Keine generelle Impfempfehlung erwartet
Entwurf der Stiko: Diese Kinder sollten gegen Corona geimpft werden!
Empfehlung der Impfkommission erwartet
Kein Weg führt an ihnen vorbei: In Sachen Impfung hat die Ständige Impfkommission (Stiko) des Robert-Koch-Instituts den Hut auf. Die Empfehlungen, die das Expertengremium ausspricht, sind zwar nicht bindend – aber haben höchstes Gewicht. In Sachen Corona-Impfung von Kindern haben die Wissenschaftler sich aber Zeit gelassen. Zurecht: Erst einmal will die Faktenlage genau studiert sein. Doch schon lange brandet eine heftige Diskussion um das Thema. Resultat: Die Meinungen gehen teilweise weit auseinander. Jetzt ist vorab bekannt geworden, welche Empfehlung die Stiko morgen voraussichtlich aussprechen wird. Alle Fragen und Antworten dazu finden Sie noch einmal hier!
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Bei diesen Vorerkrankungen sollte geimpft werden
Laut einem vorläufigen Entwurf empfiehlt die Stiko, dass nur Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren geimpft werden sollen, die bestimmte Vorerkrankungen haben. Das Gremium nennt in einem als vertraulich gekennzeichneten Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, rund ein Dutzend Krankheitsbilder, die mit anzunehmendem erhöhtem Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf einhergehen.
- Die Stiko listet auf: Fettleibigkeit, angeborene oder erworbene Immundefizienz oder relevante Immunsuppression, schwere Zyanose, schwere Herzinsuffizienz, schwere pulmonale Hypertonie, chronische Lungenerkrankungen mit einer anhaltenden Einschränkung der Lungenfunktion, chronische Niereninsuffizienz, chronische neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen, maligne Tumorerkrankungen, Trisomie 21 (Down-Syndrom) und syndromale Erkrankungen mit schwerer Beeinträchtigung.
- Zusätzlich sieht der Stiko-Entwurf eine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren vor, „in deren Umfeld sich Angehörige oder andere Kontaktpersonen mit hoher Gefährdung für einen schweren Covid-19-Verlauf befinden, die selbst nicht geimpft werden können oder bei denen der begründete Verdacht auf einen nicht ausreichenden Schutz nach Impfung besteht (z.B. Menschen unter relevanter immunsuppressiver Therapie)“.
Noch keine Impfung für Kinder unter 12 Jahren
Wenn es eine Impfzulassung für Kinder ab 12 Jahren gibt, könnte es beim Impfen altersmäßig schnell weiter rückwärts gehen, sagte Mitte Mai Rolf Hömke, Sprecher des Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. Biontech hat demnach schon im März mit einer Studie mit Kindern ab 6 Monaten und bis unter 12 Jahren begonnen, in der verschiedene Altersgruppen unterschieden werden. Erste Ergebnisse für Kinder ab 5 Jahren könnten dem Hersteller zufolge noch in diesem Sommer vorliegen.
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# Frage: Kann man ein gesundes Kind dennoch impfen lassen?
Antwort: Ja, so hatte es Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bereits angekündigt, ohne die Empfehlung der Stiko abzuwarten. Kinder und Jugendliche sollen demnach in die Impfkampagne eingebunden werden. Es sei dann eine individuelle Entscheidung von Eltern mit ihren Kindern und den Ärzten. Wie es im Empfehlungsentwurf heißt, soll der Piks „nach ärztlicher Aufklärung und bei individuellem Wunsch und Risikoakzeptanz des Kindes oder Jugendlichen bzw. der Sorgeberechtigten möglich“ sein.
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# Frage: Welche Nebenwirkungen hat die Impfung?
Antwort: Insgesamt bewerten die Autoren einer Studie im „New England Journal of Medicine“ die Impfung für die Kinder als gut verträglich, die Impfreaktionen seien überwiegend mild bis moderat gewesen. Ähnlich wie in anderen Altersgruppen klagten die Kinder am häufigsten über Schmerzen an der Einstichstelle (79 bis 86 Prozent der Kinder nach der ersten, beziehungsweise zweiten Dosis), Müdigkeit (60 bis 66 Prozent) und Kopfschmerzen (55 bis 65 Prozent). Etwa 20 Prozent bekamen nach der zweiten Impfung Fieber.
Die Beschwerden verschwanden meist innerhalb von wenigen Tagen. Rund die Hälfte der Kinder (50,8 Prozent) nahm nach der zweiten Spritze ein Mittel gegen Fieber und Schmerzen ein. Schwere unerwünschte Wirkungen wie Thrombosen oder einen anaphylaktischen Schock habe es im Zusammenhang mit der Impfung nicht gegeben, berichten die Wissenschaftler. Allerdings lässt die geringe Gesamtzahl von 1131 Geimpften nur bedingt Rückschlüsse über seltene Nebenwirkungen zu.
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#Frage: Was kann für eine Impfung eines gesunden Kindes sprechen?
Antwort: Mit einer Impfung lassen sich natürlich auch Covid-Langzeitfolgen wie Geruchs- und Geschmacksverlust und Müdigkeit und das Risiko des sogenannten Pädiatrischen Multisystem-Inflammationssyndroms (PIMS) vermeiden. PIMS ist eine schwere Erkrankung Wochen nach der Infektion, die bisher aber als selten und gut behandelbar gilt. Von Langzeitfolgen betroffen sind nach Schilderungen von Ärzten eher Jugendliche als kleine Kinder.
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# Frage: Werden Impfungen aller Kinder zwingend für Herdenimmunität gebraucht?
Antwort: Das hängt auch von der weiteren Entwicklung der Pandemie und der Impfbereitschaft unter Erwachsenen ab. Minderjährige haben einen Anteil von 16,4 Prozent an der Bevölkerung hierzulande - für Kinder unter zwölf Jahren ist bisher aber gar kein Impfstoff zugelassen. Als Schwelle für den weitgehenden Verzicht auf Maßnahmen und Regeln müssen laut RKI mehr als 80 Prozent der Bevölkerung immun sein, entweder durch eine vollständige Impfung oder eine durchgemachte Infektion plus Impfung. Sollte sich eine ansteckendere Virusvariante durchsetzen, könnten noch mehr Immune nötig sein. Bislang hat rund die Hälfte der Menschen im Land noch nicht einmal eine erste Dosis bekommen. Im Gegensatz zur Situation bei der Grippe gelten Kita- und Grundschulkinder nicht als besondere Treiber der Pandemie.
# Frage: Gibt es überhaupt schon genügend Impfstoff für Kinder?
Antwort: Die streng festgelegte Reihenfolge bei der Corona-Impfung ist seit diesem Montag bundesweit aufgehoben. Mit dem Ende der sogenannten Priorisierung haben alle ab zwölf Jahren nun zumindest theoretisch die Möglichkeit, einen Impftermin zu bekommen. Impfstoffe sind aber weiter rar, speziell für Kinder reservierte Dosen gibt es nicht. Für mehrere Experten ein Argument, mit dem Immunisieren gesunder Kinder zu warten: Es gebe noch zu viele gefährdete Erwachsene ohne Impfung. (dpa/ija)
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