen Tag über Streicheleinheiten und ein langer Spaziergang am Mittag ist auch drin. Was sich zunächst als positiver Nebeneffekt der Pandemie herausstellt, wird jetzt chaotisch.
Als Folge des Haustierbooms während der Corona-Lockdowns geraten viele deutsche Tierheime an ihre Grenzen. „Seit dem Sommer müssen immer wieder einzelne Tierheime Aufnahmestopps verhängen, in Teilen Deutschlands spitzt sich die Lage zu“, sagte Hester Pommerening vom Deutschen Tierschutzbund.

Viele Menschen geben Tiere wieder im Tierheim ab

Während die Vermittlungslage bis Anfang 2021 relativ normal oder aufgrund der hohen Nachfrage nach Tieren sogar besser gewesen sei, habe sich dies mit Ende des zweiten Lockdowns im Frühjahr 2021 umgekehrt. Die Nachfrage sei nicht mehr so groß, während gleichzeitig zahlreiche Abgabetiere, Fundtiere und beschlagnahmte Tiere hinzukommen. „Manche Tierheime haben zwar nach wie vor höchstens mit Einzelfällen von Abgaben und kaum veränderten Beständen zu tun, andere Tierheime hingegen haben gerade ganz massiv zu kämpfen“, sagte Pommerening.

Sven Fraaß vom Hamburger Tierschutzverein, der das Tierheim in der Süderstraße trägt, sagt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: „Es haben sich definitiv mehr Menschen Tiere geholt.“ Weil die Vermittlung gut klappe, seien die Zahlen im Tierheim trotz vieler Aufnahmen bisher nicht so hoch. Da es teilweise nicht mehr so einfach möglich war, einfach im Tierheim vorbeizukommen, habe man bei der Vermittlung mehr auf das Internet gesetzt. „Wir haben auch die Tiervorstellungen auf unserer Webseite stark ausgebaut“, sagte Fraaß. Das sei gut angenommen worden.

Lese-Tipp: Hier bekommen Handicap-Hunde ihre zweite Chance

Kein Geschenk zu Weihnachten: Tierkauf will gut überlegt sein

16.12.2021, Hamburg: Leo, ein Mischlingswelpen, steht vor einem Hundehaus im Tierheim in der Süderstraße. Als Folge des Haustierbooms während der Corona-Lockdowns geraten viele deutsche Tierheime an ihre Grenzen. Foto: Christian Charisius/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Ja, Tiere sind süß. Aber sie stellen keine geeigneten Weihnachtsgeschenke dar.
chc, dpa, Christian Charisius

Besonders die bevorstehenden Feiertage machen dem Tierschutzbund Sorgen: „Leider erleben wir alle Jahre wieder, dass Tiere zum Weihnachtsfest verschenkt werden“, sagte Pommerening. „Aus Tierschutzsicht muss klar gesagt werden: Tiere gehören nicht unter den Weihnachtsbaum.“ Auch von Spontan- und Überraschungskäufen rate man dringend ab. Viele Tiere endeten dann im Tierheim.

Ein Hund zum Beispiel ist zwar ein treuer Weggefährte – er bedeutet aber auch viel Arbeit und ist nicht selten rund zehn Jahre an Ihrer Seite. Überlegen Sie also gut, ob Sie für den Vierbeiner sorgen können. (dpa/vdü)

Lese-Tipp:Tierheim in Hamburg macht zu Weihnachten dicht